… sich mit ganzem Herzen aufs Leben einlassen

Michaela Radakovics-Maier liebt die Arbeit mit anderen Menschen. In ihrer Freizeit widmet sie sich gerne kreativen Dingen. Regelmäßig schreibt sie ihre Gedanken in Form eines Blogs nieder. Während der Corona-Pandemie entwickelte sie zudem eine Website, auf der sie ihre Lieblingsrezepte verriet.

Michaela Radakovics-Maier hat ihrem Leben immer wieder eine neue Wendung gegeben – einfach, weil es sich richtig anfühlte. Sie geht selbst mit gutem Beispiel voran und unterstützt auch andere Menschen dabei, sich mit ganzem Herzen aufs Leben einzulassen.

FOTOS: TM-HECHENBERGER

Michaela Radakovics-Maier lässt sich gerne auf Neues ein. Mit einem berührenden Konzert­abend zeigte die gebürtige Niederösterreicherin erst kürzlich wieder eine völlig andere Seite von sich. In der Bludenzer Remise interpretierte die gelernte Physiotherapeutin im Februar – einer spontanen Eingebung folgend – Gedichte von Rose Ausländer. Acht Monate lang hatte sie sich auf diesen Auftritt vorbereitet – aus rund 700 Gedichten der jüdischen Lyrikerin dreißig Texte ausgewählt, passende Musik geschrieben, mit dem Nachlass-Verwalter über die Nutzungsrechte verhandelt, den Konzertabend bis ins Detail geplant und beträchtliches finanzielles Risiko auf sich genommen. „Es war genau das, was ich zu diesem Zeitpunkt tun musste”,  wischt sie die Erinnerung an aufwändige Vorarbeiten und damit einhergehende Ängste vom Tisch, schwärmt von der Zusammenarbeit mit dem Pianisten Jorge Eduardo Garcia und Sprecher Walter Reutz. Sie freut sich über die begeisterten Rückmeldungen ihres Publikums und weiß nun, dass sie sich in Zukunft auch beruflich speziell auf die Arbeit mit Musikern konzentrieren möchte.

Musik hatte immer schon einen Platz in Michaela Radakovics Leben – auch wenn es Jahre gab, in denen sie nicht so präsent war. Als Kind liebte sie das Klavierspiel, beruflich ging sie jedoch andere Wege und absolvierte in Wien eine Ausbildung zur Physiotherapeutin. Die Entscheidung, nach Vorarlberg zu ziehen, traf sie spontan. „Am Freitag haben wir telefoniert, am Montag habe ich angefangen”, erzählt die Sportbegeisterte vom ersten Job im Montafon, der eigentlich nur für drei Monate während der Schisaison gedacht war. Das war 1992. Nur wenige Jahre später bot sich die Chance, in Bludenz eine Praxis aufzubauen und selbstständig zu werden, kurz entschlossen machte sich die junge Physiotherapeutin ans Werk. 

Ebenso spontan fand Michaela Radakovics zur Musik zurück. Ein Sportkamerad hatte ihr erzählt, dass er eine Ausbildung zum Chorleiter absolvieren werde. Obwohl sie nur drei Monate Chor-Erfahrung vorweisen konnte, entschloss sich die begeisterte Sängerin ebenfalls zum Studium am Konservatorium – und fand sich wenige Jahre später bereits am Dirigentenpult des Gioia-Chors wieder. 

Doch vor 17 Jahren wurde alles zu viel, ihr Körper gebot ihr mit aller Macht Einhalt. Michaela Radakovics-Maier wusste aus eigener Erfahrung, aber auch aus ihren Beobachtungen bei der Arbeit, dass es Zeit war für einen radikalen Wandel. Sie hatte gelernt, dass körperliche Symptome klare Botschaften sind. Schließlich hatte sie das Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele im Rahmen verschiedenster Ausbildungen etwa im Bereich der traditionellen chinesischen Medizin, der Cranio-Sakral-Therapie, des Schamanismus und auch bei einem Aufenthalt in Indien eingehend studiert.

