Im Walgau und der Stadt Bludenz werden seit Oktober 2015 insgesamt 26 Projekte über das LEADER-Programm der EU unterstützt. Bis Ende 2020 stehen noch 700.000 Euro für innovative Ideen zur Verfügung.
FOTOS: TM-HECHENBERGER, LEADER-BÜRO
„LEADER ist ein Instrument, über das die Leute direkt spüren, dass ihnen die EU nützt – und zwar vom Kleinkind bis zum Greis”, „outet” sich der Dünserberger Bürgermeister Walter Rauch als wahrer Fan dieses Förderprogramms. Er steht der LEADER-Region Vorderland-Walgau-Bludenz seit der Gründung im Herbst 2015 als Obmann vor. Da die Dreiklang-Gemeinden Schnifis, Düns und Dünserberg aber schon seit 2009 mit LEADER-Geldern in ihrer Entwicklung unterstützt werden, verfügt er sogar schon über zehn Jahre „LEADER-Erfahrung”. „Die Region kann mit diesen Projekten von unten wachsen, es wird nichts wie eine Dunstglocke über sie drüber gestülpt”, ist Rauch von der Vorgangsweise überzeugt. So wurde etwa mit EU-Mitteln die Attraktivität der Schnifner Seilbahn deutlich verbessert. Die Fahrgastzahlen haben sich dadurch in den letzten zehn Jahren von rund 30.000 auf 50.000 deutlich erhöht. Die Infrastruktur in den Dreiklang Gemeinden wurde mit einem Winterwanderweg, dem Dorfhaus Düns, besseren Busverbindungen, Parkplätzen, digitalen Infopoints, einer neuen Beschilderung und einer modernen Homepage verbessert. Verschiedenste kulturelle Angebote wie Chorkonzerte, Theater-Aufführungen und Lesewanderungen wurden ebenfalls über das EU-Programm ermöglicht. Kulinarisch werten verschiedene landwirtschaftliche Projekte, Märkte und die beliebten Fanni-Amann-Tage in den Gaststätten die Region auf. Besonders stolz ist der Dünserberger Bürgermeister auf das verbesserte Angebot des Öffentlichen Nahverkehrs in der Region, der dadurch deutlich mehr genutzt wird. Heute fahren fast doppelt so viele Menschen mit der Linie 75a wie noch vor zehn Jahren.
3,86 Millionen Euro für die LEADER-REGION
Trotz solch guter Erfahrungen gab es 2015 einige kritische Stimmen, als die Regio Im Walgau, die Stadt Bludenz und die Regio Vorderland die Gründung einer eigenen, gemeinsamen LEADER-Region forcierten, obwohl es mit der Regionalentwicklung Vorarlberg bereits eine landesweite LEADER-Region gab. „Von der Konkurrenz haben aber sicher beide profitiert”, ist Bürgermeister Rauch überzeugt. Außerdem konnten für verschiedene Projekte wie etwa das Projekt „Servus Vorarlberg!” der Alpenregion Bludenz Tourismus GmbH Mittel aus beiden Fördertöpfen abgeholt werden. Der Region Vorderland-Walgau-Bludenz wurden für den Zeitraum 2015 bis 2020 von der EU insgesamt 3,865 Millionen Euro zugesprochen. 2,2 Millionen wurden bereits investiert. „Wenn man die Eigenmittel dazu zählt, welche die Projektbetreiber selbst aufgebracht haben, hat unsere Region schon von Investitionen in der Höhe von fast vier Millionen Euro profitiert”, macht Walter Rauch deutlich, dass die LEADER-Region durchaus auch eine wirtschaftliche Größe ist. υ
Neben gemeindeübergreifenden Projekten wie etwa der „Vermarktungsdrehscheibe”, über die landwirtschaftliche Produkte in die Großküchen der Region finden, die Handwerkscontainer der Wirtschaft im Walgau, oder dem Alpine Art-Kunstwanderweg am Muttersberg sind es vor allem Kleinprojekte, welche das Zusammenleben bereichern.
