Mit diesem Anspruch hat das Montessori Zentrum Oberland (MZO) in Ludesch im Herbst sein Angebot um eine Mittelschule erweitert. Das Besondere daran: Die Schüler sollen nicht nur die Lerninhalte des Österreichischen Lehrplans verinner-lichen, sondern außerdem dazu erzogen werden, dass sie in einer sich ändernden Welt für sich, andere und die Umwelt Verantwortung übernehmen.
FOTOS: TM-HECHENBERGER
„Lernen, Wissen zu erwerben, Lernen, zusammenzuleben, Lernen zu handeln, Lernen für das Leben” – das sind die vier Säulen, welche die UNESCO in ihrem Bericht zur Bildung im 21. Jahrhundert vorgibt. Die Kommission sieht „in Bildung weder ein Wundermittel noch eine magische Formel, die die Pforten zu einer von Idealen erfüllten Welt eröffnet […], aber eines der wichtigsten verfügbaren Werkzeuge für eine umfassendere und harmonischere Art der menschlichen Entwicklung” (Jacques Delors 1996). Das sehen auch jene Pädagogen und Eltern so, die sich im MZO, welches seit mehr als zwölf Jahren eine private Volksschule, einen Kindergarten und eine Kleinkindbetreuung (seit 2016) anbietet, für eine Mittelschule stark gemacht haben. Seit Beginn des Schuljahrs werden
18 Jugendliche aus der Region an der „Schule für globale Entwicklung” auf ein „selbstbestimmtes Leben, in dem sie ihre Potenziale zum Wohle aller einsetzen” vorbereitet. Als Leitlinie dienen die „Global Goals”, welche die Vereinten Nationen 2015 in ihrer Agenda 2030 formuliert haben.
„Dazu kann man nicht einfach Bestehendes ein bisschen umbauen”, sind die Geschäftsführerin des Montessori Zentrums Oberland, Mag. Heike Hartmann, sowie die MZO-Mittelschul-Pädagoginnen Brigitte Rambichler und Astrid Teubl überzeugt. Sie wollen in enger Zusammenarbeit mit Gleichgesinnten neue Formate des Lernens entwickeln. Dabei orientieren sie sich an der Berliner Schulreformerin Margret Rasfeld. Die ehemalige Leiterin einer „Brennpunkt-Schule” in der deutschen Bundeshauptstadt, hat für sich erkannt: „Lernen im Fächerkorsett ist für integrierte Denkweisen nicht ausreichend.” Anstatt bloß Bildung zu vermitteln, das in der Vergangenheit gewonnen wurde, müsse Schule nachhaltig auf eine Zukunft vorbereiten, die wir heute noch nicht kennen. „Jeder Mensch kann etwas Positives bewirken. Verantwortung und Handeln lernen Heranwachsende, indem wir ihnen etwas zutrauen und sie Aufgaben mit Ernstcharakter übernehmen lassen”, beschrieb sie in Fachartikeln mehrfach ihre Erfahrungen.
Ebenso wie die deutsche Schulreformerin möchten auch die Pädagoginnen an der Neuen Mittelschule des MZO ihre Schüler dazu anleiten, sich kritisch mit gesellschaftlichen, sozialen und umweltpolitischen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Die Schüler werden deshalb aktiv aufgefordert, selbst Projekte in Angriff zu nehmen, sich mit anderen zu vernetzen und im Team Lösungen zu entwickeln. Weil immer mehr Kinder sich zwar im Internet über alle möglichen Problemstellungen informieren, zu diesen aber oft kaum echte Berührungspunkte haben, sollen die Schüler der Neuen Mittelschule des Montessori Zentrums möglichst viele eigene Erfahrungen machen – etwa in der Natur, in konkreten Alltags-Situationen oder im Gespräch mit Betroffenen und Experten. Anstelle von Konkurrenzdenken sollen an der „Schule für globale Entwicklung” Empathie, Gemeinschaftssinn, Toleranz und Handlungsmut gefördert werden.
Die Schule für globale Entwicklung im Montessori Zentrum Oberland wird im kommenden Schuljahr weiter ausgebaut. Bewerbungen von Pädagogen, die sich im „Entwicklungsteam” engagieren wollen, sind deshalb herzlich willkommen.