Die Boden-„Kings”

Jürgen und Markus Küng (v.l.).

Vor genau 20 Jahren haben die Brüder Markus und Jürgen Küng die von ihrem Vater Helmut 1988 (vor 35 Jahren) gegründete Küng Bau GmbH in Thüringen übernommen. Sie haben sich bald voll auf den Bereich Bodenbau fokussiert – und sind damit über die Landesgrenzen hinaus erfolgreich.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, KÜNG BODENBAU

Fast drei Millionen (!) Quadratmeter Bodenfläche hat die Küng Bodenbau GmbH bereits verlegt, jedes Jahr kommen gut 100.000 Quadratmeter dazu. Tausende Tonnen Sand, Kies und Zement wurden dabei verarbeitet. Obwohl am Markt auch günstigere Importware erhältlich wäre, stammen diese Rohstoffe praktisch ausschließlich aus der Region. „Dass die Wertschöpfung im Land bleibt und wir damit auch Verkehr und Umweltbelastung vermeiden können, das ist uns als Ökoprofit zertifizierter Betrieb wichtig”, sind sich Markus und Jürgen Küng einig.
Bei der Entscheidung für regionale Lieferanten geht es aber auch um eine gleichbleibend hohe Qualität dieser Rohstoffe und die zuverlässige Lieferung der benötigten Ware zum vereinbarten Termin. Denn Termine einzuhalten, das ist auch für die Küng-Mitarbeiter selbst ein absolutes Muss. Das Zeitfenster, welches die Bauherren für den Eintrag des Materials, dessen Bearbeitung, Trocknung und Endverarbeitung einräumen, ist minimal. Einerseits können die Küng-Partien erst mit ihrer Arbeit anfangen, wenn alle notwendigen Vorbereitungen – zum Beispiel die Verlegung von Heizungsrohren und Elektroleitungen – abgeschlossen sind. Und dann muss es andererseits natürlich rasch gehen, weil in den Bereichen, in denen der Boden eingebaut wird, „Betreten verboten” gilt. Dieser Termindruck ist schon im klassischen Einfamilienhausbau gegeben. Der macht bei den Bodenspezialisten aus Thüringen aber nur einen Bruchteil aus. Hauptsächlich sind die Küng-Trupps auf Großbaustellen unterwegs, wo noch „erschwerende Umstände” dazukommen. Oft sind es riesige Bodenflächen, die ganz besondere Belastungen aushalten und spezielle Anforderungen erfüllen müssen. Aber dann sind die Bodenspezialisten mit ihren derzeit dreißig Mitarbeitern erst richtig in ihrem Element.
Gerade wurde etwa im Bregenzer Festspielhaus eine heikle Baustelle abgeschlossen: Rund 1.600 Quadratmeter Bodenfläche im Foyer und den Gängen waren im Zuge des derzeitigen 60-Millionen Um- und Zubaus zu sanieren. Keine Frage, dass die Qualitätsanforderungen der Verantwortlichen besonders hoch waren. So galt es, die exakte Zusammensetzung des ursprünglich verarbeiteten Bodens zu analysieren und die neuen Flächen auch farblich perfekt auf die bestehenden abzustimmen.

Festspielhaus Bregenz

Für so heikle Aufgaben hat sich Ing. Markus Küng in den vergangenen 20 Jahren ein Labor aufgebaut, das alle Stücke spielt. Hier entwickelt der „Daniel Düsentrieb des Bodenbaus” auch eigene Boden-Mischungen und prüft sie unter dem Mikroskop, unter gewaltigen Pressen und in Dauer-Belastungstests auf ihre physikalischen Eigenschaften. „Wir bauen nur ein, was den Anforderungen des Kunden 100-prozentig und auch langfristig entspricht”, erklärt Markus Küng. Mit seinen unzähligen Versuchen, Tests und Analysen sowie der jahrzehntelangen praktischen Erfahrung hat er sich ein Know-how angeeignet, das seinesgleichen sucht. Eines der mit diesem Know-how gewachsenen Spezialgebiete ist der Bau von Industrieböden. Dort, wo tonnenschwere Maschinen 24 Stunden täglich gewichtige Teile bewegen und entsprechende Vibrationskräfte wirken, sind die Belastungen für die Böden enorm. Ebenso wie die Kosten, die entstünden, wenn diese Maschinen wegen notwendiger Bodensanierungen stillstehen müssten. Dass die Küng-Qualität stimmt, das hat sich in der Vorarlberger Industrie „flächendeckend” herumgesprochen. Auch viele Betriebe aus Tirol sind Stammkunden der Thüringer. „Technisch könnten wir in ganz Österreich und in den Nachbarländern jede anspruchsvolle Boden-Baustelle bewältigen”, sind sich die Küngs sicher. Logistisch mache das aber keinen Sinn.

