Beseelt von natürlichen Düften

Es riecht gut bei feeling in Schlins. In den Regalen ätherische Öle, Pflegeprodukte vom Rasierwasser über Sonnencreme bis hin zum Babyöl und dem Laus ade-Shampoo, Reinigungsmittel, Nahrungsergänzungsmittel, Birkenzucker,… und ganz viel Wissen über Wohlbefinden im Einklang mit der Natur. Seit mehr als 25 Jahren setzt der Schlinser Betrieb den Chemie-Mischern konsequent ökologische Produkte entgegen. Mit gezielter Aufklärung und Beratung konnten bereits tausende Kunden in ganz Europa überzeugt werden.

Wer den umfangreichen Produktkatalog der Firma feeling in Händen hält, blättert quasi im Familienalbum der Familie Mähr. Auf jeder Seite begegnet man den Kindern und Enkeln von Fimengründer Elmar. Mit seiner Leidenschaft für ätherische Öle und deren Anwendung hat er die ganze Familie angesteckt. Fünf der sechs Kinder und zwei Schwiegertöchter arbeiten aktuell im Betrieb in Schlins, die jüngste Tochter hat im Herbst mit der Lehr-Ausbildung begonnen.

Familie Mähr
Elmar Mähr, feeling-Geschäftsführer
Elmar Mähr, feeling-Geschäftsführer

Dabei war dies alles andere als geplant. Elmar Mähr wollte nicht, dass es seinen Kindern so ergeht wie ihm selbst. Als seine Eltern in Pension gingen und der Vater kurz darauf starb, übernahm er aus Pflichtgefühl den elterlichen Lebensmittel-Laden im Ort. „Dabei wollte ich doch in die Welt hinaus und nicht daheim so große Verantwortung übernehmen”, erinnert er sich noch gut an seine Gefühle als gut 20jähriger. „Ich hatte einfach das richtige Alter und die Ausbildung. Für die Eltern war damals klar, dass ich den Betrieb übernehme.” Die Geschichte ist trotzdem gut ausgegangen. „Denn es war ein tolles Sprungbrett für das, was ich heute mache.”

Doch nun zurück zu feeling: Elmar Mähr führte bereits seit 18 Jahren zwei Lebensmittelgeschäfte in Schlins und Blu­desch, als eine Supermarktkette genau zwischen seinen Läden einen großen Markt eröffnete. „Ich hatte Umsatz-Einbußen von 50 Prozent,”  sah Elmar Mähr die Zeit für eine Veränderung gekommen.
Mit einem Freund hatte er bereits einen Plan entwickelt. Franz Reichart aus Bludenz hatte sich seit Jahren mit den Inhaltsstoffen von Putzmitteln und Kosmetika auseinandergesetzt. Er war überzeugt davon, dass der Mensch eine Alternative zur Chemie braucht, hat mit seinem ökologischen Reinigungssystem Uni Sapon sogar einen Umweltpreis gewonnen. „Franz hat mir immer Vorwürfe gemacht, weil ich in meinem Geschäft Weichspüler verkaufte”, erinnert sich Elmar Mähr an den Eifer seines Freundes, „aber ich musste schließlich meinen Kunden im Ort das bieten, was sie wollten.” Er selbst teilte aber die Überzeugung von Franz Reichart, dass es möglich war, mit ätherischen Ölen all dies herzustellen, was der Mensch für sein Wohlbefinden braucht. „Gemeinsam haben wir das dann in Angriff genommen. Franz hatte das Wissen, ich die kaufmännische Erfahrung und die Kontakte.” 1990 wurde die Firma feeling in Frastanz aus der Taufe gehoben und startete zu einem stetigen Erfolgskurs.

Die beiden Firmengründer kauften ätherische Öle bester Qualität auf der ganzen Welt ein, entwickelten Rezepte für Cremes, Badesalze und vieles mehr. Bald übersiedelte der Betrieb nach Rankweil. Als Elmar Mähr sein Lebensmittelgeschäft nach fünf Jahren schloss, wurde vorerst die Produktion nach Schlins verlegt, Verwaltung und Vertrieb folgten. Mit dem Neubau des Firmensitzes 2012 wurde das Firmengebäude erweitert und modernisiert, um dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden. Franz Reichart hat dies leider nicht mehr erlebt. Der Visionär ist nämlich vor zehn Jahren verstorben. Seine Saat ist bei der Familie Mähr aber mehr als nur aufgegangen.

