Die unbekannten Technik-Experten

Stephan Schmid, Geschäftsführer
Stephan Schmid, Geschäftsführer

Ob Hebebühnen für Flugzeuge, Förderanlagen für Mannerschnitten oder überhaupt Komplettlösungen für die Industrie: Wenn im Anlagenbau oder beim Thema Fördertechnik besonderes Knowhow und Perfektion von der Planung bis zur Inbetriebnahme gefragt sind, suchen Firmen aus der ganzen Welt Lösungen in Vorarlberg:
Bei Schmid Anlagenbau in Göfis.

„Bei der Feldkircher Schattenburg hinauf nach Göfis, dort zur Pizzeria Antonio und dann gleich links”: So wird man zur Firma Schmid gelotst, wenn man nach dem Anlagenbauer fragt. In Fachkreisen ein weltweit gefragter und hochgeschätzter Partner von Spitzenfirmen, ist der vor 35 Jahren gegründete Betrieb mit derzeit gut 60 Mitarbeitern hierzulande kaum jemandem ein Begriff.

„Das eigene Marketing stand bei uns bisher nicht im Fokus”, erklärt Geschäftsführer Stephan Schmid. Es gibt eben nicht das eine „Schmid-Produkt” oder das eine Patent, mit dem man weltweit Werbung machen könnte. Schmid Anlagenbau steht viel mehr für Sonderlösungen, die oft im Auftrag als Subunternehmen erdacht und erbracht werden. Etwa 70 Prozent des Umsatzes wird so erwirtschaftet. Die Endkunden, darunter international bekannte Industriebetriebe und global agierende Konzerne, erfahren dann mitunter gar nicht, dass wesentliche Teile ihrer neuen Produktionsanlage auf Schmid-Knowhow basiert. Das tat der über fast vier Jahrzehnte dauernden positiven Entwicklung des Betriebes aber keinen Abbruch – schließlich konnte man auch „im Background” immer wieder beweisen, dass der Göfner Spezialist hochkomplexe technische Herausforderungen meistern kann.
„Wir haben in unserer Firmengeschichte noch jedes Projekt abgeschlossen”, betont Stephan Schmid und lässt keinen Zweifel daran, dass er dies auch in Zukunft so halten will. Das war schließlich schon das Erfolgsgeheimnis seines Vaters und Firmengründers Werner Schmid. Der begnadete Techniker und Handwerker war Betriebsleiter bei einem bekannten Teigwarenproduzenten in Chur. Mit dem gesunden Selbstvertrauen eines Vorarlberger „Schaffers” ausgestattet, machte er sich 1981 selbständig.
Seine Geschäftsidee bestand unter anderem darin, dass er gebrauchte Teigwarenmaschinen kaufte, diese wieder auf Vordermann brachte und – oft mit neuen technischen Details zur Verbesserung der Zuverlässigkeit und Erweiterung der Produktionskapazität ausgestattet – gewinnbringend verkaufte. Der Betrieb entwickelte sich prächtig. Das Arbeitsfeld wurde ebenso erweitert: Das Können des Technikers aus Göfis war auch in anderen Branchen gefragt, zumal sich Werner Schmid von vornherein nicht auf die Reparatur der eigentlichen Teigwarenmaschinen beschränkte, sondern die technischen Einrichtungen der gesamten Produktionskette im Auge behielt.
Dazu gehört insbesondere die Fördertechnik: Komplexe Anlagen, über welche die Produkte von einem Arbeitsschritt zum nächsten transportiert werden – inklusive Hebetische, die man braucht, wenn dabei ein großer Höhenunterschied zu überwinden ist. Solche Fördertechnik braucht es nicht nur bei der Verpackung von Teigwaren, sondern in praktisch jedem industriellen Fertigungsprozess: Und kaum irgendwo gibt es dafür Lösungen „von der Stange” – ein breites Geschäftsfeld also für jene, die sich in der Branche einen Namen damit gemacht haben, für jedes Problem die passende Lösung zu finden: Ob 40 Tonnen schwere Bauteile in der Stahlindustrie von A nach B gerollt, Kraftfahrzeuge in vollautomatische Tiefgaragen geparkt oder Krapfenteiglinge über die Fritteuse bis zur vollautomatischen Verpackungsstation transportiert werden müssen – die Göfner Firma ist der kompetente Ansprechpartner.

Stephan Schmid war schon seit seiner Jugend in den väterlichen Betrieb eingebunden: Hat das Handwerk „von der Pike“ auf gelernt und dabei die Firma als Schweißer, Lackierer, an den CNC-Maschinen oder auch bei der Montage umfassend kennengelernt und sich durch diverse umfassende Ausbildungen auf die Weiterführung des Familienbetriebes vorbereitet.

Nach dem frühen Tod des Firmengründers im Jahr 2010 übernahm Stephan Schmids Bruder Christian, der an der Technischen Universität Graz seinen Diplomingenieur gemacht hatte, den Bereich „Pasta”. Die SME Schmid Pama GmbH übersiedelte dafür in ein eigenes Firmengebäude in Satteins.

Dieser Betrieb kauft ganze Nudelfabriken auf, zerlegt, optimiert und verbessert sie in allen Einzelteilen und baut sie andernorts wieder auf. Auch Christian Schmids Wirkungskreis ist global: Zuletzt begeisterte er etwa einen Kunden in Peru mit einer piekfeinen Produktionsanlage, die zuvor in Italien original italienische Pasta erzeugt hatte.

Stephan Schmid leitet den Bereich Anlagenbau und Fördertechnik: Dazu gehört auch die Planungsabteilung, die im Jahr 2010 in Egg im Bregenzerwald gegründet worden ist und inzwischen mit acht hochqualifizierten Mitarbeitern besetzt ist. Derart bestens aufgestellt, sieht sich Stephan Schmid für die Zukunft gut gerüstet. Nicht weniger als die Verdoppelung des Umsatzes hat er sich bis zum Jahr 2022 vorgenommen. Die Zahl der Mitarbeiter in Göfis und Egg will man in diesem Zeitraum von derzeit 60 auf rund 90 erhöhen. Dabei gehe es aber nicht um „Wachstum, um des Wachstums willen”, wie Stephan Schmid betont.

Es gab in der Vergangenheit immer wieder Anfragen für spannende Projekte, die man leider ablehnen musste, weil die Kapazität einfach nicht ausreichte. „Das tut natürlich weh”, erklärt Stephan Schmid – aber einen Auftrag anzunehmen, wissend, dass man ihn nicht zeitgerecht und in der gewohnten Schmid-Perfektion ausführen kann, „das käme schon gar nicht in Frage”.


Fotos: Christa Engstler, Firma Schmid

Vorheriger ArtikelDie Zukunft unserer Kinder
Nächster ArtikelIn guten Händen