Sie wird in unseren Breiten selten höher als 15 Zentimeter. Deshalb muss man schon genau hinschauen, um die Herbst-Drehwurz zu entdecken, die noch bis Mitte September an sonnigen Standorten auf den Magerwiesen im Walgau blüht. Während die meisten anderen Pflanzen im Frühjahr austreiben und im Herbst absterben, macht es diese heimische Orchidee genau anders herum. Blütenstängel und Blätter sprießen im Juli und August aus der Erde, die Blätter überdauern den Winter und sterben erst im späten Frühjahr ab.
FOTOS: DIETMAR HUBER
Das Geheimnis dieser Pflanze liegt darin, dass eine Mutter- und eine Tochterknolle sich parallel entwickeln. Während an der Tochterknolle im August eine Blattrosette mit drei bis sieben glänzenden Blättern entsteht, treibt an der Mutterknolle der Stängel mit dem Blütenstand aus. Sobald die Mutterknolle abstirbt, entwickelt sich eine neue Tochterknolle, die dann ein Jahr später wieder eine Blattrosette bildet. Die Blätter sterben dann zum Herbst hin ab, die Tochterknolle entwickelt sich zur Mutterknolle, die dann im nächsten Sommer für Blütenschmuck sorgt. Die Wurzelknollen sind einerseits Wurzeln und andererseits Speicherorgane, die Wasser und Nährstoffe bereit halten.
Die Herbst-Drehwurz besiedelt Magerrasen, Trocken- und Halbtrockenrasen, die gelegentlich an Sumpfwiesen und Hangmoore angrenzen. Sie erblüht erst nach dem ersten Mähen oder dem Abweiden ihres Standorts. Deshalb ist sie neben ihrer typischen Begleitpflanze, dem Augentrost, eine der wenigen noch blühenden Pflanzen in diesem Lebensraum. Die zierliche Orchidee ist sehr wärmeliebend. Sie entwickelt sich deshalb bevorzugt an sonnigen Standorten, kommt aber auch dort eher selten und in kleinen Populationen vor. Sie wird hauptsächlich von Bienen und Hummeln bestäubt. Wie alle heimischen Orchideen steht auch die Herbst-Drehwurz unter Schutz.