Kaffee ist mein Leben

In ihrer Heimat Kolumbien ist Margareth Liceth Solarte Ojeda quasi mit der Kaffeebohne aufgewachsen. Im fruchtbaren Hochland der Region Nariño werden einige der weltbesten Arabica-Sorten gepflegt. Neben anderen erlesenen Kaffees aus der ganzen Welt röstet Margareth Solarte seit zwei Jahren in ihrer eigenen Rösterei „Zoe” in Satteins auch echten Nariño.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, PRIVAT, ENVATO

Dieser Kaffee kommt direkt von der Plantage ihrer Großeltern, die im Ort La Unión Nariño auf zwei Hektaren Fläche einige Früchte und hauptsächlich Kaffee anbauen. Hier ist Solarte aufgewachsen. „Wir Kinder haben schon in der Krabbelstube mit Kaffeebohnen gespielt”, lacht die 35-Jährige und berichtet, dass in Kolumbien schon Fünfjährige Kaffee trinken. „Mit ganz viel Wasser verdünnt natürlich.”

Aber nicht nur „Kaffeebohnen-Spielen” war für sie schon früh angesagt. Auch bei der Ernte der Kaffeekirschen helfen die Kinder der in Kolumbien meist als Kleinbauern  tätigen Familien traditionell mit. Ganz besonders in Nariño, wo dank des günstigen Klimas und der auf mineralhaltiger Vulkanasche basierenden nährstoffreichen Bodenstruktur nicht nur einmal, sondern zweimal jährlich geerntet werden kann.

Das Abernten der Kaffeepflanze ist – wenn man auf Qualität achtet – aufwendig. Die Kaffeekirschen, in denen sich in der Regel zwei von süßem Fruchtfleisch umgebene Samen (die späteren Kaffeebohnen) befinden, reifen nie gleichzeitig. Geerntet werden jeweils nur die reifen, roten Kirschen. Deshalb muss jeder der bis zu zwei Meter hohen Sträucher während der Erntesaisonen von März bis Juni und von September bis Dezember mehrfach abgearbeitet werden.

 

Margareth Solarte hat durchwegs schöne und liebevolle Erinnerungen an diese Kindheit – auch wenn sie mit viel Arbeit verbunden war. Nach der Schule ergab sich für sie durch einen Kredit der regionalen Kaffee-Kooperative (hier arbeiten mehrere Kleinbauern von der Aussaat bis zur gemeinsamen Vermarktung zusammen) die Möglichkeit zum Studium: An der Universität von Nariño in Pasto studierte sie Wirtschaftswissenschaften und Internationalen Handel. Weil sie das Studium in der vorgegebenen Zeit und positiv abgeschlossen hat, wurden ihr – vereinbarungsgemäß – die Kreditschulden erlassen.

Die Kooperative ermöglichte ein Studium

Schon in diversen Praktika während des Studiums erledigte sie internationale (und hauptsächlich Kaffee-) Exportgeschäfte, unter anderem nach Argentinien und Australien. Dabei ging es auch immer viel um Qualitätskontrollen und die entsprechende Dokumentation der Geschäfte. „Kolumbien hat schon immer darauf Wert gelegt, dass nur beste Kaffeequalität exportiert wird”, erklärt Margareth Solarte. Jede einzelne Charge wird überprüft und – wenn die Qualität den Anforderungen entspricht – mit dem international gefragten Gütesiegel „Qualität aus Kolumbien” ausgezeichnet.

Als 26-Jährige hatte Margareth Solarte beruflich in Österreich zu tun und blieb danach aus persönlichen Gründen vier Jahre lang in Deutschland. Erstmals stand in dieser Zeit nicht die Kaffeebohne im Mittelpunkt ihres Lebens, sie erlernte die deutsche Sprache und stellte sich der Frage, wie ihre Zukunft ausschauen soll.

2019 führte sie diese Suche nach Vorarlberg. Und hier wiederum lernte sie Elmar Bitschnau kennen: Der Gründer und Eigentümer der „Kaffeebohne” in Dornbirn ist ausgewiesener Experte und ein Vorarlberger Pionier in Sachen Kaffeegenuss. 

Kunst des Kaffeeröstens in Dornbirn erlernt

Mit Kaffee kennt sich Margareth Solarte ja aus. Für die Beurteilung der Qualität von Rohkaffee war und ist ihre Expertise international gefragt. So wurde sie schon mehrfach nach Amsterdam – einem wichtigen Umschlaghafen für Kaffee in Europa – gerufen, um die Qualität von dort angeliefertem Rohkaffee zu prüfen. 

