Umweltschutz mit Herz und Know-how

Seine Reisen nach Südostasien (im Bild in Bagan, Myanmar) prägten Martin Wagner.

Martin Wagner reist gerne, vor allem Südostasien hat es ihm angetan. Als Jugendlicher mit Rucksack unterwegs, hat er die thailändische Hauptstadt Bangkok Ende der 80erJahre noch als Fahrradstadt erlebt. Das hat sich in kurzer Zeit radikal geändert. Mit Konsequenzen in Nüziders.

FOTOS: MICHAEL GUNZ, HANDOUT

Wie sich Bangkok und andere asiatische Metropolen innerhalb nur weniger Jahrzehnte gewandelt haben, das hat den Chef der Wagner GmbH in Nüziders beeindruckt und auch schockiert. „Wir können nicht einfach so weitermachen”. leitete er daraus für sich und sein Unternehmen ab: Energie sparen, Ressourcen schonen, Umwelt schützen, wo immer das geht. 2022 wurde die Wagner GmbH mit dem Vorarlberger Klimaschutzpreis ausgezeichnet. 

Vor 66 Jahren gründete Einzelunternehmer Heinrich Wagner in Bludenz seinen Installationsbetrieb. 15 Jahre später (1972) wurde das neu errichtete Firmengebäude am jetzigen Standort in Nüziders bezogen. 

Mit damals bereits 30  Mitarbeitern erledigte man für Kunden vom Amberg bis zum Arlberg klassische Installationsarbeiten verlässlich, in höchster handwerklicher Qualität und immer innovativ: Ab 1983 wurden bei Wagner als einem der ersten Installationsbetriebe in Vorarlberg Edelstahlrohre verarbeitet. Auch Fußbodenheizungen wurden von Wagner bereits installiert, als diese für die meisten Kunden und Mitbewerber noch Neuland waren.

Wagner stand immer für Innovation

Martin Wagner hatte an der renommierten ETH Zürich Verfahrenstechnik studiert und brachte ganz viel theoretisches Wissen in den Handwerksbetrieb ein. Mit den Bildern von der einstigen Fahrradstadt und aktuellen Millionenmetropole Bangkok samt siebenspurigen Autobahnen vor Augen. Und der daraus resultierenden Frage: „Wer soll etwas verändern, wenn nicht wir, die wir von unseren Kunden mit der Wasser- und Energieversorgung beauftragt werden?”

Wenn Hotels am Arlberg eigentlich „nur” neue Bäder installieren oder Betriebe ihre Heizanlage repariert haben wollten, dann wurde in der Wagner-Zentrale die Gesamtsituation analysiert, gerechnet und nach Möglichkeiten gesucht, langfristig Energie und Ressourcen zu sparen.

Vor allem im Anlagenbau ist Wagner damit vom lokalen Installateur zum international gefragten Energie-Management-Partner durchgestartet.

Man entwickelte etwa besonders effiziente Kühlsysteme für sämtliche Kraftwerkstypen – von Kleinanlagen über Flusskraftwerke bis hin zu den größten Pumpspeicherkraftwerken etwa bei Kops II und Obervermunt II. Vor wenigen Monaten wurde im Schweizerischen Frauenfeld das weltweit größte Holzvergasungs-Kraftwerk in Betrieb genommen – ausgerüstet mit Wagner-Technik.

International durchgestartet

Auch viele Industriebetriebe in Vorarlberg und über die Landesgrenzen hinaus haben das Know-how der Firma Wagner sowie die handwerkliche Perfektion etwa bei der Vorfertigung und Installation von Edelstahlrohren genutzt. Energieeinsparungen von bis zu 80 Prozent sind durch ausgeklügeltes Wärme- und Kältemanagement in Produktionsbetrieben möglich. Auch in Kleinbetrieben und im Wohnbau steckt enormes Sparpotenzial. Nicht alle der von Wagner ausgearbeiteten Konzepte wurden in die Tat umgesetzt. Fast immer waren die damit verbundenen Kosten der entscheidende Hinderungsgrund. Aber dort, wo sich die Kunden für die damit verbundenen Investitionen entscheiden konnten, haben sie es nicht bereut. 