Trotzdem war es keine leichte Entscheidung, als sie vor acht Jahren die gut laufende Praxis dann wirklich aufgab. Doch es fühlte sich einfach nicht mehr richtig an. 

Michaela Radakovics-Maier suchte einen neuen Weg, und freut sich, wenn sie heute im „blauen Haus” neben dem Gemeindeamt in Nüziders Menschen unterstützen kann, die sich nach Veränderung sehnen, aber noch nicht genau wissen, in welche Richtung es gehen soll. Sie entwickelte dafür eine eigene Form der Bewusstseinsarbeit, bei der sie neben ihrem vielfältigen Wissen um die menschliche Natur vor allem auf ihre Intuition setzt. Außerdem vertraut sie fest darauf, dass die Lösung für jedes Problem bereits in jedem Menschen steckt und nur an die Oberfläche gehoben werden muss. „Wie ein Apfelkern das Wissen um sein Sein in sich trägt und ganz selbstverständlich zum Baum heranwächst, tragen auch wir das Wissen, wie wir uns optimal entfalten, in unseren Herzen”, ist sich Michaela Radakovics-Maier sicher. 

Deshalb zögerte sie auch nicht, als ihr eine innere Stimme nach zehn Jahren Pause riet, wieder musikalisch aktiv zu werden, und sie war auch spontan bereit, sich mit Rose Ausländer auseinanderzusetzen. 

„Davor kannte ich eigentlich nur ihren Namen und wusste, dass sie Dichterin ist”, gibt Michaela Radakovics-Maier gerne zu. Doch nachdem die leidenschaftliche Leserin rund 700 Gedichte der Lyrikerin für sich entdeckt und viele Details über deren Schicksal erfahren hatte, war sie völlig fasziniert. „Die 1901 in Czernowitz geborene Jüdin überlebte zwei Weltkriege, war mehrfach mit Verfolgung konfrontiert und hat trotzdem die Hoffnung nie verloren”, zeigt sich Michaela Radakovics-Maier nicht nur von den bedachtsam gewählten, kraftvollen Worten, sondern auch von der Persönlichkeit der Lyrikerin beeindruckt. Weil sie das Gefühl hat, dass in der heutigen Zeit Negatives oft zu viel Platz einnimmt, wählte sie bewusst Gedichte mit positiver Grundstimmung aus und stellte den Konzert-Abend unter das Motto „Hoffnung”. – So lautet auch der Titel eines der Gedichte, welche sie ausgewählt hat. 

Ursprünglich wollte Michaela Radakovics-Maier singend zu bekannten Musikstücken improvisieren, doch dann seien ihr die Melodien, in welche sie die dreißig Gedichte packte, fast zugeflogen, berichtet sie. Pianist Jorge Eduardo Garcia zeichnet für die passende Klavierbegleitung verantwortlich.

„Es wäre schön, wenn wir das Programm noch an anderen Orten präsentieren könnten”, gibt die Unermüdliche gerne zu.  Sie ist zuversichtlich, dass dieser Wunsch in Erfüllung geht. Und auf jeden Fall hat es sich in Bludenz richtig gut angefühlt und die Erfahrung sie dazu inspiriert, wie sie sich beruflich weiterentwickeln möchte: Ihr Ziel ist es, künftig Orchester darin zu unterstützen, dass jedes einzelne Mitglied sich mit ganzem Herzen auf das Spiel einlassen kann. „Ein Orchester ist wie ein Kosmos – erst in der Verbundenheit aller Musizierender entsteht ein einzigartiger Klang, der die Zuhörenden und Zusehenden in der Seele berührt. Nur wenn sich die Musizierenden wohl fühlen und sie von Herzen frei spielen können, überträgt es sich aufs Publikum und es ‚funkt‘ ”, erklärt sie ihre Vision. Als begeisterte Konzertbesucherin hat sie schließlich oft genug beobachtet, dass perfekte Technik allein nicht genügt. 

„Positive Energien zu einer Kraft zu bündeln, das reizt mich sehr.”

 

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