Teamwork mit Weitblick

Vor zehn Jahren gründeten die drei Walgauer Wirtschaftsgemeinschaften die „Wirtschaft im Walgau”. Unter dem Motto „Gemeinsam mehr erreichen” ist seither viel geschehen. Als Sprecher der WiWa fungierte seit der Gründung Philipp Tomaselli. Der visionäre Bauunternehmer legt dieses Ehrenamt bei der zehnten Jahreshaupt­versammlung am 6. September zurück. Im „allerhand!” blickt er zurück und weit nach vorne.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, HANDOUT

„Die Zeit war ganz einfach gekommen” erinnert sich Philipp Tomaselli an die Gründungsphase der Wirtschaft im Walgau. Die „Handwerker- und Gewerbezunft Bürs” (seit 1705!), die WIG Walgau in Nenzing und die Wige Frastanz hatten lange als lokale Interessensvertreter gewirkt. „Es gab aber auch schon damals Projekte, etwa zur Förderung der Lehrlingsausbildung, in denen die drei Organisationen auf Zusammenarbeit setzten”, stellt Tomaselli klar. Die „WiWa” ist seit der offiziellen Gründung am 11. September 2014  das gemeinsame Dach, unter dem sich die drei Organisationen überregional einbringen, um den Belangen der Wirtschaft gemeinsam noch mehr Bedeutung zu verleihen – im Walgau und auch darüber hinaus.


WIGE FRASTANZ
Frastanz, Satteins, Göfis, Röns, Düns, Dünserberg und Schnifis
Obmann: Ing. Alexander Krista 

WIG Walgau
Nenzing, Schlins, Bludesch, Thüringen und Ludesch
Obmann: Mag. Lukas Praxmarer

 Handels- und Gewerbezunft HGZ Bürs
Bürs und Nüziders
Obmann: Sandro Preite

Die Wirtschaft im Walgau mit ihrem Büro in der Singerstraße 3 in Frastanz ist das gemeinsame Dach der drei eigenständigen Vereinigungen Handwerker- und Gewerbezunft Bürs, Wirtschaftsgemeinschaft Walgau und Wige Frastanz.


„Im Walgau schaffen rund tausend Firmen, vom Ein-Mann- oder Eine-Frau-Betrieb bis zu international tätigen Industriebetrieben durch die tägliche Arbeit der dort Beschäftigten die Basis für unseren Wohlstand”, betont Tomaselli: „Weil man das nicht oft genug betonen kann”.

Fachkräftemangel

Das Land Vorarlberg und der Walgau seien wirtschaftlich  insgesamt sehr gut aufgestellt. Dass es für alle Zeiten so bleibt, ist dagegen nicht selbstverständlich. Vor allem der anhaltende Fachkräftemangel beschäftigt die WiWa-Verantwortlichen sehr. Das war schon bei der Gründung der Organisation ein großes Thema und wird sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern: Immer mehr „Babyboomer” gehen in Pension, die Geburtenraten sinken. Bei allen neuen Möglichkeiten, die moderne Informationstechnologie, Robotik, Automatisierung oder KI bringen (werden): Fachkräfte wird es immer brauchen.

Die Wirtschaft im Walgau und allen voran ihr Sprecher haben daraus aber nie nur entsprechende Vorschläge oder gar Forderungen an die Politik abgeleitet, sondern sind selber an vielen Fronten aktiv. Beispiele dafür:

– Die Walgauer Lehrlingsmesse ist mittlerweile die größte im ganzen Land.
– Mit den „Werkboxen” macht man Schulkindern Lust auf Handwerk.
– Angebote für Ferien- und Kleinkindbetreuung
– In Zusammenarbeit mit der Handelsschule Bludenz wurde eine „Werkraumschule” begründet, in der ab Herbst speziell auch handwerkliches Können vermittelt wird.

Vor zehn Jahren schon schwierig, inzwischen aber zu einem echten Problem geworden ist die Suche nach Flächen für notwendige Erweiterungen bzw. die Neuansiedlung von Firmen. „Den Bodenverbrauch so gering wie möglich zu halten, ist natürlich Gebot der Stunde“, versichert Tomaselli. Damit aber auch künftig Platz für die Wirtschaft zur Verfügung steht, arbeitet die Wirtschaft im Walgau aktiv bei der überregionalen räumlichen Entwicklungsplanung mit.

