Letzte Ruhestätte mitten in der Natur

Buchen, Eichen, Nussbäume, Tannen, Linden,… anstelle von Grabsteinen und Kreuzen: Ein acht Hektar großes Waldstück  zwischen Bludesch und Schnifis soll künftig als letzte Ruhestätte dienen. Aktuell wird ein Andachtsplatz mit Blick auf die Mondspitze errichtet, bereits im April sind die ersten Bestattungen möglich. Das Interesse an Vorarlbergs erstem Friedhofswald ist riesengroß.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, KLOSTERWALD VERWALTUNGS GMBH

Ein schlichtes Täfelchen am Baumstamm erinnert im Klosterwald an die Verstorbenen.

„Ursprünglich wollten wir in einer ersten Etappe 500 Bestattungsbäume auszeichnen“, berichtet der Bludescher Bürgermeister Martin Konzet. „Aufgrund der großen Nachfrage sind es nun 750 geworden.“ Das geplante „Soft opening“ der neuen Begräbnisstätte wird wohl ebenfalls so „soft“ nicht werden. Denn die ersten Waldbegehungen mit Interessierten, die im April stattfinden sollen, waren bereits Anfang des Jahres ausgebucht. Jeweils einmal im Monat gibt es ab Mai aber weitere Gelegenheiten, sich schon zu Lebzeiten einen stattlichen Baum auszusuchen, unter dem man die letzte Ruhe finden will. 

Voraussetzung dafür ist die Bereitschaft, den toten Körper verbrennen zu lassen und auf Grabschmuck jeder Art zu verzichten, die Urnen müssen biologisch abbaubar sein. „Denn der Friedhofswald ist auf den ersten Blick nicht als solcher erkennbar“, erklärt Bgm. Konzet. „Er soll auch weiterhin jederzeit von Erholungssuchenden als Oase der Ruhe genutzt werden.“ 

Grabpflege übernimmt die Natur

Vertragsunterzeichnung am 20. Dezember 2023: Der Bludescher Vizebürgermeister Roland Köfler, Bgm. Martin Konzet, der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg, Walter Amann, sowie Geschäftsführer Christian Berner und Axel Baudach von der Klosterwald Verwaltungs GmbH.

Bis zu zehn Urnen können jeweils zwischen den Wurzeln eines Baumes beigesetzt werden. An die Verstorbenen erinnern schlichte Tafeln am Baumstamm. Der Standort der einzelnen Grabstellen wird in einer Übersichtstafel erfasst, die Grabpflege voll und ganz der Natur überlassen. Die Forstbetriebsgesellschaft Jagdberg wird sich lediglich darum kümmern, dass der Nachwuchs an jungen Bäumen gesichert ist. Auch neue Wege werden nicht extra angelegt, langfristig dürfen aber Trampelpfade zu den einzelnen Bestattungsbäumen entstehen. Aktuell schreinert das Team der FBG Jagdberg an einfachen Holzbänken für den Verabschiedungsplatz. Ein großer Findling direkt aus dem umgebenden Wald wurde bereits zum „Rednerpult“ für feierliche Zeremonien befördert, ein kleiner Besucher-Parkplatz wird ebenfalls ausgewiesen.

Die Gemeindeverantwortlichen in Bludesch waren sofort offen für den Vorschlag, den der Geschäftsführer der Forstbetriebsgemeinschaft Jagdberg, Walter Amann, im letzten Sommer vortrug. Waldbestattungen sind in der Schweiz und in Deutschland schon lange üblich, und auch in sämtlichen anderen österreichischen Bundesländern gibt es diese Möglichkeit. In Vorarlberg scheiterten solche Vorhaben bisher mangels geeigneter Plätze, obwohl es seit 2009 auch hierzulande erlaubt ist, Bestattungen außerhalb von Friedhöfen durchzuführen.

Friedhofswald steht allen offen

Waldfriedhöfe sind vor allem für naturverbundene Menschen und Konfessionslose attraktiv. Außerdem sprechen die vergleichsweise geringen Kosten für diese Art der Bestattung. Hinterbliebene müssen sich nicht um die Pflege des Grabes kümmern, die Natur schmückt es im Wandel der Jahreszeiten immer wieder neu. 

Im Bludescher Klosterwald können – je nach Wunsch – Familienbäume oder ein einfacher Platz an einem Gemeinschaftsbaum erworben werden. Er steht allen Menschen – auch aus anderen Gemeinden – als letzte Ruhestätte offen. Kinder, die während der Schwangerschaft beziehungsweise gleich nach der Geburt versterben, werden unter einem „Sternenkinderbaum“ würdig bestattet. 

Das acht Hektar große Waldstück an der Schnifner Straße in Besitz der Gemeinde Bludesch wurde aufgrund seiner Größe und vor allem wegen seines vielfältigen Bewuchses zum Wunsch-Standort für einen Friedhofswald auserkoren. Es handelt sich um einen vitalen Mischwald mit stattlichen Rotbuchen, Eichen, Walnuss- und Ahornbäumen, Lärchen, Ebereschen, Linden, Kiefern, Tannen und Fichten. 

Vor ihrem „Okay“ begutachteten die Mitglieder der Bludescher Gemeindevertretung einen Waldfriedhof in Deutschland und entschieden sich dann nach einer Ausschreibung für einen geeigneten Partner. Die Klosterwald Verwaltungs GmbH mit Sitz in Klosterneuburg wird vom Erzbistum Wien sowie den Stiften Heiligenkreuz und Klosterneuburg gemeinsam geführt. Seit Oktober 2019 betreibt das Unternehmen sechs Bestattungswälder in Niederösterreich, Wien und in der Steiermark. In Bludesch soll künftig ein Mitarbeiter direkt vor Ort zum Rechten sehen und als Ansprechpartner zur Verfügung stehen.

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