Bei Manfred Rotschne gibt es zwar klare Ansagen und konkrete Aufträge. Für die Umsetzung lässt der Hydro- Nenzing-Chef seinen Mitarbeitern aber weitgehend freie Hand.
FOTOS: MATTHIAS RHOMBERG
„Hier baut Hydro ein neues Alupresswerk”, las Manfred Rotschne auf einem Schild an der Landstraße zwischen Ulm und Memmingen. Das war Anfang der 90er- Jahre, Rotschne hatte gerade die Ausbildung zum Industriekaufmann abgeschlossen. Das gewaltige Bauwerk machte Eindruck – und Rotschne bewarb sich erfolgreich für eine Arbeitsstelle in dem Aluwerk.
Nach dem Bundeswehrdienst wurde es dann ernst. „Ich habe in der Arbeitsvorbereitung angefangen und da wirklich alles gemacht”, erinnert sich Rotschne. Weil er geschickt und tüchtig war, wurden ihm immer mehr Kompetenzen übertragen. Nach drei Jahren begann er nebenberuflich ein BWL-Studium. „Zusammen mit einem Kumpel. Das war für uns beide wichtig, so konnten wir uns gegenseitig motivieren, wenn es einmal nicht so lief”, erinnert sich Rotschne an diese wichtige Erfahrung. „Miteinander geht es besser”, – das ist für ihn bis heute ein Leitsatz für das Arbeiten.
Begeistert vom „typischen Vorarlberger”
Mit dem erfolgreichen Studienabschluss nahm seine Karriere bei Hydro richtig Fahrt auf: Er wurde Leiter der Planungs- und Logistikabteilung und betreute in der Folge als Verkaufsleiter wichtige Kunden in ganz Europa. 2004 schließlich kam der Wechsel nach Nenzing, wo er als Key Account Manager, Leiter des Vertriebsteams Handel und Einkaufsleiter Führungsfunktionen innehatte. An diese erste Phase in Nenzing erinnert sich Manfred Rotschne gern zurück. „Ich habe schon viele Menschen und Kulturen kennengelernt. Aber der typische Vorarlberger mit seinem Bemühen, alles g´hörig machen zu wollen, hat mich schon besonders beeindruckt”, hebt der Schwabe hervor. Besonders imponiert hat ihm ein neuer Mitarbeiter, der im breitesten Vorarlberger Dialekt erklärte, dass er alles machen werde, „aber sicher nia hochdütsch reda”.
2013 kam dann der nächste Wechsel: Vom Werk in Bremen aus war Manfred Rotschne als Vertriebsleiter für Nord- und Ostdeutschland im Einsatz. Dass er dem Weltkonzern seit 1990 treu geblieben ist, hat vor allem mit der Firmenkultur bei Hydro zu tun: „Wer hier Karriere machen will und dafür auch bereit ist, hart zu arbeiten, der kann innerhalb des Konzerns alles erreichen.” Und dann ist da noch die Begeisterung Rotschnes für den Werkstoff Aluminium. „Das ist so ein vielseitiges Material! Ich liebe Alu und bin überzeugt, dass noch lange nicht alle Möglichkeiten dieses Materials genutzt werden”, beginnt Rotschne sein Loblied auf Alu, das praktisch zu hundert Prozent wiederverwertet werden kann – und man kann sich gut vorstellen, dass er als Verkäufer sehr erfolgreich war.
Seit 2017 Chef von Hydro Nenzing
Nicht umsonst jedenfalls wurde ihm 2017 die Position als Geschäftsführer im Werk Nenzing angeboten. „Da gab es schon Kollegen, die mir abrieten. Schließlich war Nenzing ja schon als das beste Werk im Konzern bekannt. Da könne man ja nur verlieren”, wurde Rotschne gewarnt. Aber die guten Erinnerungen an seine Nenzinger Zeit von 2004 bis 2013 machten ihm die Entscheidung leicht.
„Ich habe das auch nie bereut”, betont der Hydro-Nenzing-Chef, der von seinem Wohnort in Ulm in den Walgau pendelt. „Ich habe gewusst, dass das Potenzial riesig ist: Es steckt in den Menschen, die hier arbeiten.” Sehr gut zur Vorarlberger Mentalität passe auch sein Führungsstil. Die Hierarchien sind sehr flach, die Mitarbeiter können ihn gerne duzen und konstruktive Kritik wird aufmerksam gehört. „Ich liebe den Gegenwind”, bekennt Rotschne. Man müsse immer offen für Änderungen sein, weil sie auch Chancen bieten. Wer ein Problem oder – natürlich noch besser! – einen Verbesserungsvorschlag hat, für den oder die ist die Tür zur Geschäftsleitung immer offen. Kein Zufall ist es auch, dass im letzten Jahr sehr viel in den Um- und Ausbau der Sozialräume und Begegnungszonen im Firmengebäude investiert wurde: Die neuen Räumlichkeiten sollen dazu beitragen, dass Mitarbeiter gerne bei Hydro sind.
Ausbaupläne
Und was ist jetzt mit der Spitzenposition von Nenzing innerhalb des Konzerns? „Wir wollen da nicht prahlen, aber ich kann sagen, dass wir alle mit einem gesunden Stolz auf unsere Leistungen blicken dürfen”, schmunzelt Rotschne. Deswegen sind die Weichen auch auf weiteres Wachstum gestellt. Vom reinen Aluprofil-Hersteller entwickelt sich das Nenzinger Werk durch das Knowhow und die Kreativität seiner Ingenieure mehr und mehr zum Anbieter von Komplettlösungen. „Da sind wir der Konkurrenz in Billiglohnländern deutlich überlegen”, weiß Rotschne, der deswegen auch für eine Betriebserweiterung kämpft: Nenzing soll das Aluminium-Kompetenzzentrum schlechthin werden. Von der Konzernleitung hat er schon sehr positive Signale für die notwendigen Millioneninvestitionen. Wenn die Ausbaupläne genehmigt werden, wird Rotschne bald ein Schild aufstellen: „Hier baut Hydro Nenzing.” Interessierte können sich aber schon vorab zum Vorstellungsgespräch melden…