Schwimmbad mit Energie-Überschuss

Eine besondere Freude hat Martin Wagner mit dem Schwimmbad in Braz: Die privaten Eigentümer überließen es ihm quasi als „Spielwiese” für Energiespar-Ideen. Seit dem technischen Umbau ist das Badewasser (meist) angenehm warm und der einstige Energiefresser liefert heute mehr Energie als im Bad benötigt wird.

Im Schwimmbad Braz wird mehr Energie produziert, als verbraucht.

Im eigenen Firmengebäude in Nüziders, das in den letzten Jahren mehrfach erweitert werden musste, hat Wagner eindrücklich aufgezeigt, was heutzutage möglich ist. Das 2014 auf dem bestehenden Keller neu errichtete Bürogebäude wurde zum Beispiel in Holzhybridtechnologie besonders ressourcenschonend ausgeführt. Die Fassade aus gebrannten Lehmziegeln kann nach ihrem Lebenszyklus ebenso wie sämtliche anderen Materialien wiederverwendet bzw. recycelt werden.Dasselbe gilt für die 2020 als reine Holzkonstruktion ausgeführte neue Produktionshalle. Solar- und Photovoltaikanlagen auf den Dächern produzieren mehr Wärme und Strom als der Betrieb benötigt: Das geht sich auch deswegen aus, weil man in Erdkollektoren, Wärmepumpen und intelligentes Lastmanagement investiert hat. Auch der größtenteils aus Elektroautos bestehende Fuhrpark wird mit eigenem Strom betrieben, ebenso die beachtliche Flotte an E-Bikes, mit denen die Mitarbeiter so oft wie möglich zur Arbeit radeln. Für den Verzicht auf das eigene Auto werden pro Tag drei Euro auf dem E-Bike-Mietkonto des betreffenden Mitarbeiters gutgeschrieben. Wer fleißig radelt, den kostet das etwa 6.000 Euro teure Spitzen-E-Bike keinen Cent – und nach vier Jahren geht es in das Eigentum des Mitarbeiters über. 

Die Umstellung aller Gebäude- und Außenleuchten auf LED-Technik und der Austausch aller Dieselstapler gegen Elektrostapler im Jahr 2020 gehören ebenso in das Gesamtkonzept wie die Begrünung von nicht für PV geeigneten Dachflächen. Darauf tummeln sich gerne die „hauseigenen” Bienen, die dafür Honig für Kunden und Belegschaft liefern.

Für diese und andere Innovationen wurde die Firma Wagner im Vorjahr mit dem „VN-Klimaschutzpreis” ausgezeichnet. „Die öffentliche Anerkennung unserer Bemühungen freut uns natürlich und gibt auch Antrieb, weiter am Ball zu bleiben”, erklärt das Führungstrio mit Prokuristin Claudia Lusser (B.A.), Prok. Ing. Toni Mündle und Geschäftsführer DI Martin Wagner unisono.

Begeistert sind die drei Chefs vor allem auch davon, dass die gesamte Belegschaft voll hinter dem Wagner-Konzept der Ressourcenschonung steht. Mit viel Zuversicht schaut man deswegen in die Zukunft. Das generell steigende Umweltbewusstsein hat sich bei den Spezialisten von Wagner schon in den vergangenen Jahren positiv ausgewirkt. Das lässt sich etwa an der konstant auf mittlerweile 84 gestiegenen Mitarbeiterzahl ablesen.

Das Wagner-Führungstrio GF DI Martin Wagner, Prok. Claudia Lusser B.A. und Prok. Ing. Anton Mündle (v.l.).

„Die aktuelle Energiekostenexplosion und die Unsicherheit vor allem was den Energieträger Gas anlangt, bringt natürlich viele Probleme mit sich. Andererseits rechnen sich dadurch Investitionen schneller und die Bereitschaft, für langfristige Einsparungen Geld in die Hand zu nehmen, hat sich positiv entwickelt”, bestätigt Martin Wagner.

‚Nach 66 Jahren’ geht es – in Abwandlung des Udo Jürgens Hits – bei Wagner richtig los…

Vorheriger ArtikelKunst im Wollaschopf
Nächster ArtikelStein ist sein Leben