Wenn Kinder mit leuchtenden Augen ihren ersten Schultag erwarten, dann strahlt auch Patrick Burtscher. Als Mathematik-Lehrer an der Bludenzer Volksschule Mitte gibt er alles, damit die Kinder diese Freude am Lernen bewahren. In seinem Hauptberuf als Direktor der Volkshochschule in Bludenz geht es (meist) darum, diese Freude neu zu wecken.
FOTOS: TM-HECHENBERGER, PRIVAT
Der Begriff „Schule” gefällt dem seit drei Jahren als Direktor der „Volkshochschule” tätigen Patrick Burtscher nicht besonders: Zu viele verbinden damit die Erinnerung an Zwänge, Stress und Notenfrust. „Dabei ist doch alles Lernen eine Bereicherung für das ganze Leben”, zeigt sich Burtscher überzeugt – und strahlt dabei wie ein unverdorbener Erstklässler.
Der 1973 in Fontanella geborene Burtscher, Sohn einer Lehrerin, ist selber prinzipiell gerne zur Schule gegangen. Schon mit zehn Jahren eröffnete sich ihm dabei eine ganz neue Lebenswelt, weil er für den Besuch des Gymnasiums in Bregenz ebendort acht Jahre im Internat Marianum verbrachte: Vom „hintersten” Großen Walsertal in die Landeshauptstadt!
Dem Walsertal blieb er natürlich trotzdem treu und erkannte dort in den Winterferien bereits mit 16 Jahren als Skilehrer seine Freude daran, Wissen und Können zu vermitteln. Diese Freude vertiefte er nach der Matura als Deutschlehrer an einer Schule in Paraguay. Wieder im Ländle angekommen, absolvierte er die Pädagogische Akademie und unterrichtete danach an diversen Volksschulen im Montafon, im Bregenzerwald und im Großen Walsertal.
2003 nahm Patrick Burtscher sich eine Auszeit, um gemeinsam mit zwei Freunden Australien zu erkunden – und zwar mit dem Fahrrad! Mehr als 8.000 Kilometer radelten die drei durch den Kontinent und haben dabei Land, Leute und Kultur kennengelernt. Patrick Burtscher war so begeistert vom Känguruh-Kontinent, dass er 2005 dorthin auswanderte.

Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich – natürlich! – mit Unterricht. Nicht Deutsch oder Mathematik brachte er den Australiern bei, sondern Nordic Walking. Das bei uns schon etablierte, besonders gelenkschonende Gehen mit zwei Stöcken war damals in Australien noch weitgehend unbekannt. Für seine Nordic-Walking-Schule gründete er eine eigene Firma, wozu er sich auch intensiv mit dem Thema Betriebswirtschaft und den für die Firmengründung behördlichen Notwendigkeiten auseinandersetzte. Das Geschäft boomte bald, auch weil Patrick Burtscher sich strategisch klug dafür entschieden hatte, diese schonende Ganzkörper-Sportart diversen Multiplikatoren schmackhaft zu machen: Ärzte, Fitnesstrainer, Physiotherapeuten oder Sportlehrer schwärmten bald im weiten Umkreis seiner neuen Heimatstadt Melbourne für diese neue Gangart. Burtscher zeigte ihnen nicht nur, wie Nordic Walking richtig durchgeführt wird, sondern stellte ihnen auch geeignete Ausrüstung, Werbematerial und Marketingtools zur Verfügung, damit seine Kursteilnehmer wiederum effektiv Werbung für das gesunde Gehen machen konnten. Das Geschäft entwickelte sich prächtig.
Aber dann kam Corona: Die für den 15. März vorgesehene Eröffnung der Formel 1-Saison 2020 in Melbourne war die erste internationale Großveranstaltung, die wegen der Pandemie abgesagt wurde. Und Australien verhängte auch in den Folgejahren besonders strenge Corona-Restriktionen. Patrick Burtscher wurde das zu mühsam, und er kehrte nach 14 Jahren „down under” ins Ländle zurück.
Seither unterrichtet er in der Volksschule Mitte in Bludenz. Auf Routine nach dem berühmten „Schema F” verzichtet er dabei. Mit immer neuen Lernanreizen, Exkursionen und Spielen will er die Motivation fürs Lernen hochhalten. „Das ist natürlich schon mit Mehraufwand verbunden, aber für die spürbare Freude der Kinder am Unterricht lohnt sich das allemal”, betont Burtscher.