Auch gerösteten Kaffee kann sie mit ihren geschulten Sinnen selbstverständlich beurteilen: Es macht nämlich einen Unterschied, ob die grünen Rohbohnen in Massenröstungen auf dem Fließband innerhalb von Minuten buchstäblich „braun gebrannt” oder ob sie in kleinen Chargen einer traditionellen Trommelrösterei behutsam auf die richtige Temperatur gebracht werden: „Das sieht man, das riecht man und  das schmeckt man beim fertigen Kaffee”, erklärt die Expertin und ergänzt, dass es ihr fast weh tut, derart lieblos gerösteten Kaffee zu sehen oder gar trinken zu müssen. „Die Kaffeebauern stecken so viel Liebe und Arbeit in die Pflege der Pflanzen und die Ernte ihrer Früchte”, weiß sie aus eigener Erfahrung, „dann muss man doch auch an die Röstung der Bohnen mit größter Sorgfalt herangehen!”

Wie das geht, das hat sie beim Vorarlberger „Kaffeepapst” Elmar Bitschnau in dessen „Kaffeebohne” in Dornbirn gelernt. Zwei Jahre war sie bei ihm „in der Lehre”, hat dabei alles erfahren, was man über die perfekte Röstung für die unendlich vielen und sehr unterschiedlichen Kaffeesorten wissen kann.

Bitschnau war begeistert von seiner lernbegierigen „Schülerin”.  Vor rund zwei Jahren machte er ihr daher Mut, eine eigene Rösterei zu betreiben: Christian Birk, der in Satteins seit 2009 erfolgreich seinen „Zoe”-Kaffee röstete und vermarktete, war beruflich so eingespannt, dass er sich von seinem Kaffeeprojekt trennen musste. Leicht ist ihm das nicht gefallen, aber bei Margareth Liceth Solarte Ojeda wusste er sein Herzensprojekt in guten Händen.

Seit zwei Jahren ist die Kolumbianerin nun „Herr im Hause Zoe” und fühlt sich dabei richtig wohl. „Ich hatte schon meine Bedenken, vor allem die bürokratischen Anforderungen ließen Zweifel an dem Projekt aufkommen. Aber jetzt bin ich rundum glücklich, ich habe mir hier in Satteins meinen Lebenstraum erfüllt!”, strahlt Margareth Solarte, während sie den Rohkaffee für die nächste Röstung (streng geheim und grammgenau) zusammenstellt: Kaffees aus Kolumbien, Mexiko, Costa Rica, Brasilien und Indien sind einige der Sorten, die für die Mischungen verwendet werden und auch als sortenreine Kaffees erhältlich sind. Alle wurden sorgfältig ausgewählt, damit das Ergebnis aromatische, bekömmliche Kaffees sind, die sich für verschiedene Zubereitungsmethoden eignen.

Direkt bei Zoe in einer edlen Bezzera-Siebträgermaschine zubereitet schmeckt er tatsächlich sensationell: Der Laie würde diesen Kaffeegenuss vielleicht als „unbeschreiblich gut” bezeichnen – aber zum Glück gibt es ja die detaillierte Beschreibung. Interessierte können sich gerne mit Margareth Solarte in Verbindung setzen (www.zoe-kaffeeshop.at).

Besonders empfehlenswert ist ein Kaffee-Event direkt in der Rösterei, das für Gruppen bis zu zehn Personen angeboten wird: Margareth Solarte stellt dabei ihren Betrieb vor und beantwortet  alle Fragen zum Thema Kaffee. Und natürlich darf ausgiebig probiert werden.

Wie der Kaffee nach Kolumbien kam

Einer Legende nach soll der Anbau in Kolumbien im Jahr 1723 begonnen haben. Initiator dafür war der Priester José Gumilla. Der Jesuit – selbst ein Kaffeeliebhaber – regte die Kultivierung an. Sein Angebot an die Gläubigen: Anstelle der üblichen Buße beim Beichten konnten sie auch drei bis vier Kaffeebäume pflanzen. Nach anfänglicher Skepsis entwickelte sich diese Option allmählich zur gängigen Praxis in der Bevölkerung. Heute ist Kolumbien mit Jahresernten von rund 800.000 Tonnen drittgrößter Kaffee­exporteur der Welt, nach Brasilien und Vietnam. Nariño-Kaffee wird in der gleichnamigen Provinz im Südwesten Kolumbiens an der Grenze zu Ecuador in Höhenlagen zwischen 1.500 und 2.100 Metern angebaut. Diese Region gehört zu den besten Kaffee­an­bau­ge­bieten Kolumbiens. Der hier angebaute Kaffee zeichnet sich durch seinen weichen Körper und seinen nussigen Geschmack aus.

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