Prinzessin auf der Erde

Franz Büchele hat in seinem Garten ein 50 Quadratmeter großes Gewächshaus selbst gebaut. Es dient als Sommerquartier für gerade einmal eine Frucht – einen 275 Kilo schweren Riesenkürbis, der wie eine Prinzessin gehätschelt werden will.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, PRIVAT

Wer denkt, dass Franz Büchele im Größenwahn zur chemischen Keule greift, liegt gänzlich falsch. Der Bürser Hobby-Gärtner ist überzeugt davon, dass die Natur alles bereithält für eine reiche Ernte. Ihm macht es einfach Spaß zu beobachten, wie sein Kürbis im Sommer regelrecht explodiert, täglich bis zu zehn Kilo an Gewicht zulegt. Auf Anregung seines Bruders Alfred hat er sich vor drei Jahren erstmals an einem Rekord-Kürbis der Sorte „Atlantic Giant” versucht – mit dem  Ziel, bei der Kürbisstaatsmeisterschaft im niederösterreichischen Tulln anzutreten. Aufgrund der kühlen Nächte war der Sommer für dieses Vorhaben heuer nicht ideal. Als der Kürbis Ende September für den Transport nach Niederösterreich mit dem Kran auf einen Lastwagen gehievt wurde, war Franz Büchele deshalb klar, dass die heurige Ernte bei weitem nicht an die bis zu 400 Kilo schweren Exemplare der letzten Jahre heranreichen würde. Die Waage in Tulln zeigte schlussendlich 275 Kilogramm. Weil der Monsterkürbis aus dem Ländle zudem äußerlich keinerlei Macken aufwies, war dem Bürser damit der 15. Platz sicher. Den Landessieg hatte Franz Büchele bisher immer fix in der Tasche. „Aber nur, weil aus Vorarlberg fast nie jemand anderer mitmacht”, lacht der begeisterte Hobby-Gärtner, der auch ansonsten schlecht beleumundete Nacktschnecken nicht als Konkurrenz, sondern als Nützlinge sieht, die den Boden verbessern.

Die Samen für den heurigen Riesenkürbis hat Franz Büchele vom leztjährigen deutschen Meister erworben.

Der heranwachsende Riese in seinem Garten benötigt jede Menge Nährstoffe und stellt auch sonst hohe Ansprüche. Von der Aussaat im Frühjahr bis zur Ernte im Herbst investiert Franz Büchele denn auch viel Zeit in seine Pflege. Weil der Kürbis sein Wachstum einstellt, sobald das Barometer unter 16 Grad fällt, hat der gelernte Maschinenschlosser eigens ein Gewächshaus konstruiert. Die Hülle aus Hohlkammerplatten hält zudem den Regen ab. Das ist auch gut so. Denn die Blätter des „Atlantic Giant” werden bei direktem Kontakt mit dem Nass von oben oft von Mehltau befallen. Andererseits ist der Riese während seines Wachstums ganz schön durstig. 

Im Sommer füllen seine Triebe das ganze Gewächshaus. Dann benötigen sie an heißen Tagen bis zu 200 Liter Wasser täglich, damit sie nicht eingehen. Franz Büchele sammelt deshalb jeden Tropfen Regenwasser und leitet auch das Dachwasser in eine 6000 Liter fassende Zisterne, um es für die Bewässerung zu nutzen. Als Dünger schwört er auf gut abgelagerten Pferdemist und natürliche Gesteinsmehle. „Der Kürbis geht ein, wenn er mit Kunstdünger in Kontakt kommt. Das haben Versuche der Züchter gezeigt”, schwört Franz Büchele, dass er nicht einmal in Versuchung gerät, dem Wachstum mit irgendwelchen Wundermittelchen nachzuhelfen.

Trotz seiner Vorliebe für warme Temperaturen muss der Kürbis selbst vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt werden. Ein Sonnenbrand würde die empfindliche Haut dermaßen schädigen, dass der Kürbis sein Wachstum einstellt. Die Preisrichter in Tulln tolerieren aber nicht die kleinste Macke. Von der Staatsmeisterschaft zurückgekehrt, wurde ein Teil des Fruchtfleisches zu wohlschmeckender Kürbissuppe verarbeitet. Die Kerne werden aufbewahrt und getrocknet. Damit ist die nächste Aussaat bereits gesichert. Denn noch sieht Franz Büchele Luft nach oben: 

Der Sieger-Kürbis in Tulln wog heuer nämlich 735 Kilo, das ist österreichischer Rekord. Franz Büchele hat genaue Pläne für eine Vergrößerung seines Gewächshauses bereits im Kopf…

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