Ein neues Kapitel Industriegeschichte

So soll sich die „Bertsch-Kreuzung“ künftig präsentieren. Auf dem ehemaligen Areal der Firma Bertsch Kessel werden auf vier Ebenen Lager und Räumlichkeiten für die Getzner Werkstoffe und die Getzner Circular Technologies geschaffen.

In den ehemaligen Hallen der Firma Bertsch in Nüziders wurde über Jahrzehnte erfolgreiche Vorarlberger Industriegeschichte geschrieben. Nach deren Abbau wird jetzt an der selben Stelle ein neues Kapitel dieser Industriegeschichte aufgeschlagen: Am 10. November wurde der symbolische Spatenstich für eine 110 Millionen Euro-Investition der Getzner Holding gesetzt.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, RENDERING: GETZNER WERKSTOFFE

Die Getzner-Holding (GMC) ist das gemeinsame Dach der Tochterunternehmen Getzner Textil und Getzner Werkstoffe. Geschäftsführer Markus Comploj betonte beim feierlichen Spatenstich, dass es sich beim Neubau für die Getzner Werkstoffe um die bisher größte Einzelinvestition in der seit 1818 aktiven GmbH handle. 

Obwohl sich die gesamtwirtschaftliche Lage in Österrreich derzeit nicht problemlos darstelle, ist Comploj als Obmann der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer überzeugt davon, dass innovative Ideen auch in schwierigen Zeiten wirtschaftlich erfolgreich umgesetzt werden können. Im neuen Firmengebäude, das bereits zum Jahresanfang 2028 betriebsbereit fertiggestellt sein soll, wird neben einem großen Lager und Büroräumen für die Getzner Werkstoffe auch Platz für das neue Tochterunternehmen „Getzner Circular Technologies“ geschaffen. Reste aus der Produktion der Schwingungs-Schutzmatten, die man bisher zur Entsorgung brachte, sollen hier für das Recycling aufbereitet werden.

Zum symbolischen Baubeginn nahmen neben Bauherr Markus Comploj, Landesrat Marco Tittler, Architekt Bernhard Marte und Bürgermeister Florian Themessl-Huber auch Vertreter der beteiligten Baufirmen Jäger, Nagele und Tomaselli-Gabriel Spaten in die Hand: Den Rohbau sollten sie in Teamarbeit bis zum Frühjahr 2027 erledigt haben…

Jürgen Reinalter, Geschäftsführer der Getzner Werkstoffe: „Die Reste werden einerseits zu einem Granulat verarbeitet, aus dem neue Produkte hergestellt werden können. In einem eigenen Forschungslabor möchten wir aber daran arbeiten, den Wiederverwertungsprozess zu optimieren.“

Wirtschafts-Landesrat Marco Tittler freute sich beim Spatenstich zu dieser aktuell größten Hochbaustelle im Lande über das starke Bekenntnis der Bauherren zum Industriestandort Vorarlberg. Begeistert zeigten sich alle Festgäste vom architektonischen Konzept des Neubaus, das die „Marte.Marte Architekten“ entwickelt hatten: „Gemeinsam mit Fachleuten der Firma Getzner und der beteiligten Baufirmen“, wie Architekt Bernhard Marte betonte.

Insgesamt 25.000 Quadratmeter Nutzfläche und ein 33 Meter hohes Hochregallager konnte man auf einer bebauten Grundfläche von nur knapp 4000 Quadratmetern unterbringen. Und zwar so, dass das fertige Gebäude nicht als „Betonklotz“, sondern als modern gestalteter Industriebau wahrgenommen wird.

Jürgen Reinalter und Markus Comploj legen Wert auf die Feststellung, dass der Neubau eine Erweiterung der Getzner-Werkstoffe darstellt. Das Werk in Bürs bleibt in vollem Umfang bestehen.

Mit Freude verkündete Bauherr Markus Comploj, dass alle bisher ausgeschriebenen Gewerke an Vorarlberger Firmen vergeben werden konnten: Der Nüziger Installateur und Energieexperte Wagner zum Beispiel hat mit seinem Konzept zur Kühlung und Beheizung des Gebäudekomplexes mit Grundwasser überzeugt. Die Installation einer riesigen Photovoltaikanlage ist ebenfalls vorgesehen. 

Für den Neubau hat man sich auch an anderen Stellen für umwelt-optimierte Bauweise entschieden – so wie das auch schon beim Abbruch der alten Bertsch-Hallen durch deren bestmögliche Wiederverwendung passiert ist.

 

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