Internationaler Flair auf der „Ziegenwiese“

Im Sommer quälen sich Wohnwagen aus aller Herren Länder die enge Straße oberhalb von Nenzing hinauf. Ihr Ziel ist einer der besten Campingplätze Europas auf der Garfrenga. Aber auch für jene, die inmitten einer idyllischen Landschaft einfach nur gut essen möchten, lohnt sich ein Ausflug auf die Ziegenwiese – das nämlich bedeutet das rätoromanische Wort Garfrenga.

Wer besonderes Glück hat, trifft in der Garfrenga Stuba den Hausherrn an, wenn er gerade Zeit hat für ein Schwätzchen. Denn Sepp Morik hat viel zu erzählen – von seinen Reisen oder der Zeit am Arlberg, als er als Fotograf und Schilehrer zahlreiche Prominente kennen lernte.
Doch nun der Reihe nach:
Eigentlich ist Josef Morik gelernter Tischler. Er hatte soeben den Präsenzdienst abgeschlossen, als ihn sein Nachbar, Fotograf Erich Roth, aufforderte, nach Zürs mitzukommen. Er brauche einen Fotografen und habe ihm schon genug gezeigt, wie man mit der Leica umgehen muss. „Piekfein in Anzug und Krawatte habe ich da sicher 40.000 Fotos pro Saison gemacht,” berichtet Josef Morik von einer aufregenden Zeit, in der er Einblicke in die Welt der Schönen und Reichen gewann. Da er in seiner Jugend Schirennen gefahren war, wurde er zudem bald als Privatschilehrer angeheuert. So hat er etwa den Industriellen Gunter Sachs und seine Frau beim ersten Abschlag an der Indoor-Golfanlage am Zürserhof abgelichtet  und war mit den holländischen Prinzen, der Schwedischen Königin und Caroline von Monaco auf der Piste. „Die jordanische Königin Nuhr war die Einzige, die nicht in meiner Spur fahren wollte”, erinnert er sich gerne. Die Stammgäste lieben Sepp Moriks Geschichten. – „Speziell ein Paar, das regelmäßig zu uns essen kommt. Denen muss ich jedes Mal eine neue Story erzählen.”

Gertie und Josef Morik sind sehr gesellige Gastgeber. Paul Amann: "Da fühle ich mich wohl."
Gertie und Josef Morik sind sehr gesellige Gastgeber.
Paul Amann: „Da fühle ich mich wohl.“

Gertie Morik sorgt für Gemütlichkeit

Doch die Gäste kommen nicht nur wegen der Geschichten und dem atemberaubenden Blick auf das Rhätikongebirge. Denn Sepp Morik und sein Bruder Anton setzten von Anfang an auf Qualität, als sie in den 70er Jahren beschlossen, an diesem abgelegenen Ort einen Campingplatz aufzubauen – und dieser Anspruch gilt auch für das Restaurant. In den gemütlichen Sitzecken und auf der großen Terrasse der Garfrenga Stuba ist zudem überall die Handschrift von Gertie Morik zu spüren. Die gebürtige Niederländerin hat ein Händchen für Innenarchitektur und eine offene, freundliche Art, die jedermann sofort willkommen heißt. Vom gemütlichen Stüble bis zur großen Stube, in der bis zu 90 Gäste bewirtet werden können, ist das Team auch für Veranstaltungen jeder Art bestens gerüstet. Im Sommer zieht es die Gäste vor allem auf die große Terrasse und in den Garten, wo man bei Kerzenlicht unter alten Obstbäumen speist, oder in die gemütlichen Lounge-Ecken am Pool.

