Während in anderen Branchen die Belegschaft nur dank Kurzarbeit gehalten werden konnte, hat die Firma feeling im Corona-Jahr 2020 vier Mitarbeiter und einen Lehrling neu eingestellt. Dem anhaltenden Wachstum will das Schlinser Familienunternehmen ausreichend Raum geben. In Satteins entsteht derzeit ein neues Firmengebäude mit Erlebniswelt. Interessierte sind dort künftig eingeladen, die verschiedensten Anwendungen von ätherischen Ölen mit allen Sinnen kennenzulernen.
FOTOS: TM-HECHENBERGER, GRAFIKEN FA. FEELING
Es sind oft eigene Erfahrungen sowie Anregungen von Kunden, die bei feeling zur Entwicklung neuer Produkte inspirieren. Seit zwei Jahren hat das Unternehmen etwa einen Handreinigungsspray im Programm, der Viren und Bakterien unter anderem mit den Wirkstoffen von Teebaum, Thymian und Eukalyptus ganz natürlich Einhalt gebietet. Dieses Produkt setzte die Marketingverantwortliche, Tina Krupalija, auf die firmeninterne Wunschliste, nachdem sie auf Reisen mit der Familie eine natürliche, effiziente Handreinigung vermisste. Im März 2020 entwickelte sich dann ausgerechnet dieses Produkt ganz überraschend zum Verkaufsschlager. „Von diesem Spray haben wir vorher rund 30 Fläschchen im Monat verkauft, über Nacht waren es plötzlich mehr als 3000”, berichtet Firmengründer Elmar Mähr. Ravintsaraöl, mit dem man in der Aromatherapie Viruserkrankungen zu Leibe rückt, war kurzfristig sogar ausverkauft.
Die große Nachfrage nach feeling-Produkten hat aber nicht nur mit der globalen Krise zu tun. Denn während Elmar Mähr vor 30 Jahren noch belächelt wurde, als er den Lebensmittel-Laden im Ort aufgab und sich stattdessen – gemeinsam mit seinem damaligen Partner Franz Reichart – ganz auf das Potenzial von Pflanzenwirkstoffen einließ, boomt das Unternehmen seit gut 15 Jahren. „feeling ist heute vielen Menschen ein Begriff”, beobachtet Tina Krupalija, „und das Interesse wächst stetig.”
Die 30 Mitarbeiter in Schlins erzeugen aktuell mehr als 500 verschiedene Produkte – Naturkosmetik, ätherische Öle zur Raumbeduftung und Aromapflege sowie hochwertige Nahrungsergänzungsmittel – und verkaufen diese über ein Netz von tausend selbstständigen, ausgebildeten Aromafachberatern. Denn – das ist Familie Mähr bewusst – ihre Produkte sind beratungsintensiv. Schließlich können sie preislich nicht mit den Shampoos, Pflegelotions, Seifen,… im Supermarkt mithalten. „Unsere Kosmetik enthält gesünderes Öl, als so mancher an seinen Salat tut”, können Elmar Mähr und sein Team trotzdem punkten. Den natürlichen Inhaltsstoffen unzähliger Heilpflanzen wird nichts künstlich entzogen oder hinzugefügt. Dies hat zwar den Nachteil, dass feeling-Produkte nicht ganz so lange haltbar sind wie industriell hergestellte Kosmetika und Nahrungsergänzungsmittel. „Der gesundheitliche Wert ist dafür aber umso größer”, schwärmt Tina Krupalija. Dies hat sich inzwischen herumgesprochen. Menschen aus ganz Vorarlberg und darüber hinaus lassen sich in dem kleinen Laden in Schlins beraten, der Online-Shop ist ebenfalls stets gut besucht.
In Satteins entsteht eine „feeling-Erlebniswelt”
Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass das 2012 erweiterte Firmengebäude schon wieder aus allen Nähten platzt. Ein Teil des Lagers und des Versands ist bereits in einem ehemaligen Verkaufslokal in Bludesch untergebracht. Doch langfristig möchten Elmar Mähr und seine Kinder alle Bereiche des Unternehmens wieder unter einem Dach vereinen – und parallel dazu neue Ideen verwirklichen. In der Satteinser Au entsteht derzeit nicht nur ein neues Gebäude mit guten Arbeitsbedingungen für bis zu 60 Beschäftigte und einem großzügigen Shop. Das Ziel ist vielmehr eine Erlebniswelt, in der Interessierte die feeling-Philosophie auf vielfältige Weise kennenlernen und mit allen Sinnen in die Welt der Düfte eintauchen können. Denn obwohl dies bisher nicht aktiv beworben wurde, führen feeling-Mitarbeiter in pandemiefreien Zeiten regelmäßig Schulklassen, Senioren-Gruppen und andere Ausflügler durch den Betrieb. Dafür sollen nun in Satteins optimale Bedingungen geschaffen werden.
Glücklicherweise hat sich alles gut gefügt. In der Nachbargemeinde konnte Elmar Mähr ein knapp 5000 Quadratmeter großes Grundstück erwerben. Dort sind die Bagger im Jänner aufgefahren. Bis zum Frühjahr 2022 werden mehr als sieben Millionen Euro in die feeling-Erlebniswelt inklusive Seminarraum für bis zu hundert Personen und gut 2000 Quadratmeter großem Kräutergarten, in Produktions- und Büroräume, Shop und Lager investiert. Angesichts der Tatsache, dass fünf seiner sechs Kinder, zwei Schwiegertöchter und ein Schwiegersohn schon heute engagiert mitarbeiten und sich mit der Marke feeling identifizieren, fiel Elmar Mähr die Expansions-Entscheidung leicht. „Die Jungen sollen auch Schulden haben dürfen”, lacht er. In leidvoller Erinnerung an seine eigene Jugend wollte Elmar Mähr seinen Kindern keinesfalls vorschreiben, in seine Fußstapfen zu treten. Dass sie dies aus eigenem Antrieb tun, ist für ihn allerdings ein großer Ansporn.
Trotz aller Neubau-Pläne wird die Produktentwicklung nicht vernachlässigt. So hat das Unternehmen etwa eine leichte und trotzdem äußerst reichhaltige Handcreme mit fruchtigem Grapefruitöl neu ins Sortiment aufgenommen. Hoch im Kurs stehen derzeit die ätherischen Öle der Yuzu-Zitrone und des Lavendelsalbeis. Für die wärmeren Tage wurden ein Bergluft Aktivset, ein natürlicher Blattlaus-Spray und ein Badeset mit natürlichem Sonnenöl LSF 30 und passendem Badetuch ins Programm aufgenommen. Das Entwicklungs-Team ist der Jahreszeit schon voraus und tüftelt an einem „feeling-Adventkalender”… Und dann ist ja noch eine feierliche Eröffnung zu planen. Wenn weiterhin alles nach Plan läuft, wird diese im Spätsommer 2022 über die Bühne gehen.