Mit 4000 Euro Direktförderung und Steuerbefreiung will uns der Staat das Elektroauto schmackhaft machen. Wir befragten drei Strom-Mobilisten nach ihren „E-rfahrungen”.
Die Elektromobilität war bis 1910 gegenüber den Verbrennern im Vorteil. Vor allem, seit der Amerikaner Morrison 1890 sein Modell vorstellte. Das mit acht Batterien ausgestattete Elektromobil erreichte mit 2,5 PS eine vielbeachtete Spitzengeschwindigkeit von 10 bis 12 km/h und eine Reichweite von 100 Kilometern – womit damals eine kleine Weltreise unternommen werden konnte.
Aber die Geschichte ist bekannt: Die „Stinker” setzten sich durch, das Elektroauto verschwand in der Versenkung. Mit der Ölkrise der 90er Jahre, dem gestiegenen Umweltbewusstsein und dem Bekanntwerden der Klimaerwärmung wurde die Elektromobilität zunächst zaghaft neu entdeckt.
Als Abnehmer der in Kleinserien gefertigten Modelle fungierten in der Hauptsache gestandene „Ökofreaks”. Die Firma Tesla setzte 2008 mit dem 300 PS-Sportwagen Roadster einen Meilenstein, und die alteingesessenen Hersteller mussten erkennen, dass hunderttausende Kunden bereit sind, viel Geld für ein Elektroauto auszugeben – wenn es auch etwas zu bieten hat. Seither wurden die Anstrengungen auch im Marketing entscheidend verstärkt, und kein großer Hersteller mag es sich leisten, kein Auto mit Elektroantrieb im Programm zu haben.
Vorarlberg war 2016 mit einem Elektroautoanteil von 2,4 Prozent österreichweit spitze (Quelle: VCÖ). Und es werden täglich mehr.
Tatsächlich ist die Vielfalt der heute angebotenen Elektroautos enorm – und sie sind mehr als alltagstauglich. Die Nutzer der Elektroautos sind damit nicht nur zufrieden, sie entdecken eine völlig neue Form der Mobilität: Das jedenfalls ist unser Eindruck aus den Interviews mit Besitzern von drei aktuellen Elektroautos: Der Nissan LEAF ist das weltweit meistverkaufte Stromauto. Der Renault ZOE ist Spitzenreiter in Österreich. Und der BMW i3 ist jenes Elektroauto, das derzeit die größten Umsatzsteigerungen erfährt. Die Berichte können Sie auf den folgenden Seiten lesen.
Wer daran denkt, beim nächsten Autokauf ein Elektroauto zumindest ins Kalkül zu ziehen, dem sollen die Berichte eine Hilfe sein. Die Autohäuser im Walgau und in Bludenz laden auch gerne zu Probefahrten.
Die VKW-Mobilitätszentrale in Bregenz stellt derzeit sechs verschiedene Modelle zur Probefahrt bereit: Information und Anmeldung unter vkw.at.
Was taugen Elektroautos?
Vorarlberg hat österreichweit schon heute die meisten Elektroautos auf den Straßen.
Die Zulassungszahlen steigen sprunghaft an – nicht zuletzt dank der 4000 Euro-Förderung, die die Autohersteller und der Bund derzeit bieten.
allerhand! wollte wissen, wie sich Elektroautos im Alltag schlagen – und befragte drei stolze Besitzer zu ihren Erfahrungen.
Seit über 40 Jahren ist Autofahrer. Seit zwei Jahren hat er dabei auch ein gutes Gewissen. Er fährt einen BMW i3 und ist begeistert.
„Aus der Ölverbrennung müssen wir so rasch wie möglich aussteigen. Der Elektromobilität und der Brennstoffzelle gehören die Zukunft!” Der pensionierte Mathematik- und Physikprofessor Peter Pfister hat sich in Sachen Mobilität schon vor zwei Jahren für die emissionsfreie Zukunft entschieden. Bevor er sich den i3 zulegte, hat er auch andere Elektroautos unter die Lupe genommen.
„Beim BMW hat mich das Gesamtkonzept fasziniert”, berichtet der heute 67jährige von seinen Recherchen. Für den i3 wurde in Leipzig ein eigenes Werk nach höchsten Umweltstandards errichtet. Das Auto wurde von vornherein als Elektroauto konzipiert – man hat also nicht bloß in einem „normalen” Auto einen Verbrennungsmotor durch einen Elektromotor ersetzt.
Im Innenraum seines E-Boliden gibt es kaum erdölbasierte Kunststoffe, stattdessen wird gepresstes Gras aus der Malvenpflanze verarbeitet. Die Sitze sind aus Wolle und natürlich gegerbtem Leder.
Die Karosserie ist, um Gewicht zu sparen, aus Aluminium und Carbon gefertigt – Rost wird hier nie zu sehen sein. Und Langlebigkeit ist für Pfister auch ein wichtiges Kriterium: Ökologisch und wirtschaftlich.
