In Sachen Bildung stark vernetzt

Die Pädagogen der Spielgruppe, des Kindergartens sowie der Volks- und Mittelschule arbeiten in Satteins Hand in Hand. Die von der Gemeinde initiierte „Bildungspartnerschaft” soll Kindern und Jugendlichen den Wechsel von einer zur nächsten Einrichtung erleichtern. 

FOTOS: GEMEINDE SATTEINS, TM-HECHENBERGER

Doris Amann
Vize-Bgm. Doris Amann hat die Bildungspartnerschaft initiiert.

Erstaunlich, was da für junge, erfrischende Ansichten kommen. Da sehe ich zuversichtlich in die Zukunft.” Wenn sich diese Aussage auch auf die Beobachtungen beim World Peace Game beziehen, an dem im Herbst unter anderem fünf Jugendliche aus Satteins teilgenommen haben – Vize-Bgm. Doris Amann ist auch sonst keine, die lamentiert und schwarz malt. Als gelernte Mittelschulpädagogin liegen ihr vor allem die Bildungseinrichtungen im Ort am Herzen. „Wo ich da ein wenig Einfluss habe, möchte ich auch etwas bewirken.” Dabei ist sie durchaus der Meinung, dass die Pädagogen der Kinderbetreuung, des Kindergartens und der Schulen im Ort hervorragende Arbeit leisten. Was ihrer Meinung nach bisher aber fehlte, war die Zusammenarbeit untereinander. Kindergarten und Volksschule sind beipsielsweise nur zehn Schritte voneinander entfernt. Trotzdem betraten die Kinder eine völlig neue, fremde Welt, wenn sie mit sechs Jahren eingeschult wurden.

Anfang 2014 hat sie deshalb alle Betreuungs-Einrichtungen im Ort zur Partnerschaft eingeladen. Die Pädagogen vernetzen sich seither bei regelmäßigen Treffen, welche von Johanna Neußl aus Göfis moderiert werden. Die selbstständige Unternehmensberaterin mit Schwerpunkt Gemeinwesenentwicklung gibt von außen die Struktur vor, die Inhalte werden von den Pädagogen gemeinsam entwickelt.

Klare Regeln für die „Übergabe”

Als ersten wichtigen Schritt haben sich die Satteinser Bildungsverantwortlichen auf klare „Übergabe-Regeln” ge­einigt. Im kürzlich erschienenen Handbuch „Transitionen und Übergänge” ist genau festgehalten, was zu tun ist, damit Kinder und Jugendliche möglichst problemlos von der Spielgruppe in den Kindergarten, vom Kindergarten in die Volksschule und danach in die Vorarlberger Mittelschule Satteins oder andere Bildungseinrichtungen wechseln können. „Die Kinder können so die Schwellenangst überwinden”, freut sich VS-Direktorin Daniela Scheer, wenn die Kindergärtler den Volksschul-Turnsaal nutzen und im Schulunterricht „schnuppern”.  Bei „Übergabe-Gesprächen” tauschen sich die Pädagogen untereinander aus. „Wenn wir die Hintergründe kennen, können wir das Kind da abholen, wo es steht.” Dabei gehe es vor allem um die Stärken. „Wir wollen die Kinder individuell fördern,” ist Daniela Scheer begeistert, dass die Gemeinde den Austausch initiiert und das Projekt finanziert hat. Interessierte können das Handbuch auf der Gemeinde-Homepage unter www.satteins.net einsehen.

Eltern noch besser einbinden

In weiterer Folge sollen die Eltern noch besser „ins Boot geholt” werden. Die Pädagogen haben sich vorgenommen, dass sie sich dafür bewusst Zeit nehmen. Als etwa die Spielgruppe im Frühjahr einen „Naschgarten” anpflanzte, packten einige Mütter tatkräftig mit an. „Das hat für die Atmosphäre viel gebracht”, berichtet Christl Rossegger vom Spielraum Teddybär. „Man lernt sich gegenseitig von einer anderen Seite kennen.” Oberstes Ziel aller Beteiligten ist es schließlich, dass die Eltern ihre Kinder in guten Händen wissen. Wie wichtig dies ist, wird offensichtlich, wenn man bedenkt, wieviele Stunden die Kinder in den einzelnen Einrichtungen verbringen. Rund 90 Prozent der Satteinser Kindergartenkinder haben etwa zuvor schon in der Spielgruppe erste Kontakte zu Gleichaltrigen geknüpft. Für Eltern und Kinder ist das Loslassen in dieser Phase oft schwierig. Die Kleinen brauchen manchmal bis in die Adventszeit, um sich im Spielraum heimisch zu fühlen. „Schließlich müssen sie sich bei uns zum ersten Mal losgelöst von ihren Bezugspersonen in einer fremden Umgebung zurechtfinden”, hat Christl Rossegger Verständnis. Die Mitarbeiterinnen des „Teddybär” suchen deshalb schon vorab im Rahmen eines Tages der Offenen Tür, bei einem Eltern-Informationsabend und einem Erstgespräch Kontakt zu den Eltern, erklären ihre Grundsätze und versuchen, möglichst viel über die Bedürfnisse, Vorlieben und Abneigungen des Kindes sowie über die Erwartungen der Eltern zu erfahren. Wenn ihre Schützlinge dann weiterziehen, geben sie ihre Erfahrungen an die Kolleginnen im Kindergarten weiter. Nach diesem Prinzip läuft die „Übergabe” bis hin zur Mittelschule.

NMS-Direktor Thomas Häle sieht es als großen Vorteil, dass die Leiter sämtlicher Bildungseinrichtungen im Ort ständig in Kontakt sind. Obwohl er einige Jahre sogar im Ort wohnte, hatte er zuvor etwa keinerlei Einblicke in die Kleinkindbetreuung. „Durch die Bildungspartnerschaft sind wir ein eingeschworener Haufen, der sich gegenseitig unterstützt”. Von der Bildungspartnerschaft profitieren die Kinder, aber auch die Pädagogen selbst. Sie können ihren Erziehungsauftrag besser erfüllen und Krisen im Austausch besser bewältigen.

„Wir sind unterschiedlich alt, haben unterschiedliche Erfahrungen gemacht”, erklärt Kindergartenleiterin Katharina Berchtel. Sie freut sich, „dass ich als Junge in dieser Runde Gehör finde und andererseits nachfragen kann, wie die anderen gewisse Situationen schon gemeistert haben.” NMS-Direktor Häle könnte sich vorstellen, dass der Austausch auf alle sieben Gemeinden des Sprengels erweitert wird, hält dies aber aufgrund der Größe für schwer umsetzbar. In seiner Sportmittelschule werden zurzeit Jugendliche aus insgesamt14 Gemeinden unterrichtet.

Ziehen an einem Strang: hinten – Daniela Scheer (Dir. Volksschule), Christl Rossegger (Leiterin Spielraum Teddybär), Katharina Berchtel (Leiterin Kindergarten), Thomas Häle (Dir. Mittelschule), vorne: Vize-Bgm. Doris Amann, Bernhard Berchtel (Dir. Mittelschule bis Sommer 2017) und Johanna Neußl (Projektbegleitung)
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