Ein weit gereister Koch zaubert regionale Gerichte

Auf der Speisekarte stehen Klassiker wie „die Fuhre Mist”, aber auch Wild aus dem Gamperdonatal und andere regionale Spezialitäten. In der Küche ist zurzeit Rainer Fetz für das Wohl der Gäste verantwortlich. Der Küchenchef aus dem Bregenzerwald ist weit herumgekommen. Er hat schon im 4 Sterne-Hotel Petroff Palace in Moskau gekocht, stand in der Küche eines Fluss-Schiffes in St. Petersburg, lebte in London und arbeitete auf einem Kreuzfahrtschiff in Norwegen. Vor 15 Jahren sind er und seine russische Frau in Frastanz sesshaft geworden. Gemeinsam mit seinem Team zaubert Rainer Fetz in der Garfrenga Stuba bodenständige Gerichte mit regionalen Zutaten. Neben verschiedenen Bieren der Brauerei Frastanz empfiehlt das Team dazu gerne feine Weine österreichischer Winzer. Tochter Michelle Morik, die sich extra zur Sommelière ausbilden ließ, hat kürzlich  die Rotweine von Jaqueline Klein für sich entdeckt. Doch bevor groß eingekauft wurde, hat sie eine Verkostung organisiert, bei der das gesamte Team der Garfrenga Stuba und auch einige Stammgäste um ihre Meinung gefragt wurden. „Denn ich habe schon einen sehr eigenen Geschmack. Der Wein soll vor allem aber unseren Gästen schmecken.”

In Abfahrtshocke ins Camping-Gewerbe

Als die Eltern vor einigen Jahren davon redeten, das Gasthaus und den Campingplatz zu verkaufen und sich zur Ruhe zu setzen, hat Michelle vehement protestiert. „Zweieinhalb Jahre müssen sie noch durchhalten, dann übernehme ich”, freut sich die 26jährige schon auf diese Aufgabe. Damals noch als aktive Schirennläuferin des ÖSV, beschloss sie vor vier Jahren, dass sie nichts anderes tun will. „Ich bin hier aufgewachsen, das alles gehört zu meinem Leben.” Parallel zur Rennkarriere hat Michelle Morik Wirtschaft studiert und anschließend Hotelmanagement inskribiert. Es ist ihr wichtig, dass sie mitreden kann und nicht von einem Steuerberater abhängig ist. Das Schifahren hat sie in der letzten Saison an den Nagel gehängt. „Ich war immer wieder verletzt. Den Entschluss habe ich keinen Tag bereut.” Sie konzentriert sich jetzt lieber ganz auf das Studium in Wien. Geht alles nach Plan, hat sie 2018 den Abschluss in der Tasche. Obwohl ihr Vater bereits angekündigt hat, dass er sich dann in den Nenzinger Himmel zurückzieht und Mutter Gertie von vielen Reisen nach Südafrika träumt, hofft die Tochter, dass ihr die Eltern trotzdem weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen. „Ich habe große Achtung davor, was sie da aufgebaut haben.”

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Ehrgeizige Pläne für die Zukunft

Michelles Zukunftspläne haben auf der Garfrenga jedenfalls schon einen Bauboom ausgelöst. So soll etwa die gemütliche Lounge auf der Terrasse schon in diesem Frühjahr deutlich erweitert werden. Außerdem gibt es Pläne für insgesamt 20 Ferienwohnungen. Der Ludescher Architekt Reinhold Hammerer hat vorgeschlagen, diese auf Stelzen in den Hang zu platzieren. Für vier Personen konzipiert und mit jeweils einer großen Terrasse, sollen diese modernen Komfort in der ursprünglichen Landschaft garantieren. „Wie schon beim Umbau unseres Wellness-Bereiches setzen wir dabei auf eine nachhaltige Bauweise”, erklärt Michelle Morik. Heimisches Holz und ressourcenschonende Heizsysteme sollen sicherstellen, dass sich die zwanzig Lodges in den Lieblingsplatz ihrer Kindheit ebenso gut einfügen wie die anderen Bauten. Der Blick über die Anlage verrät nämlich nicht, dass auf dem 5 Sterne-Campingplatz auf der „Ziegenwiese” pro Jahr rund 75.000 Nächtigungen zusammenkommen.

Das Team der Garfrenga Stuba ist in der warmen Jahreszeit (30. April bis November) täglich ab 11.30 Uhr für die Gäste da. Im Winter ist das Restaurant am Mittwoch und Donnerstag ab 17 Uhr, am Freitag von 11.30 bis 14 sowie ab 16 Uhr sowie am Samstag und Sonntag ab 11 Uhr geöffnet. Während der Osterferien (26.3. bis 3.4.) sind die Gäste ebenfalls täglich ab 11.30 Uhr herzlich willkommen.

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