In Beschling gab es schon seit Ewigkeiten keinen Laden mehr – bis Heike Müller und Sarah Borg die Sache in die Hand nahmen. Sie füllen die Regale in der öffentlich zugänglichen „Vorratskammer“ tagtäglich mit Lebensmitteln, aber auch mit Spezialitäten und sogar Deko, Geschenkkörben sowie anderen Kleinigkeiten, die sich für ein schnelles Mitbringsel eignen.
FOTOS: TM-HECHENBERGER
Kein Brot mehr im Haus, Besuch hat sich angekündigt, vergessen, eine Kleinigkeit zum Geburtstag der Freundin zu besorgen – In Beschling war dies bisher immer ein Grund, ins Auto zu steigen. „Es gab nämlich schon seit dreißig Jahren keinen Laden mehr“, berichten Heike Müller und Sarah Borg. „Irgendwann während Corona“ bei einem gemütlichen Beisammensein kamen die befreundeten Familien wieder einmal auf diesen Umstand zu sprechen. Außerdem vermissten die beiden Frauen und ihre Männer einen Treffpunkt im Ort, denn ein Gasthaus findet man in der Nenzinger Parzelle ebenfalls nicht. Irgendwann beschlossen die vier, die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
Ein geeigneter Standort war schnell gefunden. Der ehemalige Stall der Familie Müller ist zentral gelegen und bietet jede Menge Platz. Mit vereinten Kräften wurde er also zum Ladenlokal umfunktioniert. Heikes Mann Markus baute Stellagen, in denen die Waren präsentiert werden können, und installierte ein einfach zu bedienendes Kassensystem, mit dem die Kunden ihre Waren scannen und dann – je nach Wunsch – mit Karte oder bar bezahlen können.
Die vier wollten nämlich einen Selbstbedienungsladen eröffnen, der das Nötigste bereithält und jeden Tag geöffnet ist. Am 10. Juni 2022 wurde die Eröffnung der „Vorratskammer“ gefeiert. „Wir hatten uns das einfacher vorgestellt und sind schon ein bisschen blauäugig gestartet“, erinnern sich die beiden Frauen. Anfangs war es nicht einfach, den Bedarf richtig einzuschätzen und ein Vertriebsnetz aufzubauen. Außerdem wollten sie sich von den anderen Läden abheben. Es war ihnen klar, dass sie mit der Sonderangebots-Politik anderer Geschäfte nicht mithalten können.
So kam es wie gerufen, dass Heike Müller von Beruf Floristin ist. Sie sorgt nun verlässlich dafür, dass es in der Vorratskammer immer ein paar hübsche Mitbringsel gibt – Kulinarisches und Dekoratives für Männer und Frauen. Außerdem arrangiert sie die „Zaunhocker“ eines Nenzinger Keramikers, und für die Kleinsten hält sie weiche Häkel-Tiere bereit.
Die Kundschaft schätzt vor allem aber das breite Angebot an Lebensmitteln, die direkt in der Region produziert werden – Mehl aus Ludesch und Nudeln aus Nenzing, Kartoffeln aus Feldkirch, Milchprodukte der Sennereien Schlins und Schnifis, Käse von der Alpe Gamp sowie Fischfilets aus Nenzing-Latz oder Riebel-Chips der Firma Dietrich. Traubensaft ordern sie aus Niederösterreich. Sarah Borg kümmert sich darum, dass die Kühlschränke mit Grillspezialitäten und Wurstwaren aus der Metzgerei ihres Mannes Stefan gefüllt sind, und sogar italienische Spezialitäten besorgen die beiden Frauen für ihre Kundeschaft. Außer Alkohol – der darf im Selbstbedienungsladen aus Jugendschutzgründen nicht verkauft werden – gibt es fast alles, was für die nächste Mahlzeit benötigt wird.
Das Konzept ist aufgegangen. „Wir haben einen guten Rhythmus gefunden und wechseln uns ab“, achten die beiden Frauen darauf, dass für keine von ihnen der Stress zu groß wird. Heute treffen sich Menschen jeden Alters – auch von außerhalb – in der Vorratskammer, wenn sie ihren Einkauf erledigen, Kinder sich ein Eis oder eine Limo gönnen und Erwachsene noch schnell ein Geschenk erstehen.
Dieser Erfolg hat sich inzwischen herumgesprochen. Es gab sogar schon Anfragen, ob die Familien Borg und Müller eine Filiale eröffnen möchten. Doch Heike Müller und Sarah Borg sind sich einig: „Wir machen lieber nur einen Laden und den aber richtig.“