Fotoshooting zum Start ins Leben

Wenn Giselle Mariana Fritzke etwas in Angriff nimmt, dann legt sie sich voll ins Zeug. Die gebürtige Brasilianerin hatte bereits vielfältige Berufserfahrungen gesammelt, bevor sie sich 2019 selbstständig machte und zwei Jahre später in Schlins ein Fotostudio gründete. Das Besondere daran: Mit großer Hingabe fotografiert sie fast ausschließlich Neugeborene und Babys bis zum Alter von einem Jahr. 

FOTOS: TM-HECHENBERGER, GISELLE FRITZKE

Ihr Studio im Untergeschoss des Schlinser Gemeindeamtes ist Sommer wie Winter wohlig warm. Leise Musik, komfortable Sitzgelegenheiten und angenehmes Licht sorgen für gemütliche Atmosphäre. „Das ist wichtig für meine Arbeit”, erklärt Giselle Mariana Fritzke. Denn ihr Anspruch sind nichts weniger als perfekte Bilder. Und dazu müssen die winzigen Models mitspielen. 

Die Fotografin bereitet ihre Shootings mustergültig vor. Schon vorab werden mit den Eltern alle Details abgesprochen, sodass diese die gewünschte Szenerie bereits vorfinden, wenn sie mit ihrem Kind ins Studio kommen. Die Jungunternehmerin geht ganz auf die Wünsche ihrer Kunden ein. Lieblingsfarben, Lieblingsposen, mit oder ohne Kuscheltier, besonderer Hintergrund – „Giselle‘s Photography” macht es möglich. Dafür steht ein riesiges Sortiment an Spielsachen, Babykleidern und Accessoires bereit, im Lager finden sich Tücher in allen (Pastell-)Farben sowie lange, fließende Kleider für schwangere Frauen. Der Beginn eines neuen Lebens soll von Beginn an in harmonischen Bildern dokumentiert werden. 

„In Brasilien ist es üblich, das Baby im ersten Jahr jeden Monat fotografieren zu lassen, um die Veränderungen in dieser Zeit festzuhalten”, erzählt Giselle Mariana Fritzke. Sie selbst hat sich von einer Hebamme zeigen lassen, wie sie mit den Säuglingen umgehen muss, damit diese sich entspannt in der gewünschten Pose ablichten lassen. So manche junge Mutter hat sich bei der Fotografin schon den einen oder anderen Kniff abgeschaut. 

„Ich selber vergesse bei einem Shooting alles andere”, erzählt Giselle Fritzke. Da kann es schon einmal vorkommen, dass sie ganz erstaunt aufhorcht, wenn der eigene Sohn plötzlich im Studio steht, weil die Schule bereits zu Ende ist. Im Durchschnitt dauert ein Baby-Shooting zweieinhalb bis drei Stunden, wenn Geschwisterkinder mit aufs Foto sollen, entsprechend länger. 

Know-how

Das nötige Know-how für ihren Traumjob hat sich Giselle Fritzke selbst beigebracht – bei Seminaren, mit Online-Kursen und beim Fotografieren der eigenen Kinder. 2015 hat sie eine Ausbildung in Babyfotografie abgeschlossen. „Als mein älterer Sohn zehn war, gab es von ihm 22.000 Bilder”, lacht die Jungunternehmerin. Heute lässt sich der inzwischen 16-Jährige nicht mehr so gerne fotografieren. Dabei hat seine Mutter das Spiel mit Licht und Schatten inzwischen perfekt im Griff. Jedes Bild wird außerdem am Computer nachbearbeitet, jeder kleinste Makel entfernt. 

Solche Babyfotos sind nur möglich, wenn alle Beteiligten entspannt agieren.

Giselle Fritzke wollte schon als Kind Fotografin werden, befürchtete aber, nicht von diesem Beruf leben zu können. Als sie 2004 mit ihrem Mann nach Österreich kam, büffelte sie erst einmal ordentlich Vokabeln, konjugierte wochenlang Verben und versuchte sich in verschiedensten Jobs. Gut fünf Jahre nach der Geburt des ersten Sohnes begann sie, an der FH Dornbirn Mechatronik zu studieren. Zwei Jahre lang zog sie als Postbotin in Feldkirch von Tür zu Tür. Ihre wahre Berufung entdeckte sie, als sie 2015 bei „Baby Smile” anheuerte – einem Unternehmen, das unter anderem im Krankenhaus Bludenz professionelle Fotos der Neugeborenen anbietet. 

„Dort habe ich mein bestes Zeugnis bekommen”, strahlt Giselle Mariana Fritzke. Dieses machte ihr Mut, sich als Babyfotografin selbstständig zu machen. 2021 mietete sie kurzerhand Räume im Untergeschoss des Schlinser Gemeindeamtes, baute sich fast ihr gesamtes Inventar selbst, verteilte fleißig Visitenkarten, warb in sozialen Medien und wartete auf Kundschaft. Corona verpasste der ehrgeizigen Unternehmerin anfangs einen gewaltigen Dämpfer, doch inzwischen klopfen immer mehr angehende Eltern und auch Hochzeitspaare bei ihr an, um sich und ihre Kinder perfekt in Szene setzen zu lassen. „Ich überlege bereits, ob ich dieses Jahr jemanden einstellen kann”, blickt Giselle Fritzke zuversichtlich in die Zukunft. Denn sie arbeitet gerne im Team, wünscht sich jemanden, der ihr beim Organisieren und Vorbereiten, aber auch während der Shootings zur Hand geht. Er oder sie muss sich allerdings ebenso leidenschaftlich auf die Babyfotografie einlassen. „Ich gebe alles für meine Firma”, versichert die 38-Jährige. „Mein Unternehmen ist die Tochter, die ich nicht habe.”

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