Auf ihrem Bio-Bauernhof am Dünserberg wachsen zirka 180 Obst- und Gemüsesorten, tummeln sich hundert Hühner verschiedenster Rassen und auch ein paar Rinder. Dorothea und Armin Rauch probieren viel aus und haben sich viel Fachwissen angeeignet, das sie in Kursen auch gerne weitergeben. Denn sie sind überzeugt davon: In Zukunft braucht es weniger Vollgas und mehr Vielfalt.
Dorothea und Armin Rauch hüten keine Geheimnisse. Sie lassen sich gerne über die Schulter schauen, wenn sie aus eigenem Saatgut rund 60 verschiedene Tomatensorten, Paprika und viele andere Gemüsepflanzen ziehen. Der Permakulturgarten am sonnigen Südhang auf 900 Metern Höhe gibt im Sommer alles her, was das Herz begehrt: Maroni, Kiwi, Indianerbananen, Granatäpfel, Aroniabeeren, Mispeln, Artischocken,… gedeihen im Freien, im Folientunnel und im Gewächshaus. Aber auch an einem unwirtlichen Februar-Tag zieht Armin Rauch knackige Karotten, Pastinaken und Schwarzwurzeln aus dem Boden, pflückt verschiedenste Salate und holt frische Eier aus dem Hühnerstall. „Wir können uns inzwischen fast selbst versorgen, brauchen nur noch Milchprodukte. Die holen wir in der Sennerei.”
Armin Rauch hat 1984 den Hof seiner Eltern übernommen und sich mit den Jahren intensiv mit Permakultur, Sortenraritäten, Bodenanalyse und vielem mehr auseinandergesetzt. Sein Garten ist so angelegt, dass beispielsweise das Wasser in den Teichen das Sonnenlicht so lenkt, dass die Pflanzen unter dem Foliendach mehr Wärme abbekommen. Auf den Beeten schützt eine dicke Mulchschicht den Boden. „Im Sommer haben wir 13 Hektar Bühel zum Heuen. Da bleibt keine Zeit zum Jäten und Gießen.” Manch ein Gärtner würde nun einwenden, dass sich auch Schnecken im Mulch sehr wohl fühlen. Doch dafür haben die Rauchs ja Enten auf dem Hof, die diese mit Vorliebe verspeisen. Im Winter dürfen sogar die Hühner in den Nutzgarten. Die zählen nämlich die Eier der schleimigen Lästlinge zu ihren Lieblingsspeisen. „Und wegen unserer Hühnereier kommen die Leute von Bludenz bis Feldkirch”, freut sich Armin Rauch, dass sich der Kreislauf schließt. Die Hühner bekommen nämlich wiederum Heublumen, welche auf den Wiesen der Rauchs noch in großer Fülle zu finden sind. 2011 wurde der gesamte Betrieb dafür vom Land Vorarlberg zum „Wiesenmeister” gekürt.
Dabei bewirtschaftete Armin Rauch bis 2003 einen ganz normalen Milchbetrieb. Als er sich entschloss, auf Bio umzusteigen, musste er allerdings nicht allzu viel verändern. Denn schon die Eltern hatten bei der Bewirtschaftung noch ganz auf traditionelle Werte gesetzt. Armin Rauch wollte aber nicht abhängig sein, indem er sich nur auf einen Geschäftszweig konzentriert. „Bio Berg Vielfalt” – der Firmenname ist gleichzeitig Konzept. Dorothea und Armin Rauch verkaufen im Frühjahr ihre Setzlinge, im Sommer Obst, Gemüse und Beeren, geben Kurse und laden zur Hofführung mit anschließendem Pizza-Essen und Verkostung der selbst gebrannten Edelbrände. Erst kürzlich wurde Armin Rauchs Zitronenbirne bei der Landesprämierung mit Gold und die Quitte mit Silber ausgezeichnet.
Das alles gelingt auch ohne Kunstdünger, Antibiotika und Kraftfutter. Dorothea und Armin Rauch machen es vor und hoffen, dass in der Landwirtschaft generell ein Umdenken einsetzt. „Vor allem die jungen Leute schätzen es, wenn sie sicher sind, dass sie keine Pestizide und Hormone mitessen”, ist Armin Rauch zuversichtlich, dass sich dieser Trend fortsetzt. Er kann alle nur dazu ermuntern, selbst wieder Obst und Gemüse anzubauen. „Wir haben eine massive Unterversorgung im Land, das müssen wir ändern.”
Fotos: TM-Hechenberger, Privat