Trotz seines jungen Alters von 21 Jahren hat David Dünser eine vielseitige Laufbahn vorzuweisen. Nach der Handelsschule arbeitete er als selbstständiger Forstarbeiter, machte dann die Berufsreifeprüfung, um Forstwirtschaft zu studieren. Beim Zivildienst hat er nun aber seine wahre Berufung gefunden und wurde sogar zu einem Kinderbuch inspiriert.
FOTOS: TM-HECHENBERGER, PRIVAT, ILLUSTRATION: NINA SCHMID
„Für kleine Kinder spielen Rituale eine große Rolle”, weiß David Dünser, seit er von Jänner bis September 2022 bei der Spielkiste Schlins als Zivildiener arbeitete. Es machte ihm Spaß, mit den Mädchen und Buben im Alter zwischen neun Monaten und vier Jahren die Feste im Jahresverlauf zu feiern. Und diese Bräuche haben meist einen religiösen Hintergrund, der aber vielen gar nicht so klar ist. David Dünser wollte den Kindern kompetente Antworten auf ihre Fragen geben und hielt deshalb nach geeigneter Literatur Ausschau. Er fand allerdings kein Kinderbuch, welches die unterschiedlichen Glaubensrichtungen gleichwertig nebeneinander stellte und schon für die Kleinsten geeignet schien. Der junge Mann, der sich bald entschloss, eine Ausbildung zum Wald- und zum Kleinkindpädagogen zu machen, wurde deshalb kurzerhand selbst aktiv.
„Wir alle glauben zu wissen, was Glaube bedeutet. Doch verstehen wir wirklich die Ansichten unserer Mitmenschen? Glaubt man nur, wenn man Teil einer Religion oder Glaubensgemeinschaft ist? Und was unterscheidet eigentlich Religion von Ideologie?” – Das sind die Fragen, mit denen sich David Dünser letzten Winter intensiv beschäftigte. Er sprach mit verschiedensten Menschen, recherchierte im Internet und fand Rat bei der Lektüre von Büchern etwa von Erich Fromm oder in Yuval Hararis „Eine kurze Geschichte der Menschheit”. Seine Erkenntnisse hat er in eine Geschichte gepackt, die aktuell von Nina Schmid (siehe Link zur allerhand!-Story am Ende des Artikel) illustriert wird. Im Mittelpunkt steht Hase Hansi, der nicht ganz versteht, warum sein Freund Bruno Bär an einem Sonntagvormittag zur Kirche geht, anstatt mit ihm zu spielen. Er besucht deshalb weitere Freunde, um jeden Einzelnen auszufragen, woran er oder sie glaubt. Seine Gesprächspartner erzählen dem kleinen Hasen von höheren Mächten, religiösen Praktiken, dem Kampf zwischen Gut und Böse, vom Fasten, von Wiedergeburt und wissenschaftlichen Erkenntnissen, präsentieren Glücksbringer und Amulette. Die Suche des kleinen Hasen gipfelt in der Erkenntnis „Ich denke, es ist nicht entscheidend, wie man sich seinen Glauben genau vorstellt. Es ist wichtiger, dass man Gutes aus ihm zieht.”
David Dünser hat sehr konkrete Vorstellungen von den Charakteren seines Buches. Hansi Hase etwa trägt ein grünes T-Shirt und einen orangen Rucksack sowie eine orange-gelbe Schildkappe. „Mit Tieren ist diese Geschichte für Kinder greifbarer und spannender”, ist er überzeugt. Er hat sich deshalb auch intensiv mit der Frage befasst, wie sein Kinderbuch gestaltet werden soll und wurde auf der Suche nach geeigneten Partnern in seinem Geburtsort Schnifis fündig. Der Zeichenstil von Nina Schmid gefiel dem jungen Autor auf Anhieb, und die Grafikerin erklärte sich bereit, sich ab August voll und ganz auf Davids Ideen einzulassen. Erste Entwürfe gibt es bereits (siehe Artikel-Bild).
Wenn alles glatt geht, soll das Buch „Hansi Hase – Glaubst du an etwas?” im kommenden Winter erhältlich sein. David Dünser hat nämlich bereits mit dem Bucher Verlag in Hohenems Kontakt aufgenommen. Die Verantwortlichen wären bereit, das Kinderbuch zu drucken. Allerdings sind Vorbestellungen und finanzielle Mittel nötig, um das Risiko für den Verlag etwas abzufedern. Eine Veröffentlichung über den Vorarlberger Verlag würde dem Jungautor sehr gefallen, alternativ kann er sich eine Veröffentlichung über einen Dienstleister für Selbstverleger wie „Books on Demand” vorstellen. Dabei will sich David Dünser mit diesem Projekt nicht persönlich bereichern, sondern Kindern ab vier Jahren, Eltern und Pädagogen ein Werkzeug in die Hand legen, das Anlass für gute Gespräche bietet und gegenseitigen Respekt fördert.
„Kinder nehmen ihre Umgebung ungefiltert wahr. Sie sagen, was sie denken. Das schätze ich sehr”, erklärt der in Schlins wohnhafte Schnifner, warum ihn die Arbeit mit den Kleinen derart fasziniert. Er liebt die Abwechslung, die ihm der Arbeitsalltag in der „Spielkiste” bietet. „Da kommst du nicht in die Komfortzone, sondern musst dich immer neuen Gegebenheiten anpassen.” Sein Ziel ist es, den Kinderbetreuungseinrichtungen im Land jeweils ein Exemplar seines Buches zur Verfügung zu stellen. Der Verein „Spielerische Bildung bringt‘s”, den er gemeinsam mit seiner Freundin Annabelle gegründet hat, wird die Vermarktung von Hansi Hase übernehmen, Waldpädagogik-Angebote abwickeln und eventuell weitere Buch-Projekte betreuen. Ideen dafür hat der ambitionierte Autor bereits genügend. Doch das ist Zukunftsmusik. David Dünser hofft nun auf viele Wohlgesinnte, die ihn dabei unterstützen, den Druck und die Illustration von „Hansi Hase” zu finanzieren.
Er hat dafür auf der Plattform „gofundme.com” ein Crowdfundingprojekt ins Leben gerufen: Über diesen Link geht’s direkt zur Spendenplattform.
Follow-Up Story: Portrait Nina Schmid
