Das starke Fundament für die Energiewende

Die Weltzentrale von Aerocompact in der Gewerbestraße 14, Satteins.

Die Photovoltaik ist der große Hoffnungsträger für die Bewältigung der weltweiten Klimakrise. Die Basis für den Durchbruch bietet eine international agierende Firma mit Standorten in Europa, den USA, Indien und Singapur. Die Welt-Firmenzentrale befindet sich in Satteins: „Aerocompact”.

FOTOS: AEROCOMPACT, TM-HECHENBERGER

„Es ist eigentlich unglaublich, welche Impulse von unserer Gemeinde aus für die weltweite Entwicklung der Photovoltaik gesetzt wurden”, zeigt sich Bürgermeister Gert Mayer beeindruckt. PV-Pionier Günther Köchle (1949-2005) hat für seine Firma stromaufwärts hier im Jahr 1999 im „Energiepark West” Quartier bezogen. Noch im gleichen Jahr realisierte er in Steyr die mit einer Leistung von 67.000 kWp damals größte PV-Anlage Österreichs.  

Einen Steinwurf vom Energiepark West entfernt befindet sich die Weltzentrale der Firma Aerocompact. Gegründet wurde sie 2014 von Mathias Muther: Der hatte zehn Jahre vorher mit seinem Installateurskollegen Renan Sen in Nenzing die auf Planung, Bau und Montage von Solar- und Photovoltaikanlagen spezialisierte Firma „SST-Solar” gegründet.

 


Mathias Muther

Geschäftsführender Inhaber

 

 

Immer wieder stand man bei der Montage der verschiedenen Kollektoren vor Problemen. Die Anforderungen sind nämlich vielfältig: Module werden den gegebenen Voraussetzungen entsprechend vertikal, steil geneigt oder flach montiert. Einmal auf dem freien Feld, dann auf Ziegeldächern, auf Metall-, Beton- oder Holzkonstruktionen und auf vielen anderen Untergründen. „Die auf dem Markt verfügbaren Befestigungstechniken waren aus unserer Sicht allesamt nicht ausgereift”, erinnert sich Mathias Muther an den täglichen Ärger – der letztlich in eine außergewöhnliche Erfolgsgeschichte mündete.

Das Aerocompact-System zur Befestigung von PV-Anlagen.

In ausgiebiger Forschungsarbeit wurde ein System entwickelt, das seither weltweit zur Anwendung gelangt. Weil mit nur wenigen aus Aluminium gefertigten Komponenten und ein paar verschiedenen Schrauben alle Photovoltaikanlagen auf jedem Untergrund und in jeder gewünschten Lage befestigt werden können. Und zwar so, dass sie auch größten Belastungen durch Schnee und Wind standhalten. „Das war von vornherein unser Anspruch”, erläutert Mastermind Mathias Muther. Während es bei hohen Schneelasten „nur” um eine optimale Verteilung des Gewichts geht, war die Stabilität bei Starkwind eine wesentlich größere technische Herausforderung. Nicht die Druckkräfte sind hier das Problem, sondern die enormen Sogwirkungen, die bei falscher Montage entstehen können. Es sind letztlich die gleichen Kräfte, die – wenn sie „richtig” auf 360 Quadratmeter Flügelfläche wirken – einen 230 Tonnen schweren Airbus A330 in die Lüfte heben.

Damit das „Aerocompact”-System auch im Extremfall hält, wurde es im Windkanal entwickelt und getestet. Es hält die PV-Anlagen auch bei Windgeschwindigkeiten von 250 km/h sicher auf jedem Untergrund. Übrigens: Ein A330 hebt bei 213 km/h ab…Der eigentliche Clou von Aerocompact ist aber das volldigitale System im Background. Egal ob sich ein Installationsbetrieb aus Vorarlberg, Indien oder den USA mit einem konkreten Projekt meldet: Mithilfe von Google Maps und den Daten zur örtlichen Wettersituation kann Aerocompact – unter Berücksichtigung der am Aufstellungsort geltenden gesetzlichen Bestimmungen – in kurzer Zeit sämtliche für die jeweilige Anlage notwendigen Bauteile zurückmelden. Der Installateur muss nur noch auf „bestellen” klicken und erhält das fertig konfektionierte Paket vom nächstgelegenen der weltweit stationierten  Aerocompact-Lager zugestellt. 

Marco Rusch ist für die internationale Marktentwicklung zuständig.

„Wir sind global vernetzt, dezentral organisiert und das auf einem sehr hohen Niveau. Wir können blitzschnell auf Veränderungen in unseren Märkten reagieren”, erklärt der für internationale Marktentwicklung zuständige Marco Rusch. So konnte man in den vergangenen Jahren Wachstumsraten von 50 und 60 Prozent hinlegen. Für heuer rechnet Mathias Muther gegenüber dem Vorjahr sogar mit einer Verdoppelung des Umsatzes. Die auf dem soliden Fundament des Aerocompact-Systems befestigten PV-Module erzeugen schon jetzt jährlich rund drei Gigawattstunden Strom: Das entspricht der Leistung von drei mittleren Atomkraftwerken.  Für die notwendige Energiewende braucht es aber weltweit noch viele Millionen Anlagen. Und nicht wenige davon werden mit Know-how aus dem Ländle befestigt werden. Übrigens: Die aktuell größte PV-Dachanlage Österreichs steht in Ranshofen (Foto oben links). Sie ist hundert Mal so groß wie die seinerzeitige Rekordanlage von „stromaufwärts”. Die 16.000 Module bringen jährlich 6,7 Millionen kWh Strom und stehen auf Unterkonstruktionen von Aerocompact.

Vorheriger ArtikelFitnesstipp: Sinnvoll schenken
Nächster ArtikelRäume erobern mit Tanz, Film und Theater