Donnerstag, Mai 9, 2024

Hausmarke-Party bei Ammannbau

Wer kann sich bauen noch leisten?

Vor zehn Jahren wurde Ammannbau Partner der von Ziegelhersteller Wienerberger ins Leben gerufenen „Hausmarke“.

Die Idee: Auf Basis vorhandener Modelle und Varianten können Bauherren ihr individuelles Haus „zusammenstellen“. Ammannbau als Generalunternehmer sorgt in Zusammenarbeit mit bewährten Partnern – etwa Fliesenlegern, Dachdeckern, Elektrikern, Tischlern usw. – für die Umsetzung. In der vorgegebenen Zeit, zum fixierten Preis und in bester Qualität. 

Darüber wacht eine unabhängige Zertifizierungsstelle. Wienerberger stellt damit sicher, dass die „Hausmarke“ auch wirklich hält, was sie verspricht. In Vorarlberg ist Ammannbau der einzige lizensierte „Hausmarke-Partner“.

Das Prinzip der Zusammenarbeit von Professionisten hat sich für die Bauherren in der Region in den vergangenen zehn Jahren schon hundertfach bewährt. Deshalb lud Ammannbau seine Partner und Kunden Anfang Oktober zu einem „Hausmarke-Fest“.

Dabei wurde  auf Ansprachen verzichtet – zugunsten einer Diskussionsrunde, die viel Gesprächsstoff lieferte.

Die aktuelle Frage lautet ja nicht, bei welcher Firma man ein „Hüsle“ bauen lässt. 

Sondern: Ist Bauen bei den gestiegenen Preisen und Zinsen überhaupt noch möglich?

Der Radio-Vorarlberg Redakteur Mag. Matthias Neustädter ging dieser Frage in einer Expertenrunde nach und stellte dazu ein fiktives Beispiel zur Debatte.

Eine junge Familie will im oder beim Elternhaus Wohnraum schaffen. Man hätte man gerne rund 100 Quadratmeter Wohnfläche. Kosten von 500.000 Euro stellt man sich als Obergrenze vor. Der Bau soll über einen Kredit finanziert werden. Ist das machbar?

Christian Fiel, Vorstandsdirektor der Raiba im Walgau, beleuchtete die Finanzierungssituation für dieses Beispiel. „Um es sehr vereinfacht zu erklären: Wer 500.000 Euro für eine Wohnung ausgeben will, muss nach den Bestimmungen der ‚KIM-Verordnung‘ seit August 2022 mindestens 20 Prozent der Finanzierungssumme als Eigenkapital einbringen.
Die Familie muss also zunächst 100.000 Euro Eigenkapital vorweisen und kann dann einen Kredit über die restlichen 400.000 Euro beantragen. Bei einer maximalen Kreditlaufzeit von 35 Jahren darf die monatliche Kreditrate aber höchstens 40 Prozent des monatlichen Haushaltseinkommens betragen.“
Die KIM-Verordnung, steht wegen dieser Hürden von vielen Seiten schwer in der Kritik. Christian Fiel bestätigt, dass seit deren Gültigkeit die Zahl der Wohnbau-Kredite drastisch zurückgegangen ist, was für die Banken prinzipiell natürlich schmerzlich sei. Neben den strengen regulatorischen Vorgaben wirken sich aber auch hohe Baukosten und die stark gestiegenen Zinsen negativ auf die Kreditvergabe aus.
Wer so einen Kredit vor zwei Jahren mit variabler Verzinsung aufgenommen hat, erinnerte Fiel, der zahlte damals rund 1.200 Euro pro Monat. Mit den von der Europäischen Zentralbank mittlerweile durchgeführten Zinserhöhungen* kann die monatliche Rate inzwischen auf gut 2.000 Euro gestiegen sein.
Diese Zinserhöhungen stellen nicht wenige Kreditnehmer vor große Herausforderungen. „Diese Kunden unterstützen wir natürlich bestmöglich“, versicherte Christian Fiel.
Wer einen Wohnbaukredit aufnehmen will, der solle sich – das ist jetzt mehr denn je geboten – auf jeden Fall an eine regionale Bank wenden: „Bei einem persönlichen Beratungsgespräch kann die Haushaltssituation genau und individuell analysiert werden.“
* zehn Jahre lang, von Juli 2012 bis Juli 2022, betrug der EZB Leitzins immer weniger als 1 Prozent, zwischendurch sank er sogar ins Minus. Aktuell (November 2023) liegt der Leitzins bei 4,5 Prozent.

