Von Instagram zur Sportkarriere inspiriert

Bei Evan Rocha dreht sich aktuell alles um den Trampolinsport.

Wenn Evan Rocha als Bub Salti und Drehungen übte und sich immer wieder neue Kunststücke ausdachte, tat er dies einfach aus Spaß an der Bewegung. Heute gehört der Schnifner zu den Weltbesten im Freestyle Trampolinspringen und bemüht sich als Trainer, andere für diesen Sport zu begeistern.  

FOTOS: PRIVAT, TM-HECHENBERGER

„Superstimmung und eine Hammerlocation direkt am Meer”, fasst Evan Rocha begeistert zusammen, wenn  man ihn auf die Tage in Spanien anspricht. Bei den Weltmeisterschaften im Freestyle-Trampolinspringen im Rahmen der Extreme Barcelona Urban World Series hat der Schnifner Mitte September gezeigt, was er drauf hat. Mit maximaler Körperbeherrschung und einer kreativen Sprung-Kombination holte er sich den 2. Platz und damit den Titel des Vizeweltmeisters. Es war das dritte Mal, dass Weltmeisterschaften in dieser Disziplin ausgetragen wurden und das dritte Mal, dass der Vorarlberger antrat. Nach einem 9. und einem 4. Platz in den vergangenen Jahren ist Evan Rocha glücklich, dass er es heuer aufs Stockerl geschafft hat.

Den Zwanzigjährigen fasziniert an diesem Sport die Freiheit, unterschiedlichste Sprung-Abfolgen auszuprobieren und bis zur Perfektion einzustudieren. Seit Kindertagen fühlt er sich auf dem Trampolin im Element.

„Ich wusste damals gar nicht, dass das ein Sport ist”, lacht er. Seinen außergewöhnlichen Namen verdankt der Schnifner seinem amerikanischen Vater. Die Familie übersiedelte in die Heimat seiner Mutter Petra, als er gerade einmal fünf Jahre alt war. „Und Papa meinte, wenn schon, dann ziehen wir nach Schnifis.” Im Garten hinter dem Haus in der sonnenverwöhnten Walgaugemeinde stand – solange Evan Rocha denken kann – ein Trampolin. Dorthin zog sich der Junge gerne zurück, wenn er  mal wieder das Gefühl hatte, nicht ganz dazuzugehören. 

Tricks weiter ausgebaut

Mit zehn, elf Jahren probierte er die ersten Rückwärts-Salti. „Ich schätze, das hatte ich wohl irgendwo gesehen”, erinnert sich der Athlet. Auf Youtube und Instagram entdeckte er später, dass es Menschen gibt, die einen doppelten oder einen Dreifachsalto beherrschen. Diesen eiferte er bald nach und baute seine sportlichen Fähigkeiten immer weiter aus. Dass sich dieses Hobby in den nächsten Jahren zu einem offiziellen Sport entwickeln würde, wusste er damals nicht. „Österreich und die Schweiz sind sogar Hotspots der Freestyle Trampolin-Szene”, stellte er bald fest. Über das Internet hielt er Kontakt zu dieser aktiven Community, feilte fleißig weiter an seinen Tricks und Kombos, und das Zusammentreffen mit einem Gleichgesinnten an der Sportmittelschule Satteins feuerte ihn zusätzlich an. Fast täglich trainierten die Schulkameraden gemeinsam. Bereits im Sommer 2017 organisierte Evan Rocha das 1. „West Austrian Meetup” der Szene. Eine Handvoll Sportbegeisterter aus ganz Österreich traf sich damals in Schnifis, um gemeinsam zu trainieren und sich auszutauschen. 

Mit Begeisterung verfolgte der damals 14-Jährige, als in St. Anton am Arl­berg eine Trampolinhalle eröffnet wurde. Diese war eigentlich als Trainingsmöglichkeit für Freestyle-Schifahrer gedacht. Doch Evan Rocha erkannte sofort das Potenzial. Er nahm mit den Betreibern Kontakt auf und freute sich bald über optimale Bedingungen für seine Jumps. Gemeinsam mit anderen Trampolin-Sportlern gründete er den Trampolinverein ARL.X, der aktuell rund achtzig Mitglieder zählt. Ein Jahr später folgten erste, kleinere Wettkämpfe.

„Rund 2000 bis 3000 Athleten trainieren in Österreich Freestyle am Trampolin”, schätzt Evan Rocha. Die Bewertung der Einzelleistungen ist in dieser noch sehr jungen Sportart nicht ganz einfach. „Denn was für den einen leicht ist, fällt dem anderen schwer”, erklärt er. Man habe aber in den letzten Jahren konsequent an einem fairen Bewertungssystem gearbeitet. Bei Wettkämpfen behalten zwei Wertungsrichter die Schwierigkeit der Sprünge im Auge, zwei weitere beo­bachten genau, wie kontrolliert sie ausgeführt werden, einer beurteilt, wie kreativ die Sprungabfolge ist. Evan Rocha geht in dieser Hinsicht immer auf Nummer sicher und baut nur Kom­­bi­­na­tionen in sein Programm ein, die er absolut perfekt ausführen kann.

Aktive Community 

„Ich habe durch Versuch und Irrtum gelernt und schon ein paar unangenehme Landungen hingelegt”, lacht der Zwanzigjährige. Dies versucht er seinen Schülern zu ersparen. Evan Rocha gibt seine Erfahrungen nämlich als Trainer im arl.park in St. Anton weiter. „Wenn man gut angeleitet wird und den eigenen Körper genau kennt, ist die Verletzungsgefahr gering”, ist er überzeugt. Der Schnifner trainiert Bewegungshungrige ab einem Alter von sechs Jahren. „Wenn die Kinder ungefähr acht Jahre alt sind, erkennt man dann schon, ob jemand Potenzial hat, in diesem Sport mehr zu erreichen.” Freestyle Trampolin-Springen ist zwar eine Ein­zel­sport­­art, Evan Rocha schätzt aber die Dynamik beim Training und bei Sport-Events. Er hat in dieser Commu­nity viele Freund­schaf­ten geschlossen. Mit coolen Videos von seinen neuesten Tricks  inspiriert er seine Fans auf Instagram.

Aktuell bestimmt seine Begeisterung für den Trampolin-Sport sogar seinen beruflichen Werdegang. Gemeinsam mit dem Tiroler Johannes Lüthi hat er im vergangenen Jahr MTC-Studios gegründet – eine Agentur für Videografie, Fotografie und Social Media, die sich speziell auf die Bewerbung und Dokumentation von Sportevents konzentriert. Parallel dazu hat er Ver­pflic­htungen als Trainer und aus Spon­so­ren­verträgen, die erfüllt werden müssen.

Als Sportfunktionär engagiert er sich außerdem für die Gründung eines Verbandes, damit viele weitere Athleten die Möglichkeiten bekommen, coole Sprungkombinationen einzustudieren. Ganz persönlich arbeitet Evan Rocha natürlich noch an einem weiteren Ziel: Bei der nächsten WM im September 2025 will er ganz oben auf dem Siegertreppchen stehen.

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