Vor genau 40 Jahren wurde in der „Dorfgarage“ in Nüziders der Grundstein für das Autohaus Leidinger gelegt. „Das war eine schöne Zeit“, erinnert sich Simon Leidinger, der den Familienbetrieb inzwischen seit 16 Jahren in zweiter Generation führt. Neben den Hausaufgaben für die Schule machte er als Zwölfjähriger gerne „Dienst“ an der zur Werkstatt gehörenden Tankstelle. Das brachte ein bisschen Taschengeld – und ab und zu einen Extra-Schilling von zufriedenen Kunden.
FOTOS: TM-HECHENBERGER, ARCHIV LEIDINGER
Begonnen hat die Geschichte im Jahr 1984. Bruno Leidinger war damals schon mehr als zwanzig Jahre beim ehemaligen Autohaus Ferdinand Koch in der Bludenzer Wichnerstraße beschäftigt. Vom Lehrling bis zum Meister hatte er dort eine solide Ausbildung absolviert und danach viele Jahre die Werkstatt geleitet.
Im Alter von 37 Jahren erhielt er das Angebot, an der Walgaustraße in Nüziders die „Dorfgarage“ zu übernehmen. Eine kleine Werkstatt mit einer Hebebühne, einer Grube und einer Tankstelle. „100.000 Schilling brauchte ich für die Anschaffung von Werkzeug und Ausstattung“, erzählt der Firmengründer. Seine damalige Hausbank verweigerte den vergleichsweise geringen Vorschuss. Die Sparkasse Bludenz dagegen vertraute auf das Können und den Fleiß des jungen Mannes und ermöglichte ihm so den Start in die Selbstständigkeit. Eine gute Entscheidung der Bank, mit der das Autohaus bis heute zusammenarbeitet.
In der Dorfgarage wurde es bald zu eng
„Der Leidinger“ war schon bald nach der Öffnung seines Betriebes weitum als kompetenter und fairer Partner in allen Autoangelegenheiten bekannt. Es herrschte Hochbetrieb. Gattin Margaret und drei Mitarbeiter packten kräftig mit an. Lancia und später Citroen entschieden sich bei ihrer Suche nach regionalen Partnern für das Familienunternehmen. Der Tankstellenbetrieb war bei diesem Andrang – trotz des beherzten Einsatzes von Sohn Simon – wegen der beengten Platzverhältnisse bald nicht mehr zu halten. „Wir platzen aus allen Nähten“ war der Titel eines originell gestalteten Inserates, mit dem man die Schließung der Shell-Zapfsäulen ab dem 30. April 1987 begründete.
Ein Jahr später suchte Renault einen regionalen Service- und Vertriebspartner. Unter mehreren Bewerbern, die damals teilweise über großzügig ausgestaltete Firmengebäude verfügten, entschieden sich die Franzosen für Bruno Leidinger: Unter der Bedingung, dass baldmöglichst adäquate Räumlichkeiten geschaffen werden. Am 1. Jänner 1989, also vor 25 Jahren, wurde die „Dorfgarage“ zur Renault-Zentrale im Süden Vorarlbergs, und Bruno Leidiger packte das Projekt Neubau zügig an. Bereits im April 1990 konnte das neue Autohaus am noch heute aktuellen Standort feierlich eröffnet werden.
Lehrherr nahm Nachfolger unter die Fittiche
Zwei Jahre später begann dort Simon Leidinger seine Ausbildung zum Automechaniker. „Geschenkt wurde mir nichts“, beteuert er. Als Werkstattleiter und obersten Lehrherren hatte Bruno Leidinger jenen Mann engagiert, der ihm seinerzeit bei Koch als sein bester Lehrling in Erinnerung geblieben war: Armin Dünser. Der hält dem Autohaus Leidinger bis heute die Treue – wie viele andere, die schon Jahre und Jahrzehnte zum Team dieses klassischen Familienbetriebes gehören. „So konnte ich 2008 ein funktionierendes Geschäft mit einer eingespielten und motivierten Mannschaft sowie vielen zufriedenen Stammkunden übernehmen“, zollt Simon Leidinger seinen Eltern Respekt – auch, indem er diesen Weg seit mittlerweile 16 Jahren konsequent weitergeht. „Das gute Miteinander im Team, der faire und serviceorientierte Kontakt mit den Kunden, Qualitätsarbeit in der Werkstätte, Termintreue und Verlässlichkeit“ nennt er einige der Grundtugenden, die Simon Leidinger 2008 quasi mit dem Betrieb übernommen hat.