So hat etwa der Obst- und Gartenbauverein Schlins neben dem Pfarrhaus einen attraktiven Gemeinschaftsgarten umgesetzt und über die „Nähparade” in Frastanz fanden Einheimische und Flüchtlinge zueinander. Der Sozialkreis der Pfarre Nüziders konnte dank LEADER-Mitteln eine vierwöchige Sommerschule anbieten, in der Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache mit zusätzlichem Deutsch-Unterricht auf das nächste Schuljahr vorbereitet wurden. Die Energieregion Blumenegg hat mit verschiedenen Aktionen versucht, speziell Jugendliche fürs Energiesparen zu begeistern.
Kleinprojekte können viel bewegen
Kleinprojekte mit einem Finanzbedarf von maximal 5700 Euro werden von den LEADER-Gremien besonders großzügig unterstützt. Die Projektwerber müssen nur ein Fünftel der Kosten, also maximal 1140 Euro, selbst aufbringen. „700.000 Euro stehen uns noch zur Verfügung”, lädt Walter Rauch alle Walgauer und Bludenzer dazu ein, sich dieses Geld abzuholen, wenn sie eine Idee haben, von der auch andere profitieren und die nachhaltig wirkt. Ende 2020 versiegt diese Quelle. Doch wenn das Geld einmal zugesagt ist, haben die Projektbetreiber noch drei Jahre Zeit für die Umsetzung.
Welche Projekte gefördert werden sollen, darüber entscheiden die sieben stimmberechtigten Mitglieder der LEADER-Region Vorderland-Walgau-Bludenz. Drei von ihnen – nämlich Stadtrat Gerhard Krump, Walter Rauch und die Rankweilser Bürgermeisterin Mag. Katharina Wöß-Krall – vertreten in diesem Gremium die Interessen der Stadt Bludenz, des Walgaus beziehungsweise der Vorderland-Gemeinden, während vier weitere als Zivilpersonen gänzlich unabhängig agieren. Außerdem reden die Geschäftsführer der beiden Regios, Mag. Christoph Kirchengast und Birgit Werle, Stefan Kirisits als Mitarbeiter der Stadt Bludenz und LEADER-Geschäftsführerin Karen Schillig als nicht-stimmberechtigte Mitglieder im Vorstand mit. Das endgültige OK erteilt die LEADER-verantwortliche Landesstelle in der Abteilung Landwirtschaft und ländlicher Raum im Landhaus.
Unterstützung für den Projektantrag
Wer allerdings LEADER-Mittel beantragt, darf einigen Papierkram nicht scheuen. Denn die Projektbetreiber müssen genau dokumentieren, wie das Geld der EU verwendet wird. Darüber wacht die AgrarMarkt Austria (AMA), welche die EU-Mittel für die insgesamt 77 LEADER-Regionen in Österreich verwaltet. Wer sich nicht genau an die Vorgaben hält, muss jeden einzelnen Euro zurückzahlen.
Damit die bürokratischen Hürden leichter überwunden werden können, haben die Mitgliedsgemeinden der LEADER-Region Vorderland-Walgau-Bludenz die Geschäftsstelle in Rankweil eingerichtet. Diese finanzieren die Gemeinden, indem sie jeweils einen Euro pro Einwohner zu den Kosten beitragen. Denn die Fördermittel sollen nicht in die Eigenverwaltung fließen, sondern vor allem den Projekten zugute kommen.
Die Arbeit der Geschäftsstelle wird regelmäßig evaluiert. „Wir sind laufend darum bemüht, den Service weiter zu verbessern”, erklärt Obmann Walter Rauch. Er ist zuversichtlich, dass die Region nach Ablauf dieser Periode gleich in die nächste LEADER-Saison starten wird. Denn „LEADER ist ein Instrument, um die Region in die Zukunft zu bringen”, ist er voll und ganz überzeugt.