Zur an sich schon luxuriösen Ausstattung, hat sich Pfister auch eine geschwindigkeitsabhängige Abstandselektronik gegönnt. „Zusammen mit dem Tempomat kann ich damit speziell auf der Autobahn total entspannt fahren. Bremst jemand vor mir, bremst mein Auto mit”, zeigt sich Pfister begeistert. Überhaupt sei das Fahren mit dem Elektroauto viel entspannter. Zwar verfügt der i3 über genügend Power, um von 0 auf 100 in nur 7 Sekunden zu beschleunigen – die sehr verlässliche Anzeige der verbleibenden Reichweite quittiert dies aber umgehend mit einem Minus auf dem Reichweitenkonto. „Deswegen fährt man automatisch energiesparend”, berichtet der Herr Professor. Mit der Reichweite von durchschnittlich 160 Kilometern hat er in der Praxis übrigens keinerlei Probleme. „Das Netz an Stromtankstellen ist sehr gut ausgebaut, alle Infos dazu habe ich jederzeit am Handy”.
27.000 Kilometer hat er seit dem Kauf im März 2015 zurückgelegt, und dafür gerade einmal 3.000 Kilowattstunden Strom verbraucht: Obwohl er freiwillig den (höheren) Ökostromtarif wählte, kostete ihn das nicht einmal 500 Euro. Die Unterhaltskosten bei E-Autos sind auch durch den Entfall der KfZ-Steuer deutlich niedriger als bei Verbrennern.
Die relativ hohen Anschaffungskosten sind aus Sicht von Peter Pfister dennoch ein generelles Manko bei Elektroautos. „Ich empfehle aber trotzdem allen, sich ein Elektroauto anzuschaffen. Es ist einfach ein anderes Fahren und ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz. Und für mich ist der BMW i3 das perfekte Gefährt.”
BMW i3, aktuelles Modell
Leistung: 125 kW (170 PS)
Drehmoment: 250 Nm
Spitzengeschwindigkeit: 150 km/h
Sitzanzahl: 4
Radstand: 2.570 mm
Leergewicht: 1.280 kg
Standardladezeit Schnellladung 80%: 0,4 h
Akkukapazität: 19 kWh
Reichweite (NEFC): 190 km
Basispreis: € 37.400,- (inkl. Batterie)
Lange hat sich Michael Metzler dagegen gewehrt. Aber der Chef bestand darauf: Sein künftiges Firmenauto muss ein Elektroauto sein. Seit zwei Monaten ist Metzler uneingeschränkter ZOE-Fan.
Der gelernte Elektrotechnikermeister war natürlich nie grundsätzlich gegen ein Elektroauto. Er weiß, dass Elektromotoren gegenüber Verbrennern viel effizienter sind, dass sie keine Abgase produzieren und ihr Kraftstoff – zumindest in unseren Breiten – aus umweltfreundlicher Wasserkraft gewonnen wird.
„Meine Bedenken betrafen vor allem die Reichweite”, erklärt Metzler. Die Kraft und die große Ladefläche seines bisherigen Firmenautos – ein Mazda Pickup – hatten den Betriebsleiter des Alfenzkraftwerkes ebenfalls schon viele Jahre positiv beeindruckt.
Letztlich führte aber kein Weg am E-Auto vorbei, der Chef wollte es eben so. Dafür aber durfte sich Michael Metzler selbst eines aussuchen. Den Luxusstromer Tesla ausgenommen, hatte er freie Wahl. Der Elektrotechniker studierte die Vor- und Nachteile der verschiedenen Modelle ausgiebig und entschied sich schließlich für den Renault ZOE. „Renault hat da schon einen Vorsprung und der ZOE ist nicht umsonst das beliebteste Elektroauto Österreichs“, war Metzler nach seiner Recherche überzeugt.
Seit gut zwei Monaten fährt der Kraftwerksbetriebsleiter jetzt mit dem ZOE täglich von seinem Wohnort Göfis in die Firmenzentrale in Nüziders und wieder zurück. Und öfters auch zu „seinem“ Kraftwerk in Bludenz-Radin. Auch diverse Ausflugsfahrten hat er mit der Familie schon unternommen – fast 5000 Kilometer sind auf dem Tacho bereits angeschrieben.
Die Trauer um das frühere PS-Monster und die Skepsis wegen der Reichweite sind längst verflogen. „Der Elektromobilität gehört die Zukunft”, ist Metzler inzwischen überzeugt. „Und diese Zukunft wird schneller einsetzen, als viele erwarten”, prognostiziert er schon für die nächsten Monate und Jahre einen gewaltigen Boom am Elektroautomarkt.
Gründe für diese Annahme zählt er viele auf – von den fast lächerlich geringen Unterhaltskosten über die Steuerersparnis bis zum völlig neuen Fahrgefühl: „Man gleitet im Normalfall völlig ruhig dahin, kann aber auch die gewaltige Beschleunigung des Elektromotors erfahren. Da drückt es dich richtig in den Sitz!” Den Hauptgrund für den kommenden E-Boom am KfZ-Markt leitet er aber aus seiner eigenen Erfahrung ab. „Wer einmal in so einem Auto fährt, der spürt sofort, dass das eine komplett andere Form der Mobilität ist.”
