„Es ist dasselbe wie in der Biologie“, lacht Mag. Paul Amann. „Man muss genau beobachten und hinhören.“ Musik gehörte schon immer zum Leben des Schlinser Biologen. Und nun fasziniert es ihn zunehmend, den perfekten Sound einzufangen und festzuhalten. Er hat dafür in seinem Eigenheim sogar ein kleines Studio eingerichtet.
FOTOS: TM-HECHENBERGER
Es ist der Sound der 70er, den Paul Amann besonders schätzt. „Aufnahmen aus dieser Zeit sind alles andere als flach, sondern dynamisch und schön“, schwärmt er. „Und die Mikrofone, die damals verwendet wurden, sind heute noch der Gold-Standard, aber leider unerschwinglich.“ Paul Amann war deshalb überglücklich, als er vor ein paar Jahren im Internet auf eine chilenische Firma stieß, welche eben diese Mikrofone auf hohem Niveau nachbaut und zu einem Preis anbietet, welchen man sich auch als Amateur leisten kann.
Die erste Order gestaltete sich allerdings als kleines Abenteuer. Das Unternehmen in Übersee verkauft nämlich nur im Direktvertrieb. „Ich musste erst das Geld schicken und dann ein halbes Jahr warten“, erzählt Paul Amann von seinem leichten Unbehagen, als er erfuhr, dass die Geräte erst nach Eingang der Überweisung produziert würden. Es hätte ja sein können, dass er Betrügern auf den Leim gegangen war. Als die Lieferung dann endlich eintraf, war die Freude umso größer. Paul Amann fühlte sich wie ein Kind an Weihnachten. „Genau so hat eine Stimme zu klingen“, war er bereits nach den ersten Aufnahme-Experimenten überzeugt. Weitere Lieferungen aus Chile sollten folgen.
Als die beiden Töchter dann zum Studium ausflogen, baute Paul Amann kurzerhand die Kinderzimmer so um, dass sie in deren Abwesenheit als Aufnahmestudio genutzt werden können. Dem gingen umfangreiche Recherchen und Tüfteleien voran. Denn der Musikbegeisterte wollte sicherstellen, dass reine Signale auf seiner Tonspur landen, ohne irgendwelche Störungen. Mit dem Ergebnis ist er zufrieden. „Die Musiker hören sich jetzt ohne Verzögerung – auch, wenn der Bassist im einen und der Gitarrist in einem anderen Raum spielt.“ Als Aufnahmeleiter stellt er sich gerne auf unterschiedliche Bedürfnisse ein. Manche Musiker wollen sich während der Aufnahme gegenseitig sehen, andere können sich besser konzentrieren, wenn sie die Mitspieler nur im Kopfhörer haben. In seinem Regieraum hält Paul Amann jedenfalls die Zügel in der Hand und tüftelt dort am perfekten Sound. „Ich versuche, den Ton, den man hört, einzufangen und sehe mich in dieser Hinsicht nicht als Kreativen, sondern als Handwerker“, erklärt er seine Philosophie.
Anfangs waren es Lieder seiner eigenen Band, die er auf den Computer bannte, dann baten ihn der eine oder andere Musiker, eine Band oder ein Chor um Unterstützung. Er schaffte es sogar, verrauschte Tonaufnahmen, welche eine Schlinser Familie als Andenken aufbewahren wollte, so zu bearbeiten, dass die Oma wieder gut zu verstehen ist.
„Es fasziniert mich, das einzufangen, was da ist”,
erklärt Paul Amann seine Leidenschaft für alle Arten von Tönen, die wohl schon in seiner Kindheit ihren Anfang nahm. An den Schallplatten der Brüder konnte er sich nicht satthören. Pink Floyds „The Dark Side of the Moon“ weckte schon damals sein Interesse an der Soundtechnik.
Besonders fasziniert es den Musikbegeisterten, wenn er seine Mikrofone an speziellen Orten aufstellen kann. So genoss er es etwa, einen Chor in der Lecher Kirche aufzunehmen. Im Sommer nahm er gerne die Herausforderung an, die Melodien, welche Jitka und Elmar Natter der Orgel in der Göfner Pfarrkirche entlockten, festzuhalten. Das 50-jährige Jubiläum der Pfarrkirche sollte mit dieser Aufnahme gefeiert werden. Sorgsam platzierte er die Mikrofone dort, wo der Klang am besten war, und überwachte von der Sakristei aus das Ergebnis, von dem sich die beiden Organisten bereits vor Ort, noch vor dem Mastering, begeistert zeigten.
Obwohl er selbst natürlich auf hochwertige Technik setzt, stehen für Paul Amann ein gutes Arrangement und Virtuosität an erster Stelle. In seinem Tonstudio sind alle willkommen, die gerne Musik machen, auch wenn sie sich nicht perfekt fühlen. „Ich habe durchwegs eine Sympathie für das Experimentierfreudige, für das Ungeschliffene“, will er allen Kreativen eine Aufnahmeumgebung bieten, die das Beste aus ihren Werken herausholt. „Musik kann auf verschiedenem Niveau berühren“, ist er überzeugt. Interessierte finden weitere Informationen auf pauls-tonstudio.at.