Jürgen Ritter, Geschäftsführer der Ammannbau, bestätigte wie andere Teilnehmer der Podiumsdiskussion, dass bei den aktuellen Baupreisen kaum möglich sein wird, mit einem Budget von 500.000 Euro 100 Quadratmeter Wohnraum zu schaffen: Selbst dann, wenn wie im Beispielsfall keine Kosten für ein Grundstück zu tragen sind. Auf jeden Fall würde er der Familie raten, vor Baubeginn ein konkretes Angebot für sämtliche Leistungen samt Nebenkosten einzuholen. Dafür braucht es einen Generalunternehmer (zum Beispiel den Hausmarke-Partner Ammannnbau), der alle Gewerke – mit bewährten Partnern – erledigen kann.

Wenn der Bauherr selbst handwerklich geschickt ist oder in der Familie und im guten Freundeskreis Helfer motiviert werden können (Nachbarschaftshilfe, nicht Schwarzarbeit!), wäre es möglich, Kosten zu senken. Den Einspareffekt solle man aber auch nicht überschätzen…

Thomas Raggl, Atelier Raggl in Röns, hielt ein Plädoyer für Zurückhaltung. „Warum müssen es mindestens hundert Quadratmeter und mehr sein?“, fragt er sich – und seine Kunden. Er ist überzeugt davon, dass ein klug geplanter Wohnraum mit 80 bis 90 Quadratmetern Fläche beste Lebensqualität bieten kann. Und dass sich darin eine kleine Familie wohler fühlt, als in einem schlecht durchdachten 100 Quadratmeter-Wohnraum.

Die Kosten für die Planung durch einen guten Architekten bzw. eine Architektin, welche auf die Bedürfnisse der Bauherren und die Gegebenheiten vor Ort optimal eingeht, machen sich immer bezahlt. Wer Wohnfläche spart, spart auch Kosten! Allein die geringeren monatlichen Rückzahlungen sind ein wesentliches Plus für mehr Lebensqualität.

Raggl übte auch deutliche Kritik an überbordenden Vorschriften der Gesetzgebung und der Baubehörden speziell zum Thema Energiesparen, welche das Bauen verteuern. Thomas Raggl ist überzeugt, dass der Energieverbrauch insgesamt wesentlich mehr vom Nutzerverhalten abhängt, als von extremen Dämmschichten, also mehr Augenmerk auf die Bewusstseinsbildung der Nutzer gelegt werden sollte. „Wenn es der Politik wichtig ist, Wohnen wieder leistbar zu machen, dann wäre eine gründliche Durchforstung der Bauvorschriften sehr angebracht“, so Raggl.

Michael Gantner, der für seine von Generalunternehmer Ammannbau errichtete neue Firmenzentrale in Schruns von der Vorarlberger Holzbaukunst gewürdigt wurde, stimmte dem vollinhaltlich zu. Er richtete einen dringenden Appell an die Politik, alle Anstrengungen zu unternehmen, damit sich im Ländle wieder jeder, der ein normales Einkommen hat, ein Eigenheim oder eine Eigentumswohnung erarbeiten kann. Die allermeisten jungen Menschen wären – wie ihre Väter und Mütter – bereit, für diesen Traum vom eigenen Heim auch „ein Leben lang“ zu arbeiten, so Gantner. Wenn es dafür aber keine echten Perspektive mehr gibt, dann werde das zu einem großen gesellschaftlichen Problem. „Wer sich nichts leisten kann, der leistet auch nichts mehr“, warnt er.

Harald Rummer, Projektleiter bei Ammannbau und Michael Berchtel, Geschäftsführer der Zimmerei Berchtel, bestätigten, dass die Schaffung von Eigentum in den letzten Jahren deutlich kostspieliger geworden ist. Umso wichtiger sei es, in die vorbereitende Planung zu investieren. Dazu gehöre in jedem Fall eine umfassende persönliche Beratung über Finanzierungsmöglichkeiten. Und einen Architekten zu Rate zu ziehen, zahle sich immer aus. Die geschickte Kombination von Massiv- und Holzbau, wie sie Berchtel und Rummer beim Bau der preisgekrönten „Pigeon“-Zentrale von Michael Gantner in Schruns umgesetzt haben, sollte man jedenfalls in Bedacht ziehen. 

Matthias Neustädter zeigte sich als Diskussionsleiter von den fachlich fundierten Beiträgen der Podiumsteilnehmer beeindruckt. Auch davon, wie viele verschiedene Aspekte in Zusammenhang mit dem Thema Bau erörtert wurden. „So eine Runde“ könne er sich gut in einer seiner künftigen Sendungen vorstellen: Als Redakteur bei ORF-Vorarlberg lädt er ja täglich (immer Montag bis Donnerstag ab 13 Uhr in Radio Vorarlberg) bei „Neues von Neustädter“ zu interessanten Gesprächen.

Datum

29. September 2023
Abgelaufen!

Uhrzeit

Ganztags

Ort

Ammannbau