Ernst Bertsch gehört als Mitbegründer der Firma Doma zu den Solarpionieren Vorarlbergs. Nach fast 30 Jahren, in denen er Doma auch durch schwierige Zeiten lenkte, verlässt er die Firma Anfang September. Der Solarbranche bleibt er treu. Als Geschäftsführer der „Ernst Schweizer GmbH Österreich” wälzt er große Pläne.
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Als Doma Solartechnik 1992 gegründet wurde, war Solarthermie für viele noch ein Fremdwort. Gebhard Bertsch, Markus Tinkhauser und eben Ernst Bertsch erkannten die Chance: Sie entwickelten einen eigenen Solarkollektor, in dem Wasser über Sonnenenergie besonders effizient und kostengünstig erwärmt werden konnte. In einem Vergleichstest mit 78 Kollektoren aus ganz Europa wurde dem Doma-Produkt das beste Preis-Leistungsverhältnis attestiert. Das war 1996 der wirtschaftliche Durchbruch.
Um die sich daraus ergebenden Marktchancen zu nutzen, wurde – maßgeblich vom kaufmännischen Chef Ernst Bertsch – 2002 eine Partnerschaft mit der Firma Alu König Stahl „eingefädelt”. Die übernahm 2003 den Betrieb zur Gänze.
„Briefkastenfirma” übernimmt
Im März 2013 bekam Doma mit der „Ernst Schweizer AG” (CH) neue Eigentümer. Das vor über hundert Jahren in Hedingen bei Zürich gegründete Familienunternehmen wurde mit der Produktion von Briefkästen groß. Heute ist die Ernst Schweizer AG ein Leitbetrieb für die schweizerische Baubranche: Hochwertige Fassaden, Fenster, Türen und eben auch Sonnenkollektoren und Photovoltaik-Systeme stellen die gut 450 Mitarbeiter her und erzielen Umsätze jenseits von hundert Millionen Franken. Mit den neuen Eigentümern ging die Entwicklung bei Doma rasant weiter. Vor allem im Bereich Photovoltaik, in dem sich Schweizer immer besonders innovativ zeigte und beispielsweise mit ziegelroten PV-Modulen auch denkmalgeschützten Gebäuden zu Sonnenstrom verhilft.
Trotz mehrfacher Erweiterungen wurde der Platz im Satteinser „Energiepark” immer knapper. Deswegen wurde Anfang 2021 die Produktion von Doma-Sonnenkollektoren komplett eingestellt. Man werde interessierte Kunden auch weiterhin gerne beraten und beliefern – aber eben nicht mehr mit den eigenen, sondern mit den Kollektoren aus dem Hause Schweizer.
Befestigungssystem Made in Vorarlberg
Am 18. Juni letzten Jahres wurden die VKW Miteigentümer des Betriebes, der seither unter „doma vkw Energietechnik GmbH” firmiert. Bertsch war seither Co-Geschäftsführer sowohl bei der Ernst Schweizer GmbH Österreich, als auch bei der doma vkw. Ab dem 1. September konzentriert er sich auf die Agenden bei der Schweizer GmbH.
Ein besonders interessantes Segment der Firma Schweizer ist das Befestigungssystem für Photovoltaikanlagen. Entwickelt wurde es ursprünglich von der Firma Hilti. Die Ernst Schweizer AG, die ihr Bekenntnis zur Nachhaltigkeit schon vor mehr als 20 Jahren mit dem Einstieg in die Solarenergie bekräftigt hatte, erwarb dieses Hilti-System „MSP” im Jahr 2015 und entwickelte es seither beständig weiter.
Es besteht aus verschiedenen Alu-Bauteilen, mit denen die Anlagen sicher auf den verschiedensten Untergründen (Ziegel, Beton, Metall, Holz etc.) befestigt werden können. Hergestellt werden die einzelnen Bauteile seit jeher von der Hydro Aluminium in Nenzing (die heuer ihr 50-jähriges Bestehen feiert – mehr darüber ab Seite 32). Die erzeugten Mengen sind beachtlich. Über den Satteinser Energiepark lieferte Doma bis zum Jahr 2021 europaweit Schweizer-Befestigungsmaterial für über eine Million Module aus: Allein im Segment Flachdachmontage! Bis zur Jahresmitte heuer wurden mit dem Schweizer-System bereits 800.000 PV-Module auf Flachdächern befestigt.
Neuer Schweizer-Standort in Nenzing
Ernst Bertsch wird als Geschäftsführer der österreichischen Ernst Schweizer GmbH – gemeinsam mit Gunnar Johannson und 25 Mitarbeitern – speziell für diese Befestigungssysteme in Nenzing einen neuen Firmenstandort begründen. Dieser Neubau soll den Standort Energiepark in Satteins, der trotz der Erweiterungen der letzten Jahre „aus allen Nähten platzt”, entlasten. Die Firma Doma, die seit März des Vorjahres der Ernst Schweizer AG (51 Prozent) und den illwerke vkw (49 Prozent) gehört, hat dann im Energiepark den so dringend gebrauchten Platz für die Erweiterung der Planungsabteilung.
Einen zweistelligen Euro-Millionenbetrag will die Schweizer GmbH dafür investieren. Das Projekt wird den 57-jährigen Ernst Bertsch in den nächsten Jahren mächtig auf Trab halten. „Wir werden die Planung bis Ende 2023 abschließen und den Betrieb am neuen Standort dann so schnell wie möglich aufnehmen. Das wird eine echte Herausforderung”, so Bertsch. Eine, die er gerne in Angriff nimmt.
