Ein starkes Statement für den Standort Bludenz

27 Millionen Euro investiert Getzner Textil derzeit am Stammsitz in Bludenz für eine neue Halle. Sie wird mit modernster Technik bestückt: Diese Investition ist ein Bekenntnis zum Standort Bludenz und ein Statement für den Führungsanspruch in der europäischen Textilproduktion. Im Fokus stehen Qualität, Effizienz und Nachhaltigkeit. 

FOTOS: GETZNER TEXTIL, FLORIAN KRALER – FLOMOTION, MARCEL HAGEN – STUDIO22, TM-HECHENBERGER

In den Nächten um den 20. Juni 2024 war der Verkehr im Großraum Bludenz von ganz besonderen Schwertransportern „besetzt”. Die Spezialfahrzeuge transportierten insgesamt zehn, jeweils 38 Meter lange und 100 Tonnen schwere Stahlbetonträger für die Dachkonstruktion der neuen Appreturhalle bei Getzner Textil. Mit diesen gewaltigen Deckenträgern konnte die 4500 Quadratmeter große Halle ohne weitere Stützpfeiler errichtet werden. Die gesamte Fläche kann damit maximal flexibel genutzt werden.

Der Spatenstich zur 27-Millionen-Investition am 3. Oktober 2023

„In dieser Halle wird weltweite textile Spitzentechnologie angewandt”, schwärmt Alexander Bitschnau, Bereichsleiter Anlagentechnik und Instandhaltung, und zeigt auf den gerade in Montage befindlichen neuen Spannrahmen. Bis zu vier dieser 45 Meter langen technischen Meisterstücke, in denen die vorher gewobenen Textilien endgefertigt und veredelt werden, könnten in der neuen Halle aufgestellt werden. Die dafür notwendigen Versorgungsleitungen – Strom, Druckluft, Wasser, Abluft etc. – wurden von der Elektro- und Gebäudetechnik jedenfalls schon vorbereitet. Dass mit der Installation der ersten Anlage bereits im heurigen Februar, nur 17 Monate nach dem Spatenstich im Oktober 2023 und noch vor der Fertigstellung im heurigen Oktober begonnen werden konnte, zeigt auf, wie perfekt der Hallenbau vorbereitet worden ist. Die Einhaltung der ehrgeizigen Zeit- und Kostenpläne stellt auch den regionalen Baufirmen Jäger-Bau und Nägele ein erstklassiges Zeugnis aus. 

In der Anlage steckt viel Getzner-Know-how aus jahrzehntelanger Erfahrung. „Als regional verwurzeltes Familien­unternehmen ist es uns wichtig, unser Know-how am Standort Bludenz zu behalten und auszubauen. Die neue Halle gewährleistet die Grundlage für technologischen Fortschritt und weiteres moderates Wachstum”, erklärt Roland Comploj, CEO Getzner Textil.

 

Rasante Entwicklungen 

Dass Jürgen Kurz als Bereichsleiter der Elektro- und Gebäudetechnik – gemeinsam mit Alexander Bitschnau – federführend an diesem Projekt mitarbeiten darf, erfüllt ihn mit Stolz.  Vor dreißig Jahren begann er bei Getzner Textil seine Lehrausbildung zum Betriebselektriker. Schon damals war das Bludenzer Textilunternehmen technisch auf dem neuesten Stand – heute ist dieser neueste Stand aber um ein Vielfaches komplexer. „Es ist wirklich gewaltig, was sich in diesen drei Jahrzehnten getan hat”, staunt Kurz, der diese Entwicklung hautnah miterlebt und – gemeinsam mit seinen rund 50 MitarbeiterInnen – auch mitgestaltet hat. „Neues zu lernen, habe ich immer als Bereicherung meines Arbeitslebens gesehen”, betont Kurz.

So sieht das auch Alexander Bitschnau, der bei Getzner Textil für das Funktionieren und die Wartung von 530 (!) technischen Anlagen und Geräten zuständig ist.

Bei dieser Aufgabe geht es natürlich primär darum, Defekte und den Stillstand von Maschinen durch vorausschauende Wartung zu vermeiden. Dafür hat Bitschnau in seinem Team 85 bestens ausgebildete MitarbeiterInnen und auch Lehrlinge, die sich diese Qualifikationen gerade aneignen.

Gemäß der von der Geschäftsführung seit Jahren vorgegebenen Priorität für das Energiesparen und die bestmögliche Nutzung umweltfreundlicher Energiequellen wird permanent an großen und kleinen Verbesserungen gearbeitet.

So ist die neue Halle auch in dieser Hinsicht ein Vorzeigeprojekt. Wenn hier der erste Spannrahmen planmäßig in der ersten Oktoberhälfte in Betrieb geht, wird dieser bei der Behandlung der Gewebe deutlich weniger Energie verbrauchen als bisherige Spannrahmen. Während die Abwärme in früheren Jahrzehnten für „hitzige” Arbeitstemperaturen in der Halle und beim Ausblasen über Kamine durch Kondensation weithin sichtbare Dampfwolken sorgte, wird die Abwärme bei Getzner heute durch ein komplexes System gesammelt und im gemeinsamen Nahwärmenetz mit der Stadt Bludenz etwa für angenehme Temperaturen im Hallenbad, in der Volksschule Mitte und im Kindergarten Bludenz Mitte genutzt. Die von Getzner über das seit 2001 betriebene Wärmenetz gelieferte Energie entspricht der von rund einer Million Liter (!) Heizöl.

Ein weiterer Beitrag zum Umweltschutz wird durch die naturnahe Begrünung im Umfeld der Halle und durch die Begrünung des Daches geleistet. Andere Dächer der Getzner Textil AG werden direkt zur Energiegewinnung genutzt. So wurden heuer auf dem Dach der Weberei 4.688 Quadratmeter PV-Module mit einer Leistung von 1.100 kWp installiert: Sie liefern so viel Strom, wie rund 300 Einfamilienhäuser im Jahr benötigen.

Energiesparen hat lange Tradition

Die Nutzung regenerativer Energiequellen hat bei Getzner schon sehr lange Tradition: Bereits ab 1910 wurde das Wasser der Alvier am Eingang der Bürser Schlucht, das vorher für den mechanischen Betrieb der Textilmaschinen genutzt worden war, für die Energiegewinnung genutzt.  Die Wasserräder, die zuvor die Webstühle in Gang gehalten hatten, wurden abgebaut und durch Turbinen ersetzt. Zusammen mit drei kleineren Kraftwerken –  Alvierwerk II, Klarenbrunn Oberstufe und Klarenbrunn Unterstufe – werden heute jährlich rund 5,6 Millionen Kilowattstunden elektrischer Energie erzeugt.

Zur Kühlung der Halle wird Grundwasser aus den zwei Grundwasserbrunnen gepumpt – eine effiziente Methode zur Kühlung von Räumen und Betriebsstätten.

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