Der Rahmen macht den Unterschied

„Der richtige Rahmen unterstützt die Wirkung eines Bildes.” – Daniela Kropshofer hat von ihrem Vater Walter alles Wichtige für ihr Handwerk vermittelt bekommen. Als dieser vor ein paar Monaten plötzlich verstarb, entschloss sich die Nenzingerin, sein Geschäft fortzuführen.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, PRIVAT

Das Unternehmen „Bild und Rahmen” ist gar nicht so einfach zu finden. Es handelt sich um eine kleine Werkstatt im Anbau des Einfamilienhauses, in dem Daniela Kropshofer aufgewachsen ist. Gleich nebenan wurde ein Schuppen angemietet, in dem Rahmen aller Art und mehr als 600 fertig gerahmte Bilder untergebracht sind. „Wir haben fast alles lagernd und können alles andere schnell besorgen”, verspricht Daniela Kropshofer. Sie bietet fertige Bilderrahmen in unterschiedlichsten Formaten an, fertigt aber auch ganz individuelle Einzelstücke auf Maß. Mit ihren Lieferanten – vor allem in Italien – verbinden sie langjährige Geschäftsbeziehungen. Zahlreiche Kunden aus dem gesamten Oberland und der benachbarten Schweiz finden nach wie vor den Weg in diesen Winkel von Nenzing, obwohl das Unternehmen in den fast vierzig Jahren seines Bestehens mehrere Male den Standort gewechselt hat.

Denn Walter Kropshofer hat im Laufe seines Lebens einiges ausprobiert. Der gelernte Zinngießer arbeitete einige Jahre im Aluwerk Nenzing, bevor er sich zur Selbstständigkeit entschloss. Er eröffnete einen kleinen Laden, in dem er Zinngegenstände, Schmuck, Medaillen, Pokale und Souvenirs anbot, fachmännische Gravierungen inklusive. „Seine Zinngießer-Werkstatt hatte er im Keller eingerichtet”, erinnert sich Daniela Kropshofer an die Anfänge. Sie ging damals noch zur Schule und hatte einen gewissen Respekt vor dieser Tätigkeit, sah sie den Vater doch mit Schutzbrille, dicken Handschuhen und ziemlich vermummt aus seiner unterirdischen Wirkungsstätte nach oben kommen. Als Walter Kropshofer dann aber seine Liebe zum Werkstoff Holz entdeckte, war die Tochter sofort Feuer und Flamme. Ein Freund hatte dem Vater gezeigt, worauf es beim Rahmen von Bildern ankommt. Walter Kropshofer kaufte bald die erforderlichen Werkzeuge, Maschinen und Leisten, baute ein Netzwerk an Lieferanten auf und belieferte als Großhändler Fotografen, Bestatter und kleine Geschäfte in ganz Österreich. Das Unternehmen übersiedelte in die ehemalige Getzner-Fabrik, in der heute der Wirtschaftspark Walgau untergebracht ist. Zwölf Jahre lang wurde er dort von seiner Tochter Daniela unterstützt. „Das waren meine schönsten Berufsjahre”, erinnert sich die gelernte Bürokauffrau gerne zurück. Bei der Arbeit wurde nicht viel gesprochen. „Aber das war uns beiden recht so.” Sie liebte es, Kunden zu beraten, einen perfekten Gehrungsschnitt auszuführen, das Glas zuzuschneiden und ein tolles Ergebnis präsentieren zu können. Wenn Kunden die Farben ihrer Wohnzimmereinrichtung aufzählten, weil der Rahmen darauf abgestimmt werden sollte, rieten Vater und Tochter ab. Sie waren sich einig: „Es geht darum, dass die Wirkung des Bildes durch den Rahmen bestmöglich unterstützt wird. Er darf nicht vom Motiv ablenken.” Dem Vater-Tochter-Duo standen damals drei Mitarbeiter sowie Danielas Mutter Rita, welche die Buchhaltung für das Unternehmen erledigte, beiseite. 

Gut vorbereitet in die  Selbstständigkeit

Als die Getzner-Fabrik dann zum Wirtschaftspark umgebaut wurde, beschloss Walter Kropshofer, seinen Betrieb zu verkleinern, einige Jahre später verkaufte er ihn. Tochter Daniela suchte sich ein anderes Betätigungsfeld, machte eine Ausbildung zur Altenpflegerin und arbeitete – unter anderem – mit Jugendlichen, denen sie ihr Wissen über die Rahmenfertigung weitergab. Doch ihr Vater konnte es dann doch nicht ganz lassen und richtete sich in der Garage des Einfamilienhauses neuerlich eine kleine Holzwerkstatt ein. Bald waren wieder alle Maschinen vorhanden, die Lager gefüllt und die Stammkunden stellten sich – zu seinem Erstaunen – auch wieder ein. 

Für Daniela Kropshofer war immer klar, dass sie das Geschäft übernehmen möchte. Der plötzliche Tod des Vaters hat sie nun veranlasst, die Dinge konkret anzugehen, das Gewerbe anzumelden, eine Homepage ist in Arbeit. Ihre Mutter und die beiden Töchter haben sie darin bestärkt, das Lebenswerk ihres Vaters fortzuführen.

Sie freut sich über diese Chance. „In der Werkstatt ist es zwar etwas beengt, aber es ist alles da.” Es macht ihr Spaß, sich mit unterschiedlichsten Menschen auszutauschen, zu überlegen, wie ein Motiv am besten zur Geltung kommt. Besonders gerne unterhält sie sich mit Künstlern, weil diese eine neue Sicht einbringen. „Da kann man viel lernen.” Und wie sagte schon Vincent van Gogh: „Ein Bild ohne Rahmen ist wie eine Seele ohne Körper.” 

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