Herwig Pecoraro gab im November den König Herodes an der Wiener Staatsoper, er hat schon mit sämtlichen Stars der Opernwelt und an allen großen Bühnen gesungen. Mario Pecoraro begeistert als Elton John-Interpret, Keyboarder, Komponist, Arrangeur und Produzent. Unter dem Motto „Pop meets classic” standen Vater und Sohn 2013 erstmals gemeinsam auf der Bühne, die Österreich-Tournee im Frühjahr 2016 war ein voller Erfolg.
Ihr Weihnachtsprogramm präsentieren „Pecoraro & Pecoraro” in drei Städten, mit denen sie sich ganz besonders verbunden fühlen: Wien, Graz und Bludenz.
FOTOS: PECORARO & PECORARO / RENE LANGER, TM-HECHENBERGER
„Es ist ein Märchen. Das kann man sich nicht wünschen, das muss man erleben”, gibt Herwig Pecoraro gerne zu, dass er seine Karriere nicht zielstrebig geplant hat. Aber er hat die Chancen genutzt, die das Leben ihm bot: Dass der Bludenzer eine tolle Stimme hat, fiel bereits in der Volksschule auf. „Wir haben italienische Wurzeln, wir haben alle gesungen: Mama, Papa, mein Bruder,…” Herwig Pecoraro war Mitglied im Kirchenchor und im Gesangsverein, wurde bald von Chören im Unterland als Solist angefragt. Sänger zu werden, wäre ihm trotzdem nie in den Sinn gekommen, er kannte weder die Oper, und auch die Bregenzer Festspiele „waren viel zu teuer für uns”. Stattdessen absolvierte er die Handelsschule, lernte die Konditorkunst. Auf Wunsch der Eltern („als Beamter bist du versorgt”) besuchte er die Gendarmerieschule, war bald am Arlberg stationiert. Als 1977 das Konservatorium in Feldkirch eröffnet wurde, meldete sich der damals Zwanzigjährige „mehr wegen einer Wette” zum Vorsingen an – „und musste sofort dableiben.” Er begann also, neben der Arbeit zu studieren. Obwohl ihm die Professoren immer wieder zuredeten – „daran, wirklich Sänger zu werden, war nicht zu denken.”
In Uniform am Tennisplatz vorgesprochen
Herwig Pecoraro hatte inzwischen geheiratet, war Vater von zwei kleinen Kindern. Trotzdem muss ihm der Gedanke im Kopf herumgespukt haben. Denn als er davon hörte, dass Elisabeth Schwarzkopf in Schruns auf Urlaub war, nahm er allen Mut zusammen, sprach sie am Tennisplatz an – in Uniform, „damit es etwas hermacht. Ich wollte einfach wissen, ob meine Stimme tatsächlich gut genug wäre.” Die Kammersängerin ließ sich auch wirklich auf ein Vorsingen ein, war begeistert, unterrichtete das junge Talent mehrere Wochen lang. Die berühmte Sopranistin setzte sich auch für ein Stipendium ein, welches Herwig Pecoraro ermöglichte, ein Jah
r lang in Modena bei Arrigo Pola zu studieren. Der hatte damals auch einen gewissen Luciano Pavarotti unter seinen Fittichen.
Gesangs- und Balsamico-Studium
Feinschmecker Herwig Pecoraro fand in Modena aber nicht nur seine musikalische Berufung. Der Aceto Balsamico, der dort auf traditionelle Weise über viele Jahre gehegt und gepflegt wird, hat es ihm seither ebenfalls angetan. Die genaue Herstellung dieser Essenz, die mit Essig nur wenig gemein hat, ist ein streng gehütetes Geheimnis. Dank Luciano Pavarottis Verbindungen durfte Herwig Pecoraro aber in einer Acetaia mitarbeiten, den Balsamico-Spezialisten über die Schulter schauen. Als er jedoch nach einem Jahr Gesangsstudium mit zwei Fässchen Balsamico-Essenz nach Vorarlberg zurück kam, für das er 40.000 Schilling – „ein Vermögen für uns” – hingeblättert hatte, teilte seine Frau Waltraud die Begeisterung nicht. „Sie drohte mir mit Scheidung”, kann Herwig Pecoraro heute darüber lachen.
Seither ist auch einiges passiert. Herwig Pecoraro ist seit 1991 fixes Mitglied des Ensembles der Wiener Staatsoper, als zweites Standbein hat er gemeinsam mit seiner Frau in Klosterneuburg eine eigene Acetaia aufgebaut, deren Balsamico zu den besten der Welt zählt, in Feinschmecker-Magazinen in den höchsten Tönen gelobt und regelmäßig ausgezeichnet wird. „Nutze die Chancen, mach das Beste draus!” weiß Herwig Pecoraro, wovon er spricht.
An die Anfänge von Vaters Karriere erinnert sich Mario Pecoraro kaum. Die Familie übersiedelte nach Graz, als er noch die Volksschule besuchte. Herwig Pecoraro war dort am Opernhaus Erster Tenor. „Wir gingen in die Oper wie andere in den Kindergarten, alle haben mich dort gekannt,” berichtet sein Sohn über diese sieben Grazer Jahre. Eines allerdings hat Mario Pecoraro gehasst: „Wir mussten nachmittags schlafen gehen, damit wir am Abend durchhielten.” Er selbst wurde im Alter von neun Jahren als jüngster Student für Schlagwerk am Grazer Konservatorium aufgenommen, brillierte bei Talentwettbewerben. Der nächste Karriereschritt seines Vaters führte ihn wieder nach Vorarlberg zurück. Die Familie konnte sich in Wien keine große Wohnung leisten, in der unter anderem auch Marios Klavier und Schlagzeug Platz gefunden hätten. Herwig Pecoraro übernahm deshalb die 30 Quadratmeter große Studentenbude eines Cousins und pendelte zwei Jahre lang nach Bludenz, wann immer er neben seinem Engagement erst an der Volks- und dann an der Staatsoper Zeit fand. Wenn die Familie ihn in Wien besuchte, wurden Häuser besichtigt. Schlussendlich entschieden die Pecoraros aber, in Klosterneuburg ein eigenes zu bauen.