Viele der 25 Mitarbeiter am Firmensitz in Schlins haben die intensive Ausbildung zum diplomierten Aromapraktiker in Graz und Wien absolviert. Mehr als 800 selbstständige Aromafachberater betreuen die Kunden im In- und Ausland.

Denn bei feeling geht es um den persönlichen Kontakt. „Sie finden keinerlei Strichcodes auf unseren Produkten, denn wir wollten nie in die Regale”, erklärt Elmar Mähr. Dies liegt einerseits daran, dass die Aromapflegeprodukte von feeling nicht so lange haltbar sind wie andere Kosmetika. Außerdem muss sich der Kunde umstellen, wenn er ätherische Öle anwendet. „Es handelt sich eigentlich um uraltes Wissen, das aber verloren gegangen ist”, erklärt Mag. Tina Krupalija. Die Schwiegertochter von Elmar Mähr hat sich während des Psychologie-Studiums etwas Geld dazuverdient, indem sie bei feeling Balsam abgefüllt und später gemeinsam mit ihrem Mann, einem studierten Physiker, den Internet-Auftritt aufgebaut hat und immer noch betreut. Beide sind inzwischen mit dem feeling-Virus infiziert. Obwohl heute 15 bis 20 Prozent des Umsatzes online gemacht werden, setzt der Verkauf immer noch auf Aromarunden und gezielte Beratung. „Man lernt bei dieser Arbeit wirklich tolle Menschen kennen”, sind sich die feeling-Mitarbeiter einig. „Das Produkt zieht ganz bestimmte, meist sehr feinfühlige Menschen an.” Die vielen positiven Rückmeldungen motivieren, und das Feedback aus diesen persönlichen Kontakten fließt auch in die Entwicklung von jährlich fünf bis zehn neuen Produkten mit ein. Gemeinsam mit einem Labor wurde beispielsweise jahrelang an der Rezeptur für ein Deo getüftelt, welches ohne Aluminium-Salze die Schweißbildung effizient eindämmt.
Wer in Schlins ätherische Öle erwirbt, bekommt kein standardisiertes Produkt. „Wir verwenden die Öle so, wie die Natur sie hergibt – 100 Prozent naturrein und naturbelassen.” Apotheken beispielsweise brauchen ein standardisiertes Produkt, dessen Inhaltsstoffe immer in derselben Konzentration vorhanden sind. Die Inhaltsstoffe eines ätherischen Öles schwanken aber je nach Wetter und Standort der Pflanze, von der es gewonnen wird. Bei feeling wird in dieser Hinsicht nicht „nachgebessert”, nichts hinzugefügt oder herausgezogen.
Generell legt der Betrieb seine eigenen Maßstäbe fest. „Zertifizierte Bio-Kosmetik darf per Gesetz fünf Prozent andere Inhaltsstoffe enthalten”, erklärt Elmar Mähr. „Unser bio ist hingegen zu hundert Prozent echtes bio.” Er verwendet neben Bio-Ölen auch naturnah produzierte Inhaltsstoffe, verzichtet aber auf jegliche Chemiekeulen und nimmt lieber in Kauf, dass einzelne Produkte eben etwas weniger lange haltbar sind. Obwohl feeling inzwischen in die ganze Welt verkauft, sind die Etiketten nur deutsch sowie mit den – laut INCI-Richtlinien – lateinischen Begriffen der Inhaltsstoffe bedruckt. „Wir wollen keine Beipackzettel und unnötige Verpackungen, die oft teurer sind als das Produkt selbst und die Umwelt unnötig belasten”, geht die Schlinser Firma auch in dieser Hinsicht konsequent einen eigenen Weg. Haarshampoo gibt es allerdings in der Plastikflasche. „Glas in der Dusche ist halt nicht sehr praktisch”, erklärt Tina Krupalija. Diese Unterschiede werden den Kunden von den Beratern in den Aromarunden, bei Vorträgen und Firmenbesuchen vor Ort erklärt.
Für einen Fußbalsam mischen die Schlinser Kosmetik-Hersteller etwa nur Bienenwachs, fette Öle und ätherische Öle. „Viele Kosmetika enthalten Alkohol zur Konservierung. Der trocknet die Haut aber aus”, erklärt Elmar Mähr, warum auf solche Rezepturen verzichtet wird. Bei feeling setzt man stattdessen auf Spezial-Maschinen, mit denen Cremes in „Airless-Behälter” abgefüllt werden, damit sie nicht so rasch verderben.

