Film ab für die Museums-Macher

Die Initialzündung erfolgte vor mehr als zwanzig Jahren. Doch die Begeisterung hält bis heute an. Mit dem neuen Museumskino ist die Vorarlberger Museumswelt Frastanz seit Oktober wieder um eine Attraktion reicher.

FOTOS: CHRISTA ENGSTLER, TM-HECHENBERGER

Mit stolz geschwellter Brust präsentierten die Verantwortlichen der Museumswelt Frastanz in der „Langen Nacht der Museen” am 5. Oktober ihr neuestes Werk. Obwohl es technisch alle Stücke spielt, können die Besucher im Museumskino in eine Zeit eintauchen, in der bewegte Bilder noch bestaunt wurden und ein Kinobesuch zu den ganz besonderen Anlässen zählte. 

Die riesigen Projektoren aus dem Jahre 1958, altertümlich anmutende Filmrollen sowie luxuriös gepolsterte Sessel, die während der Besatzungszeit englischen Offizieren vorbehalten waren, und einige Sitzreihen für Otto Normalbürger lagerten bereits seit einiger Zeit im Museumsdepot. 2005 hatte sich nämlich ein Gastwirt aus Kötschach in Kärnten bei den Verantwortlichen der Museumswelt Frastanz gemeldet. Hans Engl hatte von seinem Vater ein Kino geerbt, welches nach dem 1. Weltkrieg vom Kärntner Kriegsopferverband errichtet worden war, um die Kriegsgeschädigten zu unterhalten. Eduard Engl hatte das Kino 1928 erworben. Der Gastwirt und Fleischhauer lud anfangs im 1. Stock seines Gasthofes zu Filmabenden, bevor er 1958 eines der modernsten Kinos seiner Zeit mit insgesamt 340 Sitzplätzen in einem eigens errichteten Gebäude in Kötschach-Mauthen eröffnete. Mit der Verbreitung des Fernsehens und vor allem mit dem Aufkommen von Videorekordern ging es in den 1970er-Jahren mit den Besucherzahlen aber steil bergab. Hans Engl, der das Kino 1971 von seinem Vater übernommen hatte, reduzierte in einem 1. Schritt die Sitzplätze, musste den Betrieb im Oktober 2000 aber endgültig einstellen. Er hatte den Kinobetrieb zuletzt nur noch als „nostalgisches Hobby” betrieben. Die zu diesem Zeitpunkt unumgänglichen Investitionen wollte er nicht mehr leisten, andererseits das alte Kino aber auch nicht einfach entsorgen. 

Hans Engl ist nicht nur ein Fan guter Filme, sondern auch von alten Autos. Er besitzt selbst zwei Oldtimer und hat über diese Leidenschaft Kontakte ins Ländle. Sein Freund Oskar Tschuggmel aus Bürs erzählte ihm von der Vorarlberger Museumswelt. „Ich wusste gleich, dass mein Kino hier in guten Händen ist”, erinnert sich Hans Engl an das Gespräch mit dem Präsidenten der Vorarlberger Museumswelt, Manfred Morscher. Der war ein paar Tage später bereits mit fünf Helfern und zwei LKW auf dem Weg nach Kärnten. Im Sommer 2005 wurde das alte Kino nach Vorarlberg übersiedelt und – fein säuberlich geordnet – eingelagert. Knapp 15 Jahre später ist es nun eine der Attraktionen der Vorarlberger Museumswelt – und dort in bester Gesellschaft. Denn während der damals noch junge Verein 2005 ein einziges Museum betrieb, ist die Vorarlberger Museumswelt heute das gemeinsame Dach von insgesamt sechs Museen. 2020 sollen es mit der Eröffnung des Foto- und Filmmuseums gar sieben sein. 

In der Energiefabrik an der Samina in Frastanz sind insgesamt sieben Museen eingerichtet.

Eine solche Entwicklung war anfangs absolut nicht absehbar. Denn vor zwanzig Jahren war es ein Mitarbeiter der E-Werke Frastanz, der angesichts einer alten Turbine schwach wurde. Manfred Morscher war kein besonders eifriger Museumsbesucher. Dass dieses gute Stück, welches in der alten Textilfabrik an der Samina ab 1922 verlässlich Strom für die Maschinen erzeugt hatte, als Schrott enden sollte, wollte dem gebürtigen Satteinser, der heute in Feldkirch lebt, nicht in den Kopf. Manfred Morscher überzeugte seine Chefs, dass diese Wasserkraftanlage inklusive der Schalttafel aus Marmor unbedingt der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollte, und fand rasch begeisterte Mitstreiter. Wenige Monate und einen Aufruf in den Medien, man solle doch alte Elektrogeräte abgeben, später, wurde 1998 das Elektromuseum eröffnet. Als sich fünf Jahre danach abzeichnete, dass noch mehr Museen in die Energiefabrik einziehen würden, wurde der Verein „Vorarlberger Museumswelt” gegründet. Von da an ging es Schlag auf Schlag: 

2006 öffnete das Rettungsmuseum seine Pforten, 2013 das Feu­er­wehrmuseum, 2014 das Jagdmuseum, 2017 das Tabak­museum, 2018 das Grammophonicum. Wenn dann im Oktober 2020 auch das Film- und Fotomuseum realisiert ist, sind die Erweiterungspläne abgeschlossen. Die Arbeit geht den rund 35 Vereinsmitgliedern, welche die Museumswelt bis heute tragen, dann aber nicht aus. In bewährter Zusammenarbeit mit dem Nüziger Planungsbüro Ender wollen sie das Elektromuseum und das Rettungsmuseum nach neuesten museumspädagogischen Erkenntnissen umgestalten. 

Ziel der Museumsmacher ist es, dass die Museumswelt zu einem Treffpunkt in der Region wird. Führungen stehen deshalb regelmäßig auf dem Programm. Zum Einstieg nehmen die Besucher dann auf den Kinositzen Platz, von denen übrigens auch einige aus dem Bludenzer Kino stammen. Es wurde schließlich extra ein achtminütiger Einführungsfilm gedreht, der einen Überblick über die Vorarlberger Museumswelt bietet. Außerdem ist das Kino einmal im Monat Schauplatz der Frastanzer „Kino vor Ort”-Reihe. Weitere Nutzungen werden bereits intensiv diskutiert…

ÖFFNUNGSZEITEN:
Die Museen in der Vorarlberger Museumswelt sind am Mittwoch und Samstag jeweils von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Weitere Besichtigungstermine können telefonisch unter 0676/5440970 vereinbart werden. 

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