Travertino Romano Classico, Vitoria Regia, Azul Macaubas, Via Lattea,… solch wohlklingende Namen tragen die Materialien aus aller Welt, mit denen Julia Lampert täglich arbeitet. Und: Schwarzachtobler Sandstein.
FOTOS: TM-HECHENBERGER, STEIN LAMPERT
Die 26-jährige Göfnerin ist eine von nur zwei Steinmetztechnikerinnen in ganz Österreich. „Mädchen haben vielleicht nicht so viel Kraft wie Burschen. Aber dafür haben wir andere Stärken!”, erklärt sie selbstbewusst. Tatsächlich versetzt einen Laien das, was sie und ihre Kollegen mit ein paar Maschinen, Hammer, Meißel, Flex und Polierscheiben aus purem Stein schaffen, in Staunen: So geht es auch den meisten Kunden, die im Schauraum bei Stein Lampert eine Auswahl dessen sehen, was mit Stein alles möglich ist. Ob Waschtisch, Duschtasse, Badewannenverkleidung, Wand, Boden oder Küche: Naturstein ist lebendig, strapazierfähig und zugleich langlebig. „Es ist einfach ein wunderbares Naturmaterial”, schwärmt Julia Lampert auch von der Vielfalt der Farben und Zeichnungen, die sich in den unterschiedlichsten Gesteinsarten über Millionen von Jahren durch geologische Kräfte, Druck und Hitze ausgebildet haben. „Und Steine sind nicht bloß hart! Sie können sich weich und warm anfühlen”, fährt Julia in ihrer Begeisterung mit gewagten Behauptungen fort.
Die Steinmetz-Technikerin war aber nicht immer so. Aufgewachsen im elterlichen Steinmetzbetrieb war sie mit der Materie bestens vertraut, dennoch zog es sie nach der Pflichtschule zunächst an die Höhere Lehranstalt für Tourismus in Bludenz. Ihr Lieblingsfach war eindeutig das Kochen. Etwas mit den Händen zu schaffen, das war auch nach der Matura ihr Antrieb, in Innsbruck Bauingenieurswesen zu studieren. Dabei fühlte sie sich aber bald unwohl. Nach zweiwöchiger Probearbeit fiel die Entscheidung für eine Steinmetzausbildung. Der Studienplatz an der Uni wurde getauscht gegen eine Lehrstelle bei einem Tiroler Steinmetzbetrieb. Seither ist sie in ihrem Element. Nach zwei Jahren in Tirol wechselte sie in den Familienbetrieb nach Göfis. Die 4-jährige Lehre schloss sie mit ausgezeichnetem Erfolg ab, und die 1. Meisterklasse in Salzburg meisterte sie mit Bravour.
Ihre Mutter Karin und Vater Jürgen sind natürlich mächtig stolz auf ihre Tochter: Und in Zeiten des Facharbeitermangels auch froh über die Verstärkung für das Team, in dem sich derzeit insgesamt knapp zwanzig Mitarbeiter um die perfekte Umsetzung der Kundenwünsche bemühen. Julia arbeitet nicht nur in der Werkstatt mit, sondern hat auch die Leitung im Bereich Grabmal. Zudem kümmert sie sich um die Lehrlingsausbildung. Das Unternehmen ist „Ausgezeichneter Lehrbetrieb” und offen für weitere Bewerber.
Neubeginn mit Naturstein
Das Natursteinwerk Lampert gibt es seit 1992. Jürgen und Karin Lampert führen es seit 31 Jahren mit viel Engagement. Der Betrieb liegt ein bisschen versteckt im Göfner Haldenweg – trotzdem finden Kunden aus ganz Vorarlberg den Weg in diesen Fachbetrieb, der über die Landesgrenzen hinaus einen hervorragenden Ruf genießt. Von Stein Lampert meisterhaft bearbeitete Naturstein-Kunstwerke findet man in Bädern, Wellnessoasen, Küchen, Außenanlagen und auch auf Friedhöfen in ganz Österreich, der Schweiz und Liechtenstein.
Gegründet wurde der Betrieb 1969 von Jürgens Vater Georg: Damals waren allerdings Kunststeinerzeugnisse modern. Man erinnere sich an die Waschbeton-Tröge und Fassaden, die noch heute zum Beispiel das Bludenzer Rathaus „zieren”. Bei einem tragischen Unglück wurde Georg Lampert mit erst 46 Jahren aus dem Leben gerissen. Der erst 21-jährige Sohn Jürgen, der bereits eine Fachschul- Ausbildung zum Steinmetz hatte, stand so von einem Tag auf den anderen vor großen Aufgaben: Es galt nämlich nicht nur, den Betrieb fortzuführen. „Kunststein war eigentlich schon aus der Mode und für mich war klar, dass der Betrieb langfristig nur durch Umstellung auf Naturstein eine Zukunft hat”, erinnert sich der heute 57-Jährige. Um eine Berechtigung für den Handel und die Bearbeitung von Natursteinen zu bekommen, musste er einige Gesellenjahre vorweisen, um die Konzessionsprüfung zum Steinmetz abzulegen.
Vier Jahre lang hieß das: Zwei Tage wöchentlich als Geschäftsführer im Göfner Betrieb nach dem Rechten schauen, drei Tage Ausbildung in einem Fachbetrieb in Liechtenstein. Die Zahl der freien Wochenenden hielt sich in diesen Jahren in engen Grenzen. Im Jahr 1992 war dann die Konzessionsprüfung geschafft und in diesem Zuge wurde dem Namen „Kunststein Lampert” das „Kunst” genommen und der Betrieb wurde in „Stein Lampert” umbenannt. Seither entwickelt sich der Familienbetrieb hervorragend. Und mehr als 30 Jahre später ist bereits die nächste Generation auf die Zukunft des Unternehmens ausgerichtet: Während Julia neben der Arbeit für die Meisterprüfung büffelt, studiert ihr Bruder Luca Strategisches Management in Innsbruck und arbeitet nebenher seit 2015 im elterlichen Betrieb.