Mafia-Alarm in Bludenz

In Bludenz erinnert man sich noch an die Verfolgungsjagd durch die Altstadt, welche Filmemacher Niko Mylonas vor sieben Jahren inszenierte. Bei seinem neuesten Filmprojekt soll es nicht unbedingt ruhiger zugehen.

FOTOS: TM-HECHENBERGER

„Das war schon eine coole Sache“, erinnert sich Niko Mylonas. In „Golden Board“ hatte der Baron – „der größte Waffenhändler der Welt“ alias Wolfgang Burtscher – gleich die ganze Welt bedroht, indem er einen Satelliten ins All schicken wollte, um von dort aus seine Macht zu demonstrieren. Der Bösewicht residierte in Schloss Gayenhofen, und auch der Tresorraum der Sparkasse Bludenz diente als Filmset. Beim großen Showdown sind Mitarbeiter der Stadtpolizei Bludenz zu beobachten, wie sie die Halle stürmen, in der das „Golden Board“ – eine 200.000 Euro teure Steuerungsplatine mit Uran-Plasma-Akku – von der mysteriösen „Lady Black“ an den Baron übergeben werden sollte. 

„Echte Polizisten werden im neuen Film keine zu sehen sein“, bedauert Niko Mylonas. Denn er hat bei der Sicherheitsdirektion natürlich angefragt. Schließlich wird es wieder um kriminelle Machenschaften gehen. Doch diesmal winkten die Verantwortlichen ab. 

Friseur Apo Atalay aus Bürs wird im neuen Film den Mafia-Boss mimen. Außerdem unterstützt er das Projekt als Mit-Produzent.

Der Bösewicht im neuen Streifen heißt Vittorio Bilgeri. Er wird von Apo Atalay gespielt, der in „Golden Board“ den Anführer eines Killerkommandos mimte. Als Mafiaboss zieht er von einer Villa in Bürs aus die Fäden, während „Lady Black“ alias Edith-Georgine Kaufmann ihm bei seinen Machenschaften als gefährliche Gegenspielerin immer wieder in die Quere kommt. Wer Niko Mylonas kennt, weiß, dass er einmal mehr mit allerlei technischen Tricks Spannung aufbauen wird, hat er doch in „Golden Board“ (auf YouTube zu sehen) sogar das Bludenzer Rathaus virtuell in die Luft gesprengt. 

Der gebürtige Grieche hat seine Leidenschaft für den Film früh entdeckt. In dem kleinen Ort, in dem er die ersten Jahre seiner Kindheit verbrachte, durfte er im Kino immer beim Vorführer stehen und war begeistert – „auch wenn ich damals nicht wirklich verstand, wie dies alles funktioniert.“ Der Autodidakt, der eigentlich als OP-Pfleger angestellt war, erhielt später erste Aufträge von seinem Arbeitgeber, dem Kantonsspital Aarau. Er sollte Operationen filmen und zu Schulungsfilmen zusammenschneiden. Diese Aufgabe scheint der angehende Filmemacher zur Zufriedenheit erfüllt zu haben, denn schon bald hängte dieser den OP-Kittel an den Nagel und produzierte Imagefilme für verschiedenste, vor allem Schweizer Industriebetriebe. Für die Aufnahmen war er in der ganzen Welt unterwegs, der Vorarlberger Kran-Spezialist Liebherr gehört bis heute zu den Kunden des fast 70-Jährigen. 

Hier entstehen die Ideen zu Projekten, hier schreibt er Drehbücher und schneidet seine Filme: Niko Mylonas verbringt viel Zeit in seinem Studio im Keller seines Zuhause in Feldkirch-Altenstadt.

„Mit achtzig Prozent der Aufnahmen habe ich das eingenommen, was wir zum Leben brauchten“, erzählt der dreifache Vater und stolze Großvater von vier Enkeltöchtern. Der Rest waren „Sozialsachen“ – Filme, die er privat finanzierte und damit Menschen unterstützte, denen es nicht so gut geht. Besonders stolz ist er etwa auf seinen Streifen über Demenz, den er mit dem verstorbenen Schauspieler Kurt Sternik umgesetzt hat. Sein letztes Engagement widmete er den „Zebra-Kindern“, von denen es weltweit ein paar hundert gibt und die an einem seltenen Gendefekt leiden. Um die Forschung in diesem Bereich zu unterstützen, hat Niko Mylonas diesen Film in vier Sprachen kostenfrei zum Download bereitgestellt, er wurde 2023 mit dem Österreichischen Kinderschutzpreis ausgezeichnet. Viel mehr als diese Ehrung freut den umtriebigen Filmemacher allerdings, dass aufgrund seiner Aufnahmen ein betroffenes Kind in Vorarlberg endlich die richtige Diagnose erhielt. Und auch zwei Streifen, die er in Zusammenarbeit mit der Firma Omicron in der Sisalregion in Brasilien gedreht hat, zeigten offensichtlich Wirkung: „Ich habe ein Jahr später erfahren, dass die Regierung Geld für den Schulbesuch von 100.000 Kindern zugesagt hat“, freut sich Niko Mylonas. Zwölf Jahre lang hat er außerdem jedes Jahr vor Weihnachten im Montforthaus einen Film gezeigt, die Einnahmen aus diesen Events kamen jeweils Familien zugute, die ohne eigenes Verschulden in Not geraten waren. 

An Schauspielern für seine Filmprojekte mangelt es Niko Mylonas nie. Im Gegenteil: Seine Freunde und Verwandten warten regelrecht darauf, dass er sie zum Filmeinsatz aufruft, und sind immer bereit, alle mögliche Hilfestellung zu leisten.  Und auch seine Frau drängt ihn, die Kamera nicht allzu lange aus der Hand zu legen.  „Wenn ich nichts tue, werde ich unausstehlich“, grinst der Filmbegeisterte. Es ist also gut, dass die Dreharbeiten für den neuen Streifen in den nächsten Wochen starten. Die Premiere ist für Herbst 2027 geplant.

Vorheriger ArtikelMenschen: Julia Berger
Nächster ArtikelMenschen: Reinhold Schneider