Zu diesem Zeitpunkt fiel Mario Pecoraro der Abschied nicht ganz leicht. Der 14jährige hatte ein Musical geschrieben, das von seiner Klasse am Bludenzer Gymnasium aufgeführt wurde. Sein Lehrer, Komponist Mag. Gerold Amann, hatte kurzerhand entschieden „des machamar einfach”. „Ein Jahr lang haben wir daran gearbeitet”, erinnert sich Mario Pecoraro an die tolle Klassengemeinschaft, die er nach der Aufführung beim Elternvereinsabend bald verlassen musste. Gerade weil er alle paar Jahre an einem anderen Ort und an einer anderen Schule neue Freunde finden musste, ist die Verwandtschaft in Bludenz eine wichtige Konstante in seinem Leben. Seine Schwester Cornelia lebt hier, jede Menge Cousins, Neffen, Tanten und Onkel erwarten, dass die „Wiener” beim Heimatbesuch vorbeikommen.
Weihnachten hat etwas Kleines, Intimes
Umso mehr freuen sich Mario und Herwig Pecoraro, dass sie nun mit ihrem Weihnachtsprogramm im Bludenzer Stadtsaal auftreten können. Denn bei ihrer ersten gemeinsamen Tournee im Frühjahr 2016 waren die beiden mit großem Orchester, Chor und aufwendiger Bühnenshow unterwegs. In Vorarlberg bot deshalb nur die Festspielbühne genügend Platz und technische Möglichkeiten. „Doch Weihnachten hat etwas Kleines, Intimes”, freut sich Mario Pecoraro, dass er Anfang des Jahres die passende Idee für Bludenz hatte – und rasch fixierte. Er kontaktierte kurzerhand Kulturstadtrat Christoph Thoma über Facebook. Der schrieb postwendend zurück, dass er grad in Wien sei – „in einem Café gleich bei mir um die Ecke! Eine halbe Stunde später war alles unter Dach und Fach.” In den Monaten danach hat Mario Pecoraro intensiv an einem Programm gefeilt, das seinem Vater und ihm selbst auf den Leib geschneidert ist. „Man hat eine Vision und baut ein Gerüst darum herum”, beschreibt er diesen Prozess. Die benötigten Fertigkeiten hat er sich an der Uni Wien, während seines einjährigen Studiums an der University of Miami und vor allem auch während seiner vielen Auftritte in verschiedensten Formationen erarbeitet.
Trotz Weihnachten – das Motto lautet weiterhin „Pop meets Classic”. Dabei sind diese beiden Musikrichtungen kaum unter einen Hut zu bringen. „Ein Orchester ist ein fein ziselierter Klangkörper, das fällt total ab, wenn ein Schlagzeug darüberkracht”, will Mario Pecoraro die Herausforderung trotzdem annehmen. Sein Vater hört sich die Vorschläge und Vorstellungen seines Sohnes an, „und dann mach ich es oder eben nicht,” schildern die beiden den Weg zu dieser Zusammenarbeit. Die beiden werden mit dem zwölfköpfigen Florian Angerer Kammerorchester und der Mario Pecoraro Band nach Bludenz anreisen. Auf dem Programm steht altbekanntes Liedgut wie „Still, still, still” oder „Süßer die Glocken nie klingen.” Aber auch klassische und moderne Meisterwerke wie Bachs „Ave Maria” und John Lennons „Happy X-mas (War is over)” sowie Eigenkompositionen von Mario Pecoraro werden aufgeführt. „Es wird eine Mischung aus tiefer Emotionalität und künstlerischem Anspruch, aber populär, mit einem Unterhaltungswert, der die Leute anspricht. Das ist der Schlüssel,” sind Pecoraro & Pecoro überzeugt. Wenn dieses Rezept aufgeht, wollen sie damit im kommenden Jahr bei einer größeren Tour weitere Konzertsäle erobern.
Eine Hommage an Bludenz
Mario und Herwig Pecoraro singen kurz vor Weihnachten nicht einfach nur traditionelle Lieder und Pop-Melodien. Es geht ihnen darum, das Publikum tief zu berühren – auf höchstem künstlerischem Niveau. Und das Konzert im Stadtsaal sehen sie auch als eine „Hommage an Bludenz. An Weihnachten will man schließlich daheim sein.”
Wir verlosen 2 x 2 Eintrittskarten für das Konzert WEIHNACHTEN MIT PECORARO & PECORARO „Still, still, still” am Freitag, 22. Dezember 2017, 20.00 Uhr im Bludenzer Stadtsaal sowie zehn handsignierte CDs „for us – per noi”.
Gewinnfrage: Wo wohnt die Familie Pecoraro heute?
Schicken Sie eine E-Mail oder Postkarte mit der Antwort (Adresse und Telefonnummer nicht vergessen!) bis 12. Dezember 2017 an: allerhand!-Magazin, Sturnengasse 20, 6700 Bludenz, Mail: gewinnspiel@allerhand-magazin.at