„Wenn eine Feier emotional und richtig schön wird, ist das mein größter Lohn”, schwärmt Maria Marte. Sie bereichert als diplomierte Zeremonienrednerin Hochzeiten, Taufen, Jubiläen und Trauerfeiern.
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Begonnen hat alles vor 16 Jahren, als die Ludescherin ihrem Mann Lukas das Ja-Wort gab. Die beiden wollten nur standesamtlich heiraten, trotzdem sollte der Tag ein ganz besonderer werden. Maria Marte beschäftigt sich schon seit gut zwanzig Jahren mit Energiearbeit und hatte im Zuge dessen einige Frauen kennengelernt, welchen sie zutraute, eine bewegende Feier zu inszenieren.
Dieser Plan ging auf. Der Pavillon im Satteinser Schäflegarten, gleich neben dem Standesamt, war damals Schauplatz eines Elemente-Rituals. „Es war wunderschön“, erinnert sich Maria Marte an Hochzeitsgäste, die sichtlich gerührt die Taschentücher zückten. „Dabei hatten wir viele unterschiedliche Gäste – Rocker, Künstler, Schamanen, Nachbarn und natürlich Familie.“
Dieses Fest blieb offensichtlich in Erinnerung. Denn zwölf Jahre später hatte eine Freundin genau so eine berührende Zeremonie vor Augen, als sie ihre Hochzeit plante. Maria Marte empfahl ihr einen freien Zeremonienredner aus dem Bregenzerwald. Der musste allerdings aus zeitlichen Gründen absagen. Das Brautpaar entschied daraufhin kurzerhand, diesen Part an die Trauzeugen und deren Partner abzugeben. „Ich weiß, du kannst das“, vertraute die Freundin ganz auf Marias Martes Einfühlungsvermögen und Intuition. Deren Mann Lukas hatte das Amt des Trauzeugen übernommen. Anfangs noch zögerlich, aber mit zunehmender Begeisterung und schlussendlich „mit ganzem Herzen“ stürzte diese sich daraufhin in die Vorbereitungen.
Die Hochzeitsfeier sollte am Lünersee stattfinden. Maria Marte recherchierte ausgiebig und fand bald heraus, dass Braut und Bräutigam dort unabhängig voneinander schöne Zeiten mit ihren früh verstorbenen Eltern verbracht hatten. Sie bezog deshalb nicht nur anwesende Freunde und Verwandte des Paares, sondern auch die Eltern in ihre Rede und das Ritual mit ein. „Die Reaktion der Leute hat mich ehrlich verblüfft“, erzählt Maria Marte von „gstandnen Mannsbildern“, die Tränen in den Augen hatten. „Es war wunderschön und ergreifend.“
Trotz dieses Erfolges wollte sie damals nichts davon wissen, als ihr mehrere Freunde rieten, ihre Empathie und ihr Rede-Talent beruflich zu nutzen. Als dann aber die Corona-Pandemie einfach kein Ende nehmen wollte, trat die Frage „Was tue ich, wenn ich morgen keinen Job mehr habe?“ immer mehr in den Vordergrund. Schließlich war das Möbelgeschäft, in dem Maria Marte heute noch von Montag bis Donnerstag als Dekorateurin arbeitet, immer wieder gezwungen zu schließen. „Und ich hatte keinen Plan B.“
Ausbildung in Oberösterreich
Sie suchte deshalb nach einer Möglichkeit, sich nebenbei etwas aufzubauen, das ihr aber unbedingt auch selbst Freude bereiten sollte. – Und dabei kam Maria Marte immer wieder dieses Hochgefühl in den Sinn, die Freude darüber, wie die Hochzeitsgäste auf ihre Zeremonie reagiert hatten.
Recherchen im Internet führten sie schlussendlich zu einem Diplom-Lehrgang, der ihr bezahlbar und ganz auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten schien. Weil die Anmeldungen anfangs nur zögerlich eintrudelten, war lange Zeit nicht sicher, ob der Kurs wirklich stattfinden würde. Mit umso größerer Freude machte sich die Ludescherin im Februar 2022 erstmals auf den Weg nach Oberösterreich, um sich alle Kniffe einer „Freien Rednerin für Zeremonien“ anzueignen.
Ein halbes Jahr lang verbrachte sie jeden Monat ein Wochenende in Vöcklabruck und bereitete sich auch zuhause auf den Berufseinstieg vor. „Es ging zum Beispiel darum, wie man eine Rede schreibt und vorträgt, um die richtige Körpersprache oder wie man sich auf unterschiedliche Anlässe und Menschen einstellt“, berichtet Maria Marte von einer intensiven Lehrzeit. Eine Übung ging ihr während ihrer Ausbildung besonders unter die Haut: Die zweifache Mutter sollte eine Trauerfeier für ein „Sternenkind“ gestalten. Maria Marte scheint aber auch bei dieser Aufgabe den richtigen Ton getroffen zu haben, indem sie dem Kind, das – in der 28. Woche geboren – nur eine Stunde lang gelebt hatte, einen Namen und eine Stimme gab. Drei der anderen Kursteilnehmer weinten, als sie ihre Ansprache hielt.
Um sich ihr Diplom zu verdienen, musste Maria Marte ebenfalls eine Rede schreiben und vortragen, passende Rituale planen und alle Vorarbeiten in einer Mappe genau dokumentieren. „Bei einer Hochzeit, einem Jubiläum, einer Taufe oder einer Trauerfeier gibt es so vieles zu bedenken.“ – Als Zeremonienrednerin unterstützt sie ihre Kunden auch in organisatorischen Fragen, empfiehlt schöne Locations und Rituale, erinnert etwa an Sonnenschirme, Mikrofone oder barrierefreien Zugang für gehbehinderte Gäste. Maria Marte bereitet sich akribisch auf ihre Einsätze vor. Dabei ist sie darauf angewiesen, dass ihre Auftraggeber ihr Einblick in ihr Leben gewähren. „Ich freue mich auf eure Geschichte(n)“, schreibt sie auf ihrer Website (zeremonien-fuers-leben.at). Schon beim ersten Kennenlernen muss „die Chemie stimmen“, ist sie sich bewusst. Denn nur dann kann sie als Rednerin ganz persönlich auf die Menschen eingehen, um die es geht, und diese hochleben lassen. Maria Marte will emotionale Begegnungen schaffen. Und gerade deshalb legt sie besonderen Wert darauf, dass es in ihren Reden auch immer etwas zum Schmunzeln gibt. Selbst von einer Trauerfeier sollen die Besucher trotz ihres Schmerzes mit einer schönen Erinnerung und einem guten Gefühl nach Hause gehen.