„Ich musste mich als Kind oft allein beschäftigen.“ – Spiegel Bestseller-Autorin Sabine Schoder sieht diesen Umstand als wichtigen Quell ihrer Kreativität. Ihre Romane sprudeln nur so über von Fantasie, eine wachsende Fan-Gemeinde verschlingt „Romantacy“ aus ihrer Feder, die inzwischen in sieben Sprachen übersetzt vorliegt. Im Herbst hat die Montafonerin den ersten Band ihrer neuen Dilogie „Palace of Ink & Illusions“ vorgestellt.
FOTOS: HANDOUT/SABINE SCHODER, TM-HECHENBERGER
„Schriftstellerin ist der schönste Beruf, den ich mir vorstellen kann, aber auch ganz schön hart.“ – Sabine Schoder weiß, wovon sie spricht. In den zehn Jahren, seit sie sich ganz dem Schreiben widmet, hat sie Höhen und Tiefen erlebt. Ihre Augen leuchten, wenn sie von Fanpost erzählt – jungen Mädchen etwa, die das Kleid ihrer Buch-Heldin nachschneidern wollen und nachfragen, ob sie auch wirklich den richtigen Grünton erwischt haben – oder von persönlichen Begegnungen, bei denen sich ihr Gegenüber sichtlich gerührt Tränen aus den Augen wischt. Vor allem mit ihrer Trilogie „The Romeo & Juliet Society“ hat sie sich in die Herzen vieler treuer Fans geschrieben.

Die Montafonerin kennt aber auch die Kehrseite des Literatur-Business. „Man wird an Zahlen gemessen“, musste sie schmerzvoll erfahren. Als die Verlagsangestellten während der Corona-Krise aus dem Homeoffice agierten, wurde die aufstrebende Autorin kurzerhand kaltgestellt, als zwei ihrer Bücher floppten, weil keinerlei Werbung für sie gemacht wurde und die Buchhandlungen geschlossen waren. Und das obwohl der Jugendroman „Immer ist ein verdammt langes Wort“ sogar mit dem Delia Jugendliteraturpreis ausgezeichnet wurde und auch das Kinderbuch „Verwünscht noch mal – Mein Teufel, die Schnecke und ich“ als „urkomisch“ und „herrlich schräg“ gefeiert wurde.
Nach einem Jahr, in dem sie von Verlegern laufend vertröstet worden war und sie die Hoffnung auf ein „Comeback“ schon fast aufgegeben hatte, kam endlich der erlösende Anruf. Das Konzept für „The Romeo & Juliet Society“ hatte den Ravensburger Verlag überzeugt. Voller Enthusiasmus setzte sich die gelernte Grafikerin wieder an den Computer und haute in die Tasten.
Sabine Schoder hat aus diesen Erfahrungen gelernt. Sie verlässt sich heute nicht mehr nur auf Verlage und den stationären Buchhandel, sondern arbeitet engagiert an ihrer Online-Präsenz. Jeden Abend nimmt sie sich Zeit, ihre Fan-Post zu beantworten und die sozialen Plattformen zu bedienen. Denn auch das gehört heute zum Schriftsteller-Dasein dazu. „Ich bin kein Morgenmensch“, bekennt die Tschaggunserin lachend. Morgens brauche sie immer etwas Anlaufzeit, doch spätestens ab 10.30 Uhr sitzt sie bis zum Abend an ihrem Schreibtisch, lässt ihrer Fantasie freien Lauf, entwirft spannende Plots und Charaktere, formuliert und schreibt wieder um. „Jedes Jahr ein Buch“, hat sie sich vorgenommen.
Außerdem liest sie regelmäßig aus ihren Büchern, signiert und gibt dann und wann auch Schreib-Workshops. Denn Sabine Schoder hofft, dass sie mit ihren Impulsen junge Menschen dazu inspirieren kann, auch selbst Geschichten zu Papier zu bringen.
„Ich weiß nicht, wie einem keine Geschichten einfallen können.“
– Dies antwortet Sabine Schoder, wenn sie danach gefragt wird, ob ihr die Ideen nicht langsam ausgehen. Sie selbst hat sich immer schon Geschichten ausgedacht, sie bei Spaziergängen halblaut vor sich hingesprochen, die Szenen, die sie sich ausgemalt hatte, mit Playmobil-Figuren nachgespielt. Ihre drei Brüder sind deutlich älter, und im Umkreis des Bergbauernhofes in Tschagguns, auf dem sie aufgewachsen ist, lebten kaum gleichaltrige Kinder. Deshalb war sie oft sich selbst überlassen – und dies hat ihre Fantasie beflügelt, davon ist sie fest überzeugt.
Bereits im Alter von neun Jahren schrieb sie ihre erste Geschichte auf, mit zwölf versuchte sie sich – inspiriert von Stephen Kings „Es“ im Horror-Genre. Ihre erste Teenager-Story, welche sie als 15-Jährige festhielt, war verloren, als ihr das super-geniale Computer-Passwort, das sie sich ausgedacht hatte, partout nicht mehr einfallen wollte. Ans Veröffentlichen dachte sie damals aber ohnehin noch nicht. Als Jugendliche brannte Sabine Schoder vielmehr fürs Manga-Zeichnen, entschied sich dann für etwas Handfesteres und studierte Grafikdesign an der Werbeakademie Wien. Der Berufsalltag drohte dann jedoch, ihre Kreativität zu ersticken, sodass sie sich in Bücherwelten verlor.
Die Lektüre der „Harry-Potter-Reihe“ und „Die Tribute von Panem“ inspirierten sie dann aber doch wieder zum Schreiben und ein dritter Platz beim Panem Schreibwettbewerb pflanzte die vage Idee in ihr Hirn, dass sie als Autorin ein Publikum finden könnte. „Mein Mann hat mir geraten, es zumindest zu versuchen“, ist sie für diesen Impuls heute dankbar.