„Nicht jammern, sondern tun”

Ein dritter Themenkomplex, den die Wirtschaft im Walgau seit 2014 auf der täglichen Agenda hat, ist die Wertschöpfung in der Region. „Wenn wir lebendige Ortszentren und gesunde Handwerks- und Gewerbebetriebe in der Region haben wollen, müssen wir das Bewusstsein für die Bedeutung jedes Einkaufs, jeder Dienstleistung und jedes Auftrages in der Region schärfen.” Auch bei diesem Thema galt und gilt für Tomaselli und die WiWa das Grundprinzip: „Nicht jammern, sondern ins Tun kommen”. So wurde die 2013 (nach mehr als zehn Jahren Diskussion) eingeführte Regionalwährung „Walgauer” von der Wirtschaft im Walgau forciert und inzwischen durch die digitale „Walgaucard” ersetzt:  Man kann sie nach Belieben mit Guthaben aufladen und verschenken oder selber damit in bereits 76 Betrieben aus der Region so einfach wie mit jeder Bankkarte bezahlen: Wissend, dass man mit jedem Einkauf und jedem Auftrag in der Region die Wirtschaft vor Ort direkt unterstützt!

Die unzähligen Aktivitäten der Wirtschaft im Walgau – basierend auf dem ehrenamtlichen Engagement der Unternehmer und professionell auf die Reihe gebracht von Geschäftsführer Mag. Georg Geutze und seinem kleinen Team – werden weit über den Walgau hinaus positiv wahrgenommen. Dazu tragen auch die spektakulären gemeinsamen Auftritte bei der com:bau auf dem Dornbirner Messegelände bei.

Aktuell mehr als 300 zahlende Mitglieder

Georg Geutze fungierte schon bei der Gründung im Jahr 2014 als Geschäftsführer der WiWa.

Zum zehnten Bestandsjubiläum zählt die WiWa bereits mehr als 300 zahlende Mitgliedsbetriebe. Die Unterstützung des Landes und die gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden und der Wirtschaftskammer sind ebenfalls wichtige Pfeiler für den Erfolg. Tomaselli kann daher nach zehn Jahren „an vorderster Front” der WiWa sein Amt als Obmann guten Gewissens zurücklegen. „Die WiWa ist organisatorisch, materiell und personell sehr gut aufgestellt, sodass ich mich künftig gerne in der zweiten Reihe einbringen werde.” Weiterhin in der „ersten Reihe” hat er – gemeinsam mit seiner Gattin Barbara – als Geschäftsführer von „Tomaselli Gabriel Bau” allemal genug zu tun. Dass der private Wohnbau durch steigende Zinsen, hohe Inflation, restriktive Kreditvergaben (Stichwort „KIM Verordnung”) und weitere Faktoren in letzter Zeit eingebrochen ist, bereitet ihm für die Wirtschaft insgesamt Sorgen. „Wir hatten aber zuletzt im privaten Wohnbau viele Jahre Hochkonjunktur”, relativiert Philipp Tomaselli. Für ihn gilt auch hier die Devise: Nicht jammern, sondern tun!

Abseits des privaten Wohnbaus gibt es ja Arbeit. Vom Hallenbad in Bregenz über Hochwasser-Schutzprojekte Schulbauten zum Beispiel in Ludesch, große Firmengebäude etwa für den internationalen Automations-Konzern Beckhoff in Bürs oder Rauch  in Nüziders bis hin zu Straßenbauten – aktuell dem zweispurigen Ausbau der S16 in Stallehr – überall sind Mitarbeiter der Tomaselli Gabriel Bau am Werk.

Tomaselli Gabriel Bau breit aufgestellt

Zugute kommt ihm, dass die 2007 durch die Verschmelzung der Baufirmen Tomaselli (seines Vaters) und Gabriel (seines Schwiegervaters) entstandene „Tomaselli Gabriel Bau GmbH” breit aufgestellt ist: Man hält Beteiligungen im Rohstoffbereich und steht damit bei der Rohstoffversorgung weitgehend unabhängig auf eigenen Füßen. Beteiligungen hält man auch bei einem Immobilienentwickler, im Baunebengewerbe im Holzbau, bei Bodenlegern, Installateuren oder bei der Brand- und Wasserschadensanierung. Um reine Größe sei es bei diesen Akquisitionen nie gegangen, betont Tomaselli. „Es geht vielmehr um gute Zusammenarbeit, von der alle Beteiligten profitieren. Vor allem die Kunden!” Ganz so, wie bei der Wirtschaft im Walgau… 

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