Schönes bewahren…

Hermann Brunner hat die ehemalige Lackier-Werkstatt seines Tischlereibetriebs zum Ausstellungsraum umgebaut. Stolz zeigt er seine Schätze – antike Möbel, feines Porzellan und seine Filme, die er selbst aufnimmt, schneidet und bearbeitet.

Hermann Brunner hat ein Leben lang Dinge gesammelt, die er schön fand. Neben einigen Antiquitäten, alten Büchern und Bildern beherbergt sein Heim filmische Zeitdokumente, die der Hausherr mit viel Geduld und technischem Knowhow aufgenommen hat. 

FOTOS: TM-HECHENBERGER, PRIVAT

Es ist gar nicht so einfach, Hermann Brunner zuhause anzutreffen. Wenn das Wetter mitspielt, ist er so gut wie sicher unterwegs. Der Pensionist schleppt seine schwere Filmkamera an entlegene Standorte in der Natur, um Flora und Fauna festzuhalten. „Der eine geht in die Wirtschaft, ich filme”, meint er nur und zeigt auf eine beachtliche Reihe an DVDs, auf deren Hüllen der Inhalt fein säuberlich vermerkt ist. 7000 bis 8000 Dias gibt es außerdem. Die stammen aus der Zeit, bevor der Ludescher auf Video-Technik umgestiegen ist. 

Besonders stolz ist er auf die „Geschichten vom Ludescherberg”, die er gemeinsam mit dem Altacher Pädagogen Edgar Natter aufgenommen hat. Das Duo hatte dazu ältere Bewohner des Ludescherberg interviewt, um so viel wie möglich über den Alltag in früheren Zeiten zu erfahren und diese Berichte für die Nachwelt festzuhalten. „Der Gottlieb war schon 94 Jahre alt, als wir mit ihm sprachen, und ist kurz danach gestorben.” Hermann Brunner ist dankbar, dass er mit der Filmkamera rechtzeitig vor Ort war, um die Erzählungen dieses Zeitzeugen aufzunehmen.

Der Ludescher beschäftigt sich gerne mit der Vergangenheit. Antike Möbel, Bilder alter Meister und hochwertiges Porzellan haben es ihm ebenfalls angetan. Stolz zeigt er auf ein großes Gemälde in einem breiten Rahmen, das ihm während eines Urlaubs in einem Hotel in Abano ins Auge gestochen war. Wer ihn kennt, den wundert es nicht, dass er den Hoteldirekter überreden konnte, ihm das Bild zu verkaufen. 

Der selbstständige Tischlermeister hielt immer die Augen offen und war bald dafür bekannt, dass man bei ihm neben hochwertigen Türen auch alle möglichen Antiquitäten, Bücher und Bilder erstehen konnte. Sammler aus Zürich und Wien reisten einst extra nach Ludesch an, um das eine oder andere antike Stück zu begutachten. Sogar ein Schlossherr aus Belgien hat einmal angeklopft. „Ich selbst bin aber auch oft ein paar hundert Kilometer für ein Stück gefahren, das ich haben wollte”, bekennt sich Hermann Brunner zu seiner Sammelleidenschaft, obwohl ihn nicht nur seine Frau fragte, was er denn mit all dem „Zeug” eigentlich wolle.

Die Tischlerei, die Hermann Brunner von seinem Vater übernommen hat, ist an sein Zuhause angebaut. So lag es für den Handwerker auf der Hand, nach der Pensionierung einen Teil der ehemaligen Lackierwerkstatt des Betriebes ganz nach seinem Geschmack für seine Lieblingsstücke zu adaptieren. Der Sammler hält sich gerne dort auf. Er weiß zu jedem Buch, zu jeder Tasse, zu jedem Schrank eine Geschichte zu erzählen, kann auf Anhieb sagen, wo er die Gegenstände entdeckt hat. 

Hermann Brunner hat jedes Bild, jedes Glas und jedes Möbelstück nach seinem ganz persönlichen Geschmack ausgewählt, sich aber immer auch über dessen Geschichte informiert. Besondere Freude hat er an handwerklich anspruchsvollen Details. Der Sammler hat sich nie gescheut, im Dorotheum, in Museen oder direkt bei Porzellanmanufakturen nachzufragen, wenn er mehr über die Herkunft seiner Schätze oder deren Schöpfer wissen wollte. Über die Jahre hat er mehrere Meter an Fachzeitschriften zusammengetragen und studiert. Manch eines seiner besten Stücke hat er in einem desolaten Zustand erworben und sich dann gefreut, wenn er ihm mit Hilfe fachkundiger Restauratoren zu neuem Glanz verhelfen konnte. 

In den letzten Jahren hat Hermann Brunner die „Alten Meister” außerdem mit abstrakten Gemälden des „Lichtfängers” Reinhard Brandner ergänzt. Den Sammler kümmert es nicht, was andere von seiner unkonventionellen Auswahl halten. Sein Motto lautet: „Solange es mir Freude macht, hat es den Zweck erfüllt.”

Vorheriger ArtikelMenschen: Doris Tagwerker
Nächster ArtikelFitnesstipp: Raus in die Natur!