„Jeden Tag mit Freude Neues lernen”: Das möchte er nicht nur den Kindern in seiner Klasse bieten: Sein eigenes, fast manisches Bedürfnis, immer wieder in neue Lernfelder einzutauchen, andere Sprachen, Kulturen und Kulturtechniken kennenzulernen, führten ihn unter anderem zur Volkshochschule in Bludenz. Als ihm die damalige Direktorin Dr. Elisabeth Schwald verriet, dass sie bald in Pension gehen wolle und einen Nachfolger suche, ließ er sich gleich in die Liste der Bewerber eintragen.
2022 VHS-Leitung übernommen
Im Frühjahr 2022 wurde ihm nach einem ausführlichen Hearing die Leitung übertragen. Seither bemüht er sich in dieser 75-Prozent-Stelle mit vollem Einsatz um den Betrieb und die Weiterentwicklung dieser Bildungseinrichtung. Seine geliebte Lehrverpflichtung an der Volksschule Mitte hat er dafür nicht aufgegeben, sondern zeitlich entsprechend reduziert.
Die Volkshochschule (VHS) hatte unter der Coronapandemie massiv gelitten. Viele Kurse mussten abgesagt werden und die Zahl der Kursteilnehmer blieb nach dem Ende der Restriktionen deutlich unter dem Niveau von Vor-Corona.
Burtscher übernahm die Leitung also in einer schwierigen Phase und machte sich im Sinne des Wortes gleich auf den Weg. Seine Volkshochschule trägt zwar den Zusatz „Bludenz”: Das ist aber nur dem Standort der Geschäftsstelle samt Seminarräumen in der Bludenzer Zürcherstraße geschuldet.
Die Bildungseinrichtung wirkt seit vielen Jahren weit darüber hinaus mit Kursen, Vorträgen und Seminaren auch im Großen Walsertal, im Walgau, dem Brandnertal, Montafon sowie im Klostertal und am Arlberg.

Das verdeutlichte der frisch gebackene VHS-Direktor auch den Bürgermeistern dieser Gemeinden bzw. den Verantwortlichen der dortigen Regios. „Ich bin sehr positiv aufgenommen worden und es gab überall ein klares Bekenntnis dafür, dass die VHS Bludenz auch zukünftig mit Bildungsangeboten in den Orten präsent sein soll”, freut sich Burtscher – auch über damit zusammenhängende solidarische finanzielle Beiträge. Viele große und kleine Firmen, die etwa ihren Mitarbeitern fachliche Weiterbildung, Lehrlingen Nachhilfe in bestimmten Fächern oder sogar den Zugang zur Matura ermöglichen wollen, nutzen außerdem das wachsende Angebot der Volkshochschule und leisten entsprechende Zuschüsse.
So ist es möglich, dass sich Kursteilnehmer gratis oder zu sehr günstigen Konditionen „nach Lust und Laune” weiterbilden und damit ihr Leben bereichern können. Das Bildungsangebot ist mit gut 280 Kursen im heurigen Frühjahrskalender schon jetzt sehr groß, es wird aber jedes Semester den aktuellen Erfordernissen und Wünschen entsprechend mit 40 bis 50 neuen Angeboten weiter ausgebaut.
Neues Ferienangebot für Kinder
Ganz besonders freuen sich Patrick Burtscher und sein Team auf das neu aufgestellte Ferienangebot für Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 14 Jahren. Im Rahmen der „Sommerakademie” wird ab Anfang August fünf Wochen lang eine bunte Vielfalt an Lernmöglichkeiten geboten, wobei der Spaß und die Abwechslung nicht zu kurz kommen werden. „Wir wollen den Kindern eine neue Lust am Lernen vermitteln und dazu die unbändige Neugier, Neues zu erfahren”, erklärt Patrick Burtscher. Mit so einer Inbrunst und inneren Überzeugung, dass man am liebsten selbst dabei wäre…
Das Kursangebot ist vielfältig, interessant und digital verfügbar unter: www.vhs-bludenz.at