Green Investments

Die Lastwagen und Stapler fahren mit hauseigenem Biogas aus Kartoffelresten, auf den Fabriksdächern liefert eine der größten PV-Anlagen Vorarlbergs Strom, eine eigene Wasseraufbereitung spart Unmengen an Trinkwasser. Zu diesen und weiteren Umweltschutzmaßnahmen der letzten Jahre wird bei 11er aktuell ein System zur Verringerung der Geruchsemissionen ausgearbeitet.

FOTOS: 11ER NAHRUNGSMITTEL

80.000 Tonnen Kartoffeln werden bei 11er jährlich verarbeitet. Die legendären „11er Pommes”, die seit 1972 in Frastanz produziert werden, machen noch immer ein gutes Viertel des Umsatzes aus, der im Vorjahr bei 92,8 Millionen Euro lag. Seit Jahren auf dem Vormarsch ist das Unternehmen aber mit anderen Kartoffelspezialitäten wie Kroketten und Rösti in unterschiedlichsten Formen, Varianten und Geschmacksrichtungen. Bei den Rösti ist man „Weltmeister”, wie Clemens Grabher stolz verkündet.

Hauptabnehmer sind gewerbliche Kunden: Gerade in Großküchen zum Beispiel in Spitälern, Altersheimen oder Kantinen. Wo mehrere hundert oder tausend Personen innerhalb kurzer Zeit mit Essen versorgt werden sollen, sind vorgefertigte Speisen („Convenience”) unverzichtbar. Aber auch in der normalen, durchaus auch in der gehobenen Küche, halten Convenience-Produkte zunehmend Einzug. Wenn sie – wie bei 11er – durch Tiefkühlung haltbar gemacht werden, kann auf „Zutaten” wie Konservierungsmittel, Geschmacksverstärker, Farbstoffe oder künstliche Aromen (weitestgehend) verzichtet werden. 

Schmeckt und sieht aus wie hausgemacht

80.000 Tonnen Kartoffeln werden bei der Firma 11er pro Jahr verarbeitet. Knapp die Hälfte davon zu Pommes Frites.

„Unsere Convenience-Produkte schmecken wie zuhause und sehen auch aus wie hausgemacht”, unterstreicht Marketingchefin Evelyn Mariacher voller Überzeugung: Unzählige Rezepte werden in der Versuchsküche jeweils entwickelt, bis eines davon allen Qualitätskriterien entspricht und in Massenproduktion hergestellt werden kann. Ein Erfordernis dafür ist beispielsweise, dass auch die Verfügbarkeit der Zutaten in ausreichender Menge und Qualität gewährleistet ist.

11er Genuss Bus tourt durch Europa

Um die 11er-Kartoffelspezialitäten bekanntzumachen, ist seit sechs Jahren der „11er Genuss Bus” quer durch Europa unterwegs. Der Edel-Foodtruck macht bei großen Konzerten und Festen Halt, um das Publikum für vielfältige Speisen auf Basis der 11er-Produkte zu begeistern. 2019 gewann der Genuss Bus aus Frastanz den österreichischen Streetfood-Award, bei den Europameisterschaften in Schweden siegte man in der Kategorie „Best Vegetarian Streetfood”.

Der 11er Genuss Bus – ein legendärer Original-Airstream – tourt seit sechs Jahren quer durch Europa.

11er ist aber nicht nur bei der Produktentwicklung innovativ. Seit vielen Jahren steht das Thema Umweltschutz ganz oben auf der Agenda. 2017 wurde eine neue Biogasanlage errichtet, in der Kartoffelreste verwertet werden. Mit dem eigenen Biogas werden inzwischen elf (!) Lkw, Stapler und Firmenautos betrieben.

Investiert wurde auch in eine gigantische Photovoltaikanlage: Die Dächer der Betriebsgebäude sind auf einer Fläche von insgesamt 9.200 Quadratmetern mit PV-Modulen bestückt. Die Anlage gehört zu den größten in ganz Vorarlberg und liefert einen erheblichen Teil des Stroms, den man vor allem für die vier Tiefkühlhäuser benötigt: Eines davon wurde im Vorjahr – mit Investitionen von 16 Millionen Euro – neu errichtet, die anderen werden sukzessive energiesparend modernisiert.

Auf den Dächern der Betriebsgebäude liefert eine der größten PV-Anlagen Vorarlbergs umweltfreundlichen Strom.

In Arbeit ist derzeit ein Gesamtkonzept zur Optimierung der Energiekreisläufe. Im Zuge dessen soll auch die Abluftsituation verbessert werden. Clemens Grabher und sein Geschäftsführungs-Partner Thomas Schwarz sind entschlossen, viel Geld in die Hand zu nehmen. Dafür, dass es in Frastanz künftig nicht mehr – oder jedenfalls viel weniger oft – nach Pommes „duftet”.

„Früher hat es viel ärger gestunken”, erinnern sich alteingesessene Frastanzer noch an die Anfangszeiten von 11er. Im Jahr 1968 expandierte das 1941 in Lustenau gegründete Familienunternehmen Grabher in die Drei-Schwestern-Gemeinde. In den ersten Jahren wurde hier ausschließlich Sauerkraut erzeugt. Gegen die bei der Fermentation entweichenden Gärgase – das wird von Zeitzeugen glaubhaft versichert – riecht die Abluft aus der seit 1971 angelaufenen Pommes-Produktion geradezu wohltuend.

Millionen für optimierte Ablufttechnik

Die Geschäftsführer Clemens Grabher und Thomas Schwarz vor der 11er-Biogasanlage. Diese verwertet die Kartoffelreste zu Treibstoff für die „11er-Kartoffelflotte”.

Schon bisher wird die Abluft aus den Mega-Fritteusen des Kartoffelverarbeiters über aufwändige Luftwäscher geleitet. Diese wurden in den 90er-Jahren installiert und waren seinerzeit technisch das Non-Plus-Ultra. „Trotzdem ist eine gewisse Geruchsbelästigung vorhanden”, weiß Clemens Grabher auch aus eigener Wahrnehmung. „Vor allem, wenn bei Inversionswetterlagen und Windstille die Luft „stehen bleibt”. 

Obwohl man mit den Emissionen innerhalb der geltenden Richtlinien liege, werde man alles technisch Mögliche unternehmen, um die nach außen dringenden Gerüche weiter zu reduzieren. Zusätzliche Luftwäscher, die In­stallation von Biofiltern oder auch die Verbrennung der Abluft sind dafür mögliche Methoden. 

Bis das Gesamtkonzept samt Optimierung der Energieversorgung steht, die Behördenverfahren abgewickelt sind und das Projekt umgesetzt ist, wird es noch vermutlich bis Ende 2024 dauern.

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