Mit der großen Euphorie für den Fortschritt sind für Elmar Mähr Entwicklungen in Gang geraten, die er mit seinen Produkten wieder ein bisschen zurückdrehen möchte. „Wer früher ein Ölbad nahm, musste sich danach nicht mehr eincremen. Als allerdings Bade­wannen die Holzzuber ersetzten, erinnerte danach ein unschöner Ölfilm ans Badevergnügen. Die Industrie reagierte mit Schaumbädern und chemischen Badewannenreinigern. „Schaumbäder sind reine Fettlöser. Sie enthalten mehr Tenside als Spülmittel”, erklärt der feeling-Geschäftsführer. „Die laugen die natürlichen Fette aus. Deshalb verwendet man nach dem Bad eine Bodylotion.” „Man braucht aber nicht zwanzig Produkte fürs Gleiche”, plädieren die feeling-Mitarbeiter für eine Rückkehr zum nährenden Ölbad, das je nach der gewünschten Wirkung eine andere Duftnote aufweist.

Mit ätherischen Ölen lässt sich nämlich auf ganz natürliche Art das Wohlbefinden steigern. Schwarzkümmelöl, Omega 3-Öl oder Leinsamenöl empfiehlt die diplomierte Aromapraktikerin Mag. Tina Krupalija etwa in der kalten Jahreszeit, um die Immunabwehr zu steigern, zur Stärkung und Anregung des Kreislaufs. Eine weitere Möglichkeit ist eine Duftlampe mit Eukalyptusöl, welches die Raumluft reinigt. „Es gibt Studien, dass in Betrieben die Krankenstände zurückgehen, wenn Eukalyptusöl eingesetzt wird.”
Gegen Angstzustände wie etwa Prüfungs- oder Flugangst empfiehlt Tina Krupalija naturreines Neroliöl, das ätherische Öl der Orangenblüte. „Auf das Handgelenk auftragen und während des Fluges immer wieder daran riechen”, hat Elmar Mähr etwa einem Freund geraten, der inzwischen problemlos nach Gran Canaria fliegt. Der angenehme Duft beruhigt den Herzschlag.
Zitrus-Öle sind hingegen gut für die Konzentration. „Wer beim Mathe-Lernen immer eine Duft-­Lam­pe mit Zitrus-Öl in der Nähe hat, dem hilft der Zitro­nenduft auf dem Taschentuch bei der Prüfung, sich wieder daran zu erinnern”, hat Tina Krupalija selbst ausprobiert.

Interessierte erhalten diese und viele weitere Tipps fürs Wohlbefinden vor Ort bei den Beratern im Schlinser Geschäft oder im Internet unter www.feeling.at.

Bergamotte

Wer mit der typischen „Frühjahrsmüdigkeit” kämpft, greift am besten zum ätherischen Öl der Bergamotte, einer Kreuzung aus Bitterorange und Zitronat-Zitrone. Das Öl wird aus den Schalen der unreifen, bitteren Früchte kaltgepresst und anschließend zentrifugiert. Es gilt als stimmungsaufhellend und gibt neue Energie bei Abgeschlagenheit. Der Duft ist in vielen Parfüms – wie dem berühmten Kölnisch Wasser – enthalten, die Lebensmittelindustrie mischt Bergamotte beispielsweise dem bekannten Earl-Grey-Tee bei.

Schwarzkümmel

Schwarzkümmelöl wird aus dem Samen dieser einjährigen Pflanze durch Pressung gewonnen. Es wird zur Aktivierung der Abwehrkräfte, zur Entschlackung und Darmentgiftung, aber auch zur Heuschnupfenprophylaxe eingenommen. Bei Atemwegsbeschwerden kann es auch inhaliert werden.

„Wer früher ein Ölbad nahm, musste sich danach nicht mehr eincremen. Man braucht nicht zwanzig Produkte für das Gleiche", erklärt der feeling-Geschäftsführer.
„Wer früher ein Ölbad nahm, musste sich danach nicht mehr eincremen. Man braucht nicht zwanzig Produkte für das Gleiche“, erklärt der feeling-Geschäftsführer.

Fotos: TM-Hechenberger, Firma Feeling, Fotolia, Ingimage

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