Alleine für die Einhaltung der sprichwörtlichen Küng-Termintreue wäre dafür der Aufbau von neuen Niederlassungen und die aufwendige Suche nach qualifiziertem Personal erforderlich. Das will man sich nicht zusätzlich „aufhalsen” – denn Arbeit haben die Bodenprofis schon mehr als genug.

Aus der Region und unkaputtbar

Etwa auch mit Tiefgaragen, die im ganzen Land fast täglich neu errichtet werden. Die Anforderungen an die dortigen Böden sind nicht ohne. Tausende Autofahrten jährlich bringen nicht nur gewichtsmäßige Belastungen, sondern auch Regen, Schnee, Salz und Kies mit sich. Die Wahl des richtigen Belages ist für den dauerhaften Bestand entscheidend: Eine undichte Asphaltschicht auf Beton jedenfalls ist die falsche Wahl. Wasser, das zwangsläufig mit den Autos eingebracht wird, sickert durch diesen Asphalt und nimmt dabei Inhaltsstoffe mit, die dem Beton zusetzen. Bis zu einem Millimeter der Betonschicht wird so pro Jahr geschädigt, weiß man bei Küng aus Erfahrung: Es mussten schon Tiefgaragen saniert werden, die erst zehn Jahre zuvor errichtet worden sind. Dringt das „Giftwasser” dann bis zum Betoneisen vor, sind massivste Schäden eine Frage der Zeit.
Die dann fällige Totalsanierung mitsamt großflächigem Rückbau in den meist schlecht durchlüfteten Garagen ist ein beinharter „Knochenjob”, wie man sich vorstellen kann. Dafür engagiert man bei Küng „kampferprobte” Spezialunternehmen aus Deutschland.

Terrazzo: Alter Boden, neu entdeckt

„Unsere eigenen Mitarbeiter sind an das Arbeiten gewohnt, aber solche Extrembaustellen möchten wir ihnen möglichst ersparen”, erläutert Personalchef Jürgen Küng. Auf die Mitarbeiter schaut man auch mit der Anschaffung modernster Maschinen, welche die Arbeit erleichtern, indem sie etwa Geräuschpegel, Vibrationen und Staubemissionen auf einem Minimum halten. Ganz wichtig ist das natürlich bei großflächigen Schleifarbeiten, wie sie für Terrazzoböden erforderlich sind. Terrazzo hat eine mehr als zweitausend Jahre alte Tradition. Auch bei uns waren sie lange beliebt, ehe die Industrie ab den 1960er-Jahren PVC-Beläge und andere Industrieerzeugnisse bevorzugte. Seit einigen Jahren erleben

Terrazzoböden aber eine Renaissance. Im Prinzip ist es ein Estrich, dem grobkörnige Naturstein- Bruchstücke beigemischt werden. Die Oberfläche wird dann in mehreren Arbeitsgängen geschliffen, poliert und versiegelt: Das sieht nicht nur optisch gut aus, sondern macht diese Böden auch extrem pflegeleicht. Sie können praktisch fugenlos auf großen Flächen aufgetragen werden und sind auch extrem stabil und dauerhaft haltbar. Das Erscheinungsbild der fertigen Böden kann durch die Auswahl von Farbe und Größe der beigemischten Kieselsteine bestimmt werden und ist so vielfältig wie die Natur selbst: Davon kann man sich im „Haus des Bodens” in der Firmenzentrale in Thüringen anhand hunderter Muster überzeugen.

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