Josef Hermann ist Handwerker mit Leib und Seele. Der Schlossermeister, gelernte Hufschmied und Absolvent der Designschule Innsbruck begeistert mit seinen Konzepten und Arbeiten: Seine Kunden, die Fachwelt – und sich selbst.
„Was gibt es Schöneres?“ fragt Josef Hermann, ohne eine Antwort zu erwarten. Gerade hat er einen zur Weißglut erhitzten Vierkantstahl mit kräftigen Hammerschlägen auf dem Amboss angespitzt. Und seine Augen glänzen nicht nur, weil sich darin das in der Esse lodernde Feuer spiegelt. „Der Pflichtschulunterricht hat mich nie besonders interessiert“, erinnert sich der 1960 geborene Metallkünstler an seinen beruflichen Werdegang. Brav (auswendig) lernen war nie sein Ding. Wichtiger war ihm die Freizeitgestaltung und sehr gerne ging er seinem Vater zur Hand. „Der war ein handwerkliches Universalgenie“, berichtet Josef Hermann. Mauern hochziehen, Holz bearbeiten, alle möglichen Sachen und Maschinen reparieren und konstruieren – „er konnte alles“. Und „Klein Hermann” durfte mitmachen und dabei spielerisch viel lernen.
Als Polyschüler fragte er – eigentlich vor allem der kurzen Wege halber – bei einem Schlosser in seiner Satteinser Nachbarschaft um eine Schnupperstelle. Das Feuer in der Esse wirkte offenbar wie eine Initialzündung. Josef Hermann war von Anfang an begeistert. Von Meister Johann Peter bekam er die Lehrstelle und eine profunde Ausbildung. Die Meisterprüfung legte er im Jahr 1984 ab, zwei Jahre später erfolgte die Prüfung zum Hufschmiedemeister. Mit Beginn seiner Selbstständigkeit im Jahr 1987 machte er sich zu neuen Ufern auf. Beeinflusst von den jungen Architekten, die damals die inzwischen international anerkannte „neue Vorarlberger Architekturschule“ begründeten, suchte er nach neuen Wegen, traditionelles Handwerk und moderne Gestaltung zu verbinden.
Eine berufsbegleitende Ausbildung zum Möbel- und Raumdesigner in Innsbruck gab dafür wichtige Impulse. Beeindruckt haben ihn vor allem die Architekten der neuen Holzbaukunst. „Dabei geht es im Prinzip um Reduktion“. Waren Holzhäuser früher mit Erkern, Veranden und Giebeln „verziert“, so treffen heute klare Formen und Strukturen den Geist der Zeit. „Sie sind auch ganz ohne Schnörkeleien einfach stimmig und schön“, findet Josef Hermann.
Verzicht auf die traditionellen Schnörkel
Umgesetzt auf moderne Schmiedekunst verzichtete auch der Satteinser fortan mehr und mehr auf traditionelle Metaller-Schnörkel. Keine Rosen im Stiegengeländer, keine Verzierungen am Grabkreuz. Stattdessen die Konzentration auf das Wesentliche. Mit den Jahren hat er diese Reduktion zur Meisterschaft entwickelt: Ein Stiegengeländer aus dem Hause Hermann erfüllt nicht nur seine Funktion, es geht als raumgestaltendes Kunstobjekt durch.
Dabei widmet er sich jeder Aufgabe mit Akribie. Er lässt den Raum auf sich wirken, skizziert mögliche Lösungsansätze, bespricht sich mit dem Auftraggeber und visualisiert den fertigen Plan mit modernsten Computerprogrammen, ehe es an die Umsetzung geht. Wenn dann alles millimetergenau passt und der Auftraggeber das fertige Werk glücklich bestaunt – „So etwas ist doch die berufliche Erfüllung schlechthin“, formuliert er seine Liebeserklärung an das Handwerk.
Fotos: Marc Lins, TM-Hechenberger, Beat Bühler