Über die geplante Erweiterung des E-Auto-Fuhrparks bei der Zech-Gruppe ist er deswegen glücklich. Und wird dafür selbstverständlich den ZOE vorschlagen.
Renault ZOE, aktuelles Modell, R90
Leistung: 68 kW (92 PS)
Drehmoment: 250 Nm
Spitzengeschwindigkeit: 140 km/h
Sitzanzahl: 4
Radstand: 2.588 mm
Leergewicht: 1.270 kg
Beschleunigte Ladung: 100 %: 2,7 Stunden
Akkukapazität: 41 kWh
Reichweite (NEFC): 403 km
Basispreis: € 24.690 (plus Batteriemiete)
Auf die Empfehlung eines
Freundes hin kaufte Gebhard Bertsch einen Nissan Leaf – das erfolgreichste Elektroauto der Welt. Der Tipp erwies sich als Volltreffer.
Bei seinem letzten Autokauf vor sieben Jahren gab es noch keine vernünftigen Elektroautos. Seither aber hat sich viel getan. Für den selbstständigen Öko- und Energieberater stand daher schon länger fest, dass der nächste Pkw mit Elektroantrieb ausgerüstet sein würde. Als es schließlich so weit war, hatte Gebhard Bertsch eine klare Vorstellung. Doch das Modell, das er sich ausgesucht hatte, stand nicht zur Verfügung und eine Wartezeit von mehreren Monaten kam nicht in Frage. Ein Freund und Berufskollege empfahl ihm stattdessen den „Leaf” von Nissan – immerhin das meistgebaute und erfolgreichste Elektroauto der Welt.
Gebhard Bertsch vertraute dem Rat seines Freundes und kontaktierte den Nüziger Nissan-Partner Amann. Dort ist man unter anderem auf Elektromobilität spezialisiert und konnte den Energieprofi beim Fahrzeugkauf kompetent beraten. So bestellte sich Bertsch im Juni vergangenen Jahres einen Leaf, der von Nissan Amann kurzfristig ausgeliefert wurde. Seither hat Gebhard Bertsch 17.000 Kilometer zurückgelegt und den „Spontankauf” nie bereut.
„Ich muss beruflich fast jeden Tag im ganzen Land herumfahren, meist beladen mit sperrigen Prüfgeräten und schweren Spezialapparaturen”, erklärt der Energieberater aus Ludesch. Umso zufriedener ist er mit dem geräumigen Kofferraum, der sich durch Umlegen der hinteren Sitze ganz einfach zu einem großen Stauraum erweitern lässt. „Da hat alles, was ich brauche, gut Platz!” Mit einer Reichweite von 220 Kilometern erzielt Gebhard Bertsch sogar fast die Werksangabe von 250 Kilometern und kommt problemlos zu allen Terminen. „Man plant natürlich ein bisschen: Wenn ich weiß, dass ich am nächsten Tag nach Hittisau muss, dann wird das Auto über Nacht an die Steckdose gehängt.” Fasziniert ist er vom Schnellladesystem des Nissan Leaf: An speziellen Stromtankstellen – von denen es dank des zügigen Ausbaus durch die VKW im Land immer mehr gibt – kann er die Batterie in nur einer halben Stunde zu 80 Prozent vollladen. Bertsch nützt den Leaf aber nicht nur beruflich. Er hat keinen Zweitwagen und fährt daher alle Strecken elektrisch. Zur Hochzeit seiner Tochter Isabella ging es beispielsweise über den Arlberg- und Reschenpass nach Meran. „Am Reschenpass wurde mir allerdings eine Reichweite von null Kilometern angezeigt. Beim Abwärtsfahren bzw. beim Bremsen wird die Batterie aber wieder geladen”, erklärt Bertsch und ist überzeugt: „Damit wäre ich locker nach Meran gekommen!” Seine Frau sei allerdings nervös geworden, weshalb bei einer Tankstelle in Mals noch ein guter italienischer Kaffee getrunken und nebenbei die Batterie aufgeladen wurde.
Gebhard Bertsch ist seinem Freund dankbar für die Empfehlung. „Die Betreuung bei Nissan Amann ist freundlich, professionell, kompetent – und der Nissan Leaf ein rundum alltagstaugliches Auto”, betont er. Die Empfehlung gibt er daher gerne an die allerhand!-Leser weiter. Vor allem an jene, die noch immer mit Verbrennern fahren: „Das Fahrgefühl im Elektroauto ist einfach weitaus angenehmer.”
Nissan Leaf, aktuelles Modell „Visia”
Leistung: 80 kW (109 PS)
Drehmoment: 254 Nm
Spitzengeschwindigkeit: 144 km/h
Sitzanzahl: 5
Radstand: 2.700 mm
Leergewicht: 1.525 kg
Standardladezeit Schnellladung 80%: 0,5 h
Akkukapazität: 30 kWh
Reichweite (NEFC): 250 km
Basispreis: € 24.906 plus Batteriemiete
Fotos: TM-Hechenberger, ingimage, Werksfotos Renault, BMW, Nissan