Engel aus Glas

Wer Volkshochschule hört, denkt in erster Linie an Wissensvermittlung. Dabei bietet das Programm auch schöne Impulse für eine erfüllte Freizeitgestaltung. Engel aus Glas – So lautete die knappe Beschreibung im Volkshochschul-Programm. Sieben Frauen und ein Mann ließen sich darauf ein und erlebten einen äußerst kreativen Abend in netter Runde. 

FOTOS: TM-HECHENBERGER

Die Glaswerkstatt von Tanja Moser liegt nicht gerade auf dem Weg. Auf einem Maisäß in Bürserberg hat die gerlernte Glastechnikerin ihr Atelier eingerichtet. Zu allererst zeigt sie den Kursteilnehmern, wie man die farbigen Glasscheiben in passende Stücke schneidet, um sie dann nach Wunsch zu arrangieren – und erklärt, dass nicht unbedingt Weihnachtsengel das Ziel sind. Jeder soll selbst kreativ sein können, ohne große Vorgabe.

Liebe zum Glasfusing entdeckt

Tanja Moser
Tanja Moser, Bürserberg:
„Wenn man so mit Transparenz, Licht und Farben arbeitet, hat dies fast etwas Therapeutisches.

Die Technik ist schnell erklärt. Auch Kinder haben bei Tanja Moser schon bunte Glaskunstwerke gestaltet. Für die Kursleiterin ist es immer wieder schön zu sehen, wie die Besucher in ihrer Tätigkeit versinken. „Diese Beschäftigung mit Glas, Transparenz und Licht tut ganz viel mit dem Menschen”, ist sie überzeugt. „Es hat fast etwas Therapeutisches.” Sie jedenfalls verbindet mit dem Werkstoff Glas eine „Liebe auf den ersten Blick.” Auf Wunsch der Eltern hatte sie die Landwirtschaftsschule absolviert und sich zur Familienhelferin ausbilden lassen. Doch eigentlich wollte sie einen handwerklichen Beruf ausüben. Drei Monate lang habe sie deshalb recherchiert, alle in Frage kommenden Schulen in ganz Österreich genau abgecheckt. In Kramsach in Tirol wurde sie schlussendlich fündig, hat dort alles über Glas und seine Verarbeitung gelernt. „Glasfusing” – das Verschmelzen von verschiedenfarbigen Glasteilen zu einem farbenfrohen, transparenten Ganzen – war schon damals ihre Lieblingsdisziplin. Im ehemaligen Stall auf dem Maisäß stellt sie nun Glasfliesen und Wohn-Accessoires aus Glas her, seit 1999 gibt sie ihr Wissen an Interessierte weiter.

Beim „Glasfusing” werden farbige Glas-Teile arrangiert. Im Brennofen verschmelzen diese dann zu einem Bild.

Ihre Besucher reizt vor allem die Erfahrung mit einem Material, das man nicht so oft zur Verfügung hat. Barbara Salzgeber aus Bürs hat durch ihre Tochter Ines von diesem Volkshochschul-Kurs erfahren. Sie ist schon ganz gespannt auf das Ergebnis. Denn Tanja Moser hat sie vorgewarnt, dass sich die Farben während des Brandes noch verändern werden. „Dieses Helblau wird Pink”, erklärt sie Ines Salzgeber, die geduldig ein winziges Glasteil nach dem anderen zu einer Pusteblume arrangiert.

Diese Motive haben Kinder gestaltet.

Das Verschmelzen der Glaskunstwerke, das bis zu 24 Stunden dauert, liegt allerdings in den Händen der Fachfrau. Die beiden Öfen bilden das Herzstück der Werkstatt. Bis zu tausend Grad sind nötig, um die einzelnen Glasscherben miteinander zu verbinden. „Trotzdem: fünf Grad Unterschied verändern das Ergebnis”, weiß Tanja Moser, dass sie Temperatur und Brenndauer je nach Stärke und Größe der Werkstücke anpassen muss. Doch sie muss ohnehin die Kühe versorgen. Dies nimmt sie gerne zum Anlass, kurz in die Werkstatt zu schauen und zu kontrollieren, ob alles passt.

Momen Alsaedy hat mit seiner Freundin Verena Rupert nicht nur eine Engelsschar geschaffen, die den Christbaum der beiden schmücken soll. Er packte die Gelegenheit beim Schopf. Unterstützt von der Kursleiterin gestaltete er eine individuelle Seifenschale für die gemeinsame Wohnung. Im bis zu 800 Grad heißen Ofen wird sein Mosaik zu einer bunten Platte verschmelzen, der Tanja Moser dann bei einem zweiten Brand die endgültige Form gibt.

Nach einer Woche waren die Werke bei der Volkshochschule abholbereit

Nach zirka einer Woche können die  Kursteilnehmer ihre Werke im Volkshochschulbüro in der Zürcherstraße in Bludenz abholen. „Gottseidank hat die Mitarbeiterin dort viel Geduld”, lacht Tanja Moser. Denn da sich die Farben beim Brennen stark verändern und auch die Formen etwas weicher werden, tun sich die Kursteilnehmer oft schwer, das eigene Kunstwerk zu identifizieren. Doch in diesem Kurs haben die Teilnehmer sehr unterschiedliche Ideen verwirklicht. Alle haben ihr liebevoll gestaltetes Glaskunstwerk bereits erhalten.

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