Othmar Gmeiner war Landwirt, Briefträger, Obmann des Schivereins, Portier der Firma Hilti, Hobby-Dichter, Sänger, Feuerwehrmann, Gründungsmitglied der Faschingszunft,… und vor allem ein leidenschaftlicher Sammler. Als der umtriebige Ludescher vor gut zweieinhalb Jahren verstarb, hinterließ er der Gemeinde ein zweihundert Jahre altes Haus mit unzähligen Sammlerstücken. Sein innigster Wunsch: Das Privatmuseum soll der Nachwelt erhalten bleiben.
FOTOS: TM-HECHENBERGER, MANFRED SUTTER, GEMEINDEARCHIV LUDESCH
Das ist gar kein leichtes Unterfangen. Zwar wurden die mehr als 800 historischen Werkzeuge, Maschinen und Alltagsgegenstände 2014 auf Initiative des Vereins Kulturgütersammlung Walgau systematisch inventarisiert, doch der Umbau eines Privathauses zum öffentlich zugänglichen Museum erfordert doch einiges an Überlegungen und finanziellen Mitteln. Doch:
„Zum Glück kam Hertha Glück”,
lacht der Ludescher Bürgermeister Dieter Lauermann. Denn mit der selbstständigen Geschichtenerzählerin ist im Juni eine Frau ins Gmeiner-Haus eingezogen, die nicht nur ein besonderes Faible für alte Dinge hat, sondern zudem bestrebt ist, das Haus im Sinne des Verstorbenen zu beleben. „Othmar hat sein Haus nie zugesperrt, jeder war willkommen”, hat Hertha Glück, alias Herta Küng, als Besucherin selbst erlebt. Eine Bekannte hatte der gebürtigen Großwalsertalerin erzählt, dass das Gmeiner-Haus leer steht und sie mit den Worten „Hertha, da passt du hin”, mehrfach gedrängt, mit dem Gemeindechef Kontakt aufzunehmen. Der hatte gleich das Gefühl, dass das hinhauen könnte. „Und ein altes Haus sollte nicht allzu lange leer stehen.”
Die neue Mieterin wollte gar nicht viel verändert haben, begeisterte sich sogar für die farbenfrohen Tapeten im Obergeschoss. „Ich suchte ja ein charaktervolles Haus, in dem ich wohnen und gleichzeitig eine Erzählstube einrichten kann,” erzählt sie. Sie wird auf das Haus achten und auch Interessierte weiterhin in den Schuppen und ins Dachgeschoss führen, wo Othmar Gmeiners Schätze arrangiert sind. Langfristig soll der Weg ins Museum aber nicht mehr durch die Privaträume führen. „Wir prüfen zurzeit, ob wir im Rahmen eines Leader-Projekts ein Museumskonzept erarbeiten und umsetzen können”, berichtet Bürgermeister Lauermann.
Hertha Glück hat ihre Erzählstube im Herbst bereits eröffnet. Seit September versammeln sich regelmäßig Menschen um Othmar Gmeiners Kachelofen, um Geschichten zu lauschen, die jemand nicht vorliest, sondern – wie früher – ohne Buch in der Hand – einfach erzählt. Die ehemalige Handarbeits- und Hauptschullehrerin hat sich vor Jahren diesem „immateriellen Kulturerbe” verschrieben und ist seit 2002 hauptberufliche Geschichtenerzählerin, geprüfte Wanderführerin, Ritualleiterin und Schreiberin. Weil sie in Othmar Gmeiners Schreinerei eine Kräuterstube eröffnen möchte, hat sie eine Ausbildung zur Kräuterpädagogin in Angriff genommen.
Im Gmeiner-Haus findet sie nicht nur jede Menge gemütliche Ecken, in denen sie ihre rund tausend Seiten pro Woche schmökert, sondern auch jede Menge Inspiration.