„Schade, meine Mutter hätte mir so viel zeigen können”, bedauert Daniela Hartmann. Sie wurde erst vor drei Jahren mit dem Nähvirus infiziert. Seither nützt sie jede freie Minute, um Accessoires, Taschen und Rucksäcke herzustellen.
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Die Thüringerin erinnert sich noch gut an die Zeit, wenn zuhause im Elternhaus in Bludesch in der Küche die Nähmaschine ratterte. Ihre Mutter schneiderte sämtliche Hemden für den Vater und die vier Brüder selbst, auch die Entstehung ihres ersten Ballkleides konnte Daniela Hartmann am Küchentisch verfolgen. Obwohl die Mutter der Nachzüglerin versprach „du erbst einmal meine Nähmaschine”, interessierte sich diese damals nicht besonders für diese Leidenschaft ihrer Mutter. Die überfiel Daniela Hartmann wie gesagt erst vor drei Jahren. Die Mutter ist inzwischen verstorben – und sie musste sich nun auf Youtube zeigen lassen, wie man die Nähmaschine bedient und wartet, wie man einen Reißverschluss einsetzt, und viele andere Dinge, auf die man beim Nähen achten sollte. Was ihr anfangs Mühe bereitete, geht der gelernten Kindergärtnerin, die in anderen Bereichen immer schon gerne kreativ tätig war, inzwischen leicht von der Hand. Sie freut sich, dass ihre Taschen, Rucksäcke, Lunchbags, Federmäppchen und vieles mehr auf Märkten reißenden Absatz finden, oder sie Freunden und Bekannten mit den selbst genähten Schätzen eine Freude machen kann. Nachdem zwei ihrer vier Kinder das Elternhaus inzwischen verlassen haben, funktionierte sie das Zimmer des Ältesten zur Nähstube um, in der sie sich nun mit schönen Stoffen austobt. „Montag ist mein freier Tag”, erzählt die Kreative, „da bin ich meist hier oben zu finden.” Sie hat den Küchenstuhl, an dem ihre Mutter früher werkte, neu bezogen. Auf ihm lässt sie sich nieder, wenn sie heute die geerbte Maschine in Gang setzt.
Ideen und Schnittmuster bezieht Daniela Hartmann aus dem Internet. Wird sie vor Ort nicht fündig, ordert sie auch Stoffe von diversen österreichischen Online-Anbietern. Und wenn sie etwa die Tochter in Wien besucht, steht ein Besuch im Stoffgeschäft immer auf dem Programm. „Ich brauche dann viel Zeit dafür.” Manchmal hat sie bereits ein konkretes Projekt im Kopf, das sie umsetzen möchte, manchmal lässt sie sich vom Material inspirieren. Auch an diversen Kleidungsstücken hat sich Daniela Hartmann schon versucht. Das will aber noch nicht so gut klappen. Die Passform der bisherigen Ergebnisse ließ einfach zu wünschen übrig. Aufgeben wird die Thüringerin dieses Ziel aber nicht. Dazu macht ihr das neue Hobby viel zu viel Spaß. „Und meine Eltern haben mir etwas sehr Wichtiges mitgegeben: Man muss die Dinge einfach ausprobieren, das Allermeiste ist keine Hexerei, man kann es lernen.”