„In der Branche hat sich in den vierzig Jahren seit der Gründung des Autohauses Leidinger vieles verändert“, erklärt er. Der Handel mit Neuwagen wird bei sinkenden Margen und steigenden Anforderungen der Hersteller etwa für die Präsentation der Modelle betriebswirtschaftlich mehr und mehr zur Herausforderung. Umso wichtiger seien eben die in vierzig Jahren guter Arbeit gewachsenen Beziehungen zu den Kunden: Viele sind seit Jahrzehnten Stammkunden oder auch – was Simon Leidinger als besonders gutes Signal wertet – Töchter, Söhne und sogar Enkelkinder der allerersten Kunden.
2015 Portfolio mit Ssangyong erweitert
Beständigkeit zeigt Leidinger auch gegenüber seinen Geschäftspartnern. Seit 25 Jahren ist das Unternehmen für Renault und seit 18 Jahren für Dacia Verkaufs- und Servicepartner. Seit 2015 ist das Nüziger Autohaus zudem einziger offizieller Servicepartner von Ssangyong in Vorarlberg. „Die Autobauer aus Südkorea sind ausgesprochene Qualitätshersteller und überzeugen mit robuster Allradtechnik“, ist der Firmenchef voll des Lobes. Die großen und geräumigen SUVs und Pickups sind aus seiner Sicht eine sehr gute Wahl etwa für Landwirte, Förster, Jäger oder Pferdebesitzer, die entsprechende Ladekapazitäten benötigen und sich mit Ssangyong bei Anhängelasten von bis zu 3,5 Tonnen auch im unwegsamen und steilen Gelände auf kraftvollen Antrieb verlassen können. Inzwischen bauen die Südkoreaner aber auch Mittelklasse- und Kleinwagen, wahlweise mit Elektro- beziehungsweise Hybridantrieb.
In diesem Segment hat das Autohaus als Renaultpartner einen echten Kompetenzvorsprung. Der 2012 vorgestellte „Zoe“ ist bis heute (Stand 31.12.2022, Quelle Wikipedia) mit 385.000 zugelassenen Fahrzeugen weltweit das meistverkaufte Elektroauto europäischer Herkunft. In der Werkstätte bei Leidinger in Nüziders hatten Mitarbeiter schon alle speziellen Ausbildungszertifikate für Elektroautos absolviert, als andere das Thema noch belächelten. Auf diese „Vorreiterrolle“ ist Simon Leidinger durchaus stolz. Längst deckt er konsequenterweise auch den Strombedarf für Autohaus,Werkstätte und E-Auto Ladestationen aus eigener Erzeugung mit Photovoltaikmodulen auf dem Dach und –weithin sichtbar – mit der „Solarblume“.
Betriebsnachfolger in den Startlöchern
Die Palette an elektrisch betriebenen Fahrzeugen ist inzwischen groß. Umso wichtiger ist umfassende Beratung. „Der Elektroantrieb hat unbestritten ganz viele Vorteile, aber man muss auch über damit verbundene Einschränkungen ehrlich informieren“, betont Simon Leidinger. Es gehe letztlich darum, für jeden Kunden das ideale Modell zu finden. Und mit Renault, Dacia und Ssangyong habe er eine breite und vielfältige Palette hochwertiger Automobile an der Hand. Dass diese kundenorientierte Geschäftspolitik bei Leidinger noch viele Jahre fortgeführt wird, darauf kann man in der Region zählen. Jonathan Leidinger ist wie sein Vater und Opa ein begeisterter Automechaniker und bereits im dritten Lehrjahr. Er hat ja, wie seine jüngeren Schwestern Amrei und Rabea, nicht nur väterlicherseits, sondern auch von seiner Mutter „Auto-Gene“ im Blut: Simone Leidinger, geborene Türtscher, arbeitet gemeinsam mit Vater, zwei Brüdern und einem Neffen als Automechaniker-Meisterin in der Kfz-Fachwerkstätte Türtscher in Rankweil.
Simon und Simone: Auto-Gene
Jonathan wird bald seine Gesellenprüfung ablegen. „Sicher mit einem guten Zeugnis“, ist sein Lehrherr überzeugt: Das ist Christoph Nigsch, Geschäftsführer bei BMW-Unterberger in Nenzing. Simon Leidinger ist dankbar dafür, dass sein Ältester „ausgerechnet“ bei seinem Konkurrenten lernen darf. „Bei allem Wettbewerb um Kunden pflegen wir Autohändler untereinander und speziell im Walgau einen fairen und freundschaftlichen Umgang“, stellt Simon Leidinger – entgegen allenfalls anderer Vermutungen – fest. Auch bei ihm wurde unter anderen schon der Juniorchef einer anderen renommierten Walgauer Werkstatt ausgebildet.