Vom Zauber der Räume

Gute Architektur schafft Wohlbefinden. Das zeigt eine Ausstellung im Großen Walsertal eindrucksvoll auf. Mit Dialogen, Workshops, Hausbesuchen und einem eigenwilligen Konzept startet „Zauber der Räume” in die letzte Phase. 

FOTOS: HEIMATMUSEUM GROSSES WALSERTAL, DAVID SCHREYER, ANNA STEMMER DWORAK, MAGDALENA TÜRTSCHER, MAYA KLEBER, ANNA DEPPE, FABIANA CLOSS, TM-HECHENBERGER

Ausgangspunkt war das Projekt ArchitekTouren, welches im Rahmen eines  EU-geförderten LEADER-Projektes die Baukultur im Kleinen und im Großen Walsertal, im Montafon und im Klostertal unter die Lupe nahm. Von April 2017 bis März 2020 wurden Zeitzeugen interviewt, dendrochronologische Untersuchungen durchgeführt und Fotografien sowie Schriftquellen akribisch ausgewertet. Die daraus entstandene Wanderausstellung liefert interessante Einblicke, wie sich die Unterkünfte der Bewohner dieser Täler und damit auch ihr Leben in den vergangenen Jahrhunderten verändert haben. So ist im Museum Großes Walsertal in Sonntag aktuell nachzulesen, dass im Haus Nr. 11 in Blons ein Staatsrat geboren wurde, der 27 Jahre lang dem damaligen Kaiser Franz I. von Österreich zur Seite stand. Sein Schreibtisch befindet sich immer noch in dem Ende des 17. Jahrhunderts errichteten Gebäude. Die Bauweise der alten Walserhäuser ist genau dokumentiert. 

Gemeinsam mit Architekt Hanno Burtscher hat Kuratorin Maya Kleber ein lebendiges Ausstellungskonzept entwickelt. Im Rahmen eines Lehmbau-Workshops wurde etwa der Ausstellungsraum im Museum Großes Walsertal neu gestaltet. Bis zur Finissage im Rahmen der „Langen Nacht der Museen” werden hier alle Programmpunkte genau dokumentiert.

Der Heimatpflegeverein Biosphärenpark Großes Walsertal wollte sich aber nicht damit zufrieden geben, einfach nur die großen Schautafeln aufzustellen, und wandte sich deshalb an Architekt Hanno Burtscher mit der Bitte um ein weiterführendes Ausstellungskonzept. Dieser holte Kulturmanagerin Maya Kleber mit ins Boot. Gemeinsam entwickelte das Kuratoren-Duo eine ungewöhnliche Idee. Denn die Ausstellung im Museum Großes Walsertal ist erst zur Finissage am 7. Oktober wirklich fertig. Der Eröffnung ging im April ein Lehmputz-Workshop voran, bei dem die Teilnehmer den Ausstellungsraum im Obergeschoss des Museums Großes Walsertal mit diesem natürlichen Baumaterial einer Verwandlung unterzogen. Er präsentiert sich nun in einem völlig anderen Flair. Mobile Ausstellungswände sind ein langfristiger Gewinn für die Museumsbetreiber. 

Kinder und ihre Zauberplätze

Außerdem waren Kinder dazu aufgefordert, ihre Zauberplätze künstlerisch zu gestalten. Da wurden eigene Vorstellungen kreativ umgesetzt und gemeinsam aus verschiedensten Materialien Wohlfühl-Höhlen gebaut. Das Projekt mit der Volksschule Sonntag hat David Schreyer in einem Film dokumentiert. Die jüngsten Bewohner standen außerdem bei der Einladung in verschiedenste, architektonisch interessante Gebäude im Tal im Fokus. Unter dem Motto „Kinder und ihre Zauberplätze” zeigten sie den Besuchern die geheimen Ecken in ihrem Zuhause, an denen sie sich besonders wohlfühlen. „Sanierung und Verdichtung standen dabei im Fokus”, erklärt Maya Kleber die Objektauswahl. Denn angesichts knapperer Bodenressourcen und steigender Baukosten wollten die beiden Kuratoren den Blick auf zukunftsfähige, nachhaltige und sozial verträgliche Formen des Zusammenlebens lenken. So konnte man im Frühjahr etwa in Thüringerberg ein traditionelles Walserhaus begutachten, dessen Stall heute einen modernen Arbeitsplatz beherbergt. Eine „Homestory” in einem rund zwölf Quadratmeter großen „Tiny house” ist ebenfalls Teil der Ausstellung. „Mit den Besitzern dieser Objekte entwickelten sich spannende Gespräche über alle möglichen Aspekte des Bauens”, berichtet Maya Kleber über das Zusammentreffen mit einem interessierten Publikum, das sich zu den Hausbesuchen, den Workshops und Dialogen einstellte. 

 

In der letzten Saison lädt Lehmbau-Architekt und Kurator Hanno Burtscher auch in sein eigenes Haus ein.

Nach der Sommerpause startet der „Zauber der Räume” nun mit einem neuen Schwerpunkt in die Schlussphase. Die gebürtigen Nenzinger Christina Baumgartner und Rainer Martin von „Basic Work”, der Großwalsertaler Lehmbau-Architekt Hanno Burtscher und Bernhard Burtscher von „Licht & Wärme” in Raggal werden beim „Lichtdialog” am 8. September darauf eingehen, wie künstliches Licht die Wahrnehmung des Wohnraumes, das Wohlbefinden, aber auch die Leistungsfähigkeit des Menschen beeinflussen kann. Außerdem stehen Baustellenbesuche in St. Gerold und ein Hausbesuch in Sonntag auf dem Programm. In seinem eigenen Haus in Fontanella wird Ausstellungskurator Hanno Burtscher die Besucher an eine Feuerstelle mitten im Wohnraum einladen, die aus 2,5 Tonnen Erde besteht, die direkt vor dem Haus entnommen wurden. 

Die Finissage wurde auf die „Lange Nacht der Museen” gelegt. Wer sich also einen Überblick über das gesamte Ausstellungsgeschehen verschaffen und Erkenntnisse rund um nachhaltiges Bauen diskutieren möchte, sollte sich am 7. Oktober zwischen 16 und 22 Uhr im Heimatmuseum Sonntag einfinden. Dort wird von 16 bis 18 Uhr zudem eine Pop-up- Beratung des Vorarlberger Energieinstituts eingerichtet. Von 18 bis 20 Uhr wird der Bereichsleiter „Ökologisch Bauen” als Gesprächspartner zur Verfügung stehen. Interessierte finden alle Termine und weitere Informationen über „Zauber der Räume” unter www.walsermuseum.at beziehungsweise auf Instagram (@museumgwt).

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