Vor 15 Jahren wurde der Betrieb in der Nüziger Textilfabrik Lorünser eingestellt. Eine Nachnutzung war bisher aus rechtlichen Gründen nicht möglich. Ein Hochwasserschutzprojekt tut nun neue Chancen auf.
„Das gibt tolle Wohnungen und Büros mit einer Raumhöhe von fast drei Metern”, hat der Geschäftsführer der Hotel Stern AG und Co KG, Manfred Rädler, die Veränderungen bereits lebendig vor Augen. Die Gegebenheiten innerhalb des massiven Gemäuers rufen geradezu nach großzügigen Lofts mit mindestens 80 und bis zu 200 Quadratmetern Wohnfläche. Es ist genügend Platz für rund zwanzig Einheiten. Obwohl das 1888 errichtete Gebäude zudem noch wunderschön gelegen ist, stand es über Jahre leer. Der Grund dafür liegt unter dem Fundament: Der Mühlebach wurde einst gefasst und rauscht nun in einem Rohr unter der Fabrik durch. Das Gewässer ist öffentliches Gut, rechtlicher Besitzer also die Republik Österreich. Obwohl die Hotel Stern AG mit Sitz in Frastanz das Fabriksgebäude vor Jahren ersteigert hat, kann sie über den Bach im Keller nicht verfügen. „Das macht es rechtlich unmöglich, hier Eigentumswohnungen zu errichten,” erklärt Manfred Rädler. Zwar gebe es auch Juristen, die der Meinung sind, dass das Recht auf den Bach längst „ersessen” sei, doch bis zu einer bindenden Entscheidung der Gerichte könnte noch viel Zeit vergehen. Nun tut ausgerechnet der Hochwasserschutz neue Chancen auf. Das Gerinne des Mühlebachs ist nämlich einem Hochwasser, wie es statistisch alle hundert Jahre einmal vorkommt, nicht gewachsen.
„Normalerweise wird ein Hochwasserschutzprojekt ja von unten nach oben umgesetzt”, erklärt der Nüziger Bürgermeister Mag. (FH) Peter Neier. Da sich aber die Situation am Ober- und am Unterlauf des Mühlebachs dadurch nicht verschlechtert, kann der Abschnitt am Burgweg vorgezogen werden. Land und Bund fordern, dass der Mühlebach wieder an die Oberfläche geholt wird, und auch die Gemeinde sieht die Chance, dass das einstige Wahrzeichen von Nüziders durch die Umlegung des Baches zu neuem Leben erwacht. Land, Bund und Gemeinde investieren rund 600.000 Euro in das Hochwasserschutzprojekt, welches durch Grundtausch mit der Republik Österreich erst ermöglicht wurde. Künftig wird der Bach rechts direkt neben dem Fabriksgebäude Richtung Dorf fließen. Das Gelände nebenan möchte die Hotel Stern AG für eine Tiefgarage mit unterirdischem Zugang nutzen. Geht alles nach Plan, könnte im Frühjahr 2017 mit dem Umbau zum Wohn- und Bürohaus begonnen werden.