bei der Buch Wien im
vergangenen Jahr.
Es dauerte zwar eine Weile, bis ihr erstes Buch „Liebe ist etwas für Idioten. Wie mich.“ fertiggestellt, überarbeitet und dann tatsächlich verlegt war. Doch es war sofort ein Erfolg. Glücklicherweise – denn Sabine Schoder war durchaus bewusst, dass sie ihr „Herzensprojekt einer Öffentlichkeit präsentiert, die keine Scheu davor hat, es zu vernichten.“ Und sie wollte sich ihr „tolles Hobby nicht verderben lassen.“ Weil aber bis heute 95 Prozent der Rückmeldungen, die sie erhält, positiv sind, bereut sie es nicht, sich derart geöffnet zu haben.
„Ich habe zufällig einen Roman mit jugendlichen Protagonisten geschrieben“, erzählt die inzwischen vielfach ausgezeichnete Autorin, dass sie beim Schreiben nicht speziell eine Zielgruppe im Auge hatte. Vielmehr fasziniere sie meist das, was sie im Moment nicht habe. „Als Teenager habe ich immer Erwachsenen-Bücher gelesen“, lacht sie. Sie genießt es, in die Rolle junger Menschen zu schlüpfen, die so viele Dinge zum ersten Mal erleben – etwa auch die erste Liebe. „Ich selbst bin ja schon seit mehr als zwanzig Jahren mit demselben Mann verheiratet.“
In ihrem neuesten Buch – Band 1 der Dilogie „Palace of Ink & Illusions“ erfährt die Leserschaft, wie gefährlich es sein kann, von der Muse geküsst zu werden. Die Fans freuen sich, dass Sabine Schoder ihrem Schreibstil treu geblieben und viel Humor und Romantik in die actionreiche Geschichte gepackt hat.

Wenn man Sabine Schoders lebendige Texte liest, entstehen ganz automatisch Bilder im Kopf und so ist es nicht verwunderlich, dass auch schon Filmschaffende bei der kreativen Montafonerin angeklopft haben. Die Filmrechte an „The Romeo & Juliet Society“ sind bereits verkauft. Insider sprechen sogar davon, dass eine Serie geplant ist. „Bis jetzt läuft es gut”, verrät Sabine Schoder, bremst jedoch sofort alle Erwartungen. Ihre Filmagentin hat ihr geraten, erst dann mit der Umsetzung zu rechnen, wenn sie zur Premiere eingeladen sei. Solche Filmprojekte sind teuer und können zu jedem Zeitpunkt noch abgesagt werden. Die Autorin hat großes Vertrauen in das Team, welches die Filmrechte erworben hat, wartet ab, lässt sich überraschen und freut sich, „falls etwas Schönes zustande kommt.“













