Hydro Nenzing: Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit

Das Erdgeschoss der fertigen Werkhalle mit den massiven Deckenträgern.

45 Millionen Euro investierte die Hydro Aluminium in Nenzing seit Anfang letzten Jahres in den heuer eröffneten Erweiterungsbau. Dabei ging es um mehr Platz für eine vierte Strangpresse. Vor allem aber auch um Umweltschutz und Nachhaltigkeit, wie Geschäftsführer Manfred Rotschne erläutert.

FOTOS: HYDRO NENZING, DOMINIK ZWERGER

Aluprofile aus Nenzing gehören weltweit zu den allerbesten. Nicht nur, was ihre Verarbeitungsqualität anlangt, sondern vor allem auch in Sachen Nachhaltigkeit. 

Pro Kilo Alu, das bei Hydro Nenzing zu einem jahrzehntelang haltbaren Profil zum Beispiel für Fenster oder PV-Befestigungen extrudiert wird, werden 96 Gramm CO2 freigesetzt. Das ist genau ein Gramm mehr, als neue Autos in der EU seit 2021 pro Kilometer (!) ausstoßen dürfen.

Geschäftsführer Manfred Rotschne, MBA

Der CO2-Fußabdruck der Nenzinger Aluprofile ist auch im Vergleich mit den durchschnittlichen europäischen Herstellern (680 Gramm pro Kilogramm extrudiertem Aluminium) hervorragend. Das ist das Ergebnis jahrzehntelanger Bemühungen und auch der jüngsten Investitionen für die Betriebserweiterung. Schon in der ersten Planungsphase für diese Erweiterung ging es um die Grundsatzfrage, wie man sie ohne zusätzlichen Bodenverbrauch bewältigen könnte. „Unsere Idee, die neue Halle auf dem bereits versiegelten Boden zweistöckig auszuführen, wurde zunächst als unmöglich bewertet”, erinnert sich Rotschne. Vor allem aus statischer Sicht gab es massive Bedenken, zumal im Neubau ja mit gewaltigen Pressen und tonnenschweren Rohaluminiumbolzen gearbeitet wird. Schließlich ist es aber doch möglich geworden – unter anderem durch den Einbau von 64 Stützfundamenten, 11.000 Tonnen Beton und 1.200 Tonnen Stahl. So wurden ohne neuen Bodenverbrauch 10.000 Quadratmeter zusätzliche Büro- und Produktionsflächen gewonnen. Investiert wurde aber vor allem auch in Umweltschutztechnik:

– Neue Permanentmagnetöfen ermöglichen eine Energieeinsparung von vierzig Prozent gegenüber der bisherigen Induktionserwärmungstechnologie.

– Durch ausgeklügelte Abkühl- und Transportvorgänge kann der Prozessschrott minimal gehalten werden. Die anfallenden Späne werden in der bereits bestehenden Brikettieranlage gepresst und zu neuem Aluminium umgeschmolzen.

– Das neue Inhouse-Stangenlager reduziert den innerbetrieblichen Transport. 

– Die innovative Hallenklimatisierung des Neubaus erfolgt mit Grundwasser. 

– Die Abwärme der Anlagen wird zur Hallenheizung und Rohmaterialvorwärmung verwendet, und die Anlagen für den Kühlprozess setzen ebenfalls neue Maßstäbe.

Bei allen technischen Innovationen wurde aber auch nicht darauf vergessen, eine so angenehm wie mögliche Arbeitsumgebung zu schaffen. Die Räume sind lichtdurchflutet, die Schallschutzmaßnahmen wurden maximiert und Aufenthaltsbereiche großzügig ausgestaltet.

Dass die Konzernmutter diesen Investitionen im Walgau zustimmte, darauf ist Manfred Rotschne stolz. Schließlich betreibt Hydro Norsk ASA Standorte in vierzig Ländern weltweit: Man kann sich gut vorstellen, dass auch andere Standorte hin und wieder Wünsche anmelden. Im Vorjahr wurde aber in ganz Europa nirgends so viel investiert wie eben in Nenzing.

Freude über Neubau getrübt

Die ganze Freude über den Neubau wurde allerdings bald nach dem Baubeginn arg getrübt. „Bei unseren Hauptabnehmern in der deutschen Bauwirtschaft ist die Nachfrage Mitte des Jahres 2022 regelrecht eingebrochen”, berichtet Rotschne. Die Produktion in Nenzing musste entsprechend zurückgefahren werden. Fast ein Jahr lang wurde der Mitarbeiterstand trotzdem gehalten. „Noch länger konnten wir das aber im Interesse des Standortes einfach nicht mehr verantworten”, blickt Rotschne zurück. Im August und September des heurigen Jahres mussten sechzig Mitarbeiter zur Kündigung angemeldet werden. Natürlich hat man sich intensiv bemüht, das Ganze so human als möglich zu gestalten. Rotschne, der seit gut dreißig Jahren im Hydro Konzern und seit 2017 als Geschäftsführer des Nenzinger Werkes Verantwortung trägt, gibt aber zu, dass „diese zwei Monate die schlimmsten in meinem ganzen Berufsleben waren.”

Jetzt aber ist er guter Dinge, dass er so eine Phase nicht mehr durchmachen muss. Auch wenn die Situation am Bau europaweit nach wie vor nicht berauschend sei: „Nach jeder Krise geht es auch wieder aufwärts”, ist Rotschne überzeugt.

Und für den (hoffentlich bald) kommenden Aufschwung ist man in Nenzing – gerade nach der erfolgreichen Erweiterung – bestens aufgestellt.

Vorheriger ArtikelMode und Kunst
Nächster ArtikelEine Werkraum-Schule für die Region