Günther J. Wolf, hochdekorierter Journalist, Autor und Kulturmanager veröffentlicht ein neues Buch. „Unter uns gesagt” – Eine Liebeserklärung an Bludenz.
FOTOS: CHRISTA ENGSTLER
Meist bunt und immer elegant gekleidet schreitet er durch die Alpenstadt, gönnt sich da und dort einen Kaffee oder ein Gläschen Wein, liest dabei eine Qualitätszeitung und hat – scheinbar nebenher – immer Aug’ und Ohr für das Geschehen um ihn herum. Viele seiner Kommentare, die er seit 45 (!) Jahren im Bludenzer Anzeiger unter dem Titel „Unter uns gesagt”veröffentlicht, sind aus diesen Beobachtungen gespeist.
Auch sein jüngstes literarisches Werk hat maßgeblich mit diesen Beobachtungen zu tun. „Unter uns gesagt” heißt denn auch das Werk, das im Dezember 2017 offiziell vorgestellt wird und eine Reihe von Kurzgeschichten mit Bludenz-Bezug und realem Hintergrund enthält. Es empfiehlt sich als Weihnachtsgeschenk für alle, die mehr über Bludenz erfahren wollen oder sollten…
Günther J. Wolf erweist sich mit diesem neuen Buch einmal mehr als scharfsinniger Beobachter. Der Humor kommt in dieser „Liebeserklärung an Bludenz” natürlich nicht zu kurz. Dabei nimmt der erfahrene Autor so manch ehrwürdigen Zeitgenossen – in ironischer Weise durchaus aber auch sich selbst – auf die Schippe.
Diese Selbstironie macht den unbestrittenen Sir der Alpenstadt so sympathisch. Dabei kann der bald 80jährige Günther J. Wolf auf ein bewegtes Leben und eine erfolgreiche Karriere vom gelernten Zeitungsmetteur zum hochdekorierten Chefredakteur, Autor, Journalisten und Kulturmanager zurückblicken.
Undercover für den Stern im Einsatz
Günther J. Wolf war zum Beispiel für den Stern als „Under-Cover-Reporter” dabei, als sich der berüchtigte Diktator und mutmaßliche Kannibale Bokassa 1977 zum Kaiser von Zentralafrika krönte. „Das war eine unwirklich pompöse Zeremonie”, erinnert sich Wolf an Kaiser Bokassa – dem er übrigens viel zutraut: Dass er Menschenfleisch gegessen habe, das hält Wolf allerdings für Teil einer gezielten Kampagne gegen den eigenwilligen Machthaber, der dann auch drei Jahre nach seiner Krönung vom Thron gestoßen wurde.
Der Romanautor aus Bludenz kannte aber nicht nur diesen seltsamen afrikanischen Machthaber. Er lernte auch unsterbliche bildende Künstler wie Salvador Dali oder Rudolf Hauser persönlich kennen, unterhielt sich mit Schriftstellern von Weltruhm wie Graham Green oder Golo Mann.
International hat er sich vor allem mit seinen umfangreichen Kenntnissen und Schriften über Ernest Hemingway einen Namen gemacht. Für die literarische Aufarbeitung der „Schrunser Jahre” des Literaturnobelpreisträgers Hemingway erhielt Günther Wolf viele Auszeichnungen.
Das große Verdienstzeichen des Landes Vorarlberg, das Günther J. Wolf im Jahr 2010 von Landeshauptmann Herbert Sausgruber überreicht wurde, galt auch dem vielseitig aktiven Kultur-Manager Wolf: So hat er unter anderem 1978 die vielbeachteten „Bludenzer Literaturtage” initiiert, gründete 1980 das Filmfestival Alpinale, stand diesem zehn Jahre als Präsident vor und rief 1998 in Lorüns den Literturkreis „Klopfzeichen” ins Leben.
Während der vergangenen 15 Jahre bis zu ihrem Tod im heurigen Spätsommer kümmerte er sich liebevoll um seine Lebensgefährtin Ingeborg, die 2002 bei einem fürchterlichen Fahrradunfall schwere Kopfverletzungen davongetragen hatte.
In all den Jahren, in denen er als Autor und Journalist auf der ganzen Welt große Persönlichkeiten kennenlernen durfte, blieb Günther J. Wolf bodenständig – in seiner Heimatstadt Bludenz fest geerdet.
Sein neuestes Buch „Unter uns gesagt” ist es wert, gelesen zu werden. Erhältlich im örtlichen Buchhandel.