Zahlreiche engagierte Kreative, Vereine, Brauchtumspfleger, Historiker und Veranstalter bereichern die Walgauer Kulturlandschaft mit ihren Aktivitäten. Die Regio Im Walgau will diese Fülle besser sichtbar machen – mit Vernetzung, einem gemeinsamen Kulturkalender und liebevoll aufbereiteten Filmen.
FOTOS: REGIO IM WALGAU, ROYAL FILM COMPANY
„Gemeinsam geht vieles besser.” Dieser Einsicht gemäß haben sich die 14 Walgaugemeinden 2011 zur Regio Im Walgau zusammengefunden. „Die Kultur stand dabei immer schon im Fokus, ist sie doch ein wichtiger Baustein einer Walgau-Identität!”, erklärt Geschäftsführerin Birgit Werle. Während es aber bisher um konkrete Aufgaben wie den Aufbau der Kulturgutsammlung Walgau oder die Organisation von Ausstellungen etwa über die Schwabenkinder beziehungsweise die Walgauer Auswanderer ging, soll das kulturelle Miteinander nun eine klare strategische Ausrichtung erhalten, die allen nützt und die kulturellen Schätze und Aktivitäten inner- und außerhalb des Walgaus besser sichtbar macht.
Basis dafür ist eine Bestandsaufnahme, welche Thomas Hirtenfelder in den Jahren 2019/20 erstellte. Auf mehr als 50 Seiten sind darin Kulturveranstalter, Künstler, literarische Werke, Bau- und Naturdenkmäler sowie Brauchtumspfleger erfasst. Als eine besondere Stärke der Region lobt der Bregenzerwälder Literatur-, Kunst- und Medienwissenschaftler in seiner Studie das hohe Maß an Eigeninitiative. Viele engagierte Einzelpersonen bereichern die Walgauer Kulturlandschaft mit ihren Aktivitäten. Außerdem begeistert er sich für die einzigartigen Baudenkmäler und die ältesten Kirchen Vorarlbergs.
Andererseits ortet der Kulturwissenschaftler aber auch ein geringes kulturelles Selbstbewusstsein sowie wenig Kooperation unter den Kulturschaffenden. Er empfiehlt unter anderem, Bestehendes besser zu nutzen, sichtbar zu machen und zu vermitteln. Und genau dieses Ziel will die „Kerngruppe Kultur” der Regio Im Walgau nun verstärkt in Angriff nehmen.
Bei einer Klausur in der Villa Falkenhorst im Juli erhielten Kulturinteressierte aus der Region nicht nur Einblick in die bisherigen Aktivitäten. Außerdem präsentierte Henning Nolte-Tschofen von der in Bludenz ansässigen Royal Film Company eine gemeinsame Homepage, auf der nun sämtliche Veranstalter im Walgau ihre Events ankündigen können. „Diese Website ist eigentlich ein Nebenprodukt”, lacht der Filmemacher aus Niedersachsen, welcher der Liebe wegen in Bürs gelandet ist. Er hat seine Frau Franziska beim Studium in Stuttgart kennengelernt. Gemeinsam haben sie 2019 in Bludenz einen Ableger der Royal Film Company gegründet. Als die Regio Im Walgau mit Unterstützung der Kulturabteilung des Landes zehn Kurzfilme in Auftrag geben wollte, um die kulturellen Besonderheiten der Region ins rechte Licht zu rücken, konnten die beiden mit ihrem Konzept überzeugen. „Und wir haben dadurch auch selbst viel entdeckt, das wir gar nicht kannten”, freut sich das Duo über interessante Einblicke und Begegnungen. „Es ist total spannend, wie viel eigentlich läuft, das man gar nicht mitkriegt.” Und genau das soll sich durch ihre Filme ändern.
Coronabedingt mit etwas Verzögerung haben sie einen Großteil der filmischen Portraits bereits fertiggestellt. Die Beiträge über die Museumswelt Frastanz, die Walgauer Auswanderer, die Artenne Nenzing sowie zum Thema „Der Walgau genießt” ernteten bei der Klausur in Thüringen bereits viel Zustimmung. Damit die Region ganz authentisch wahrgenommen wird, haben die beiden Filmemacher auf Sprecher-Stimmen aus dem Off verzichtet. Menschen aus der Region liefern interessante Fakten zu den stimmungsvollen Bildern. „Nun ging es aber auch darum, eine geeignete Plattform für die Filme zu schaffen”, erklärt Henning Nolte-Tschofen. So ganz nebenbei ist deshalb eine Homepage entstanden, auf der ab Schulbeginn jede Woche ein neuer Film (eingebunden über YouTube) veröffentlicht wird. Außerdem finden Kulturinteressierte auf der Website kulturimwalgau.at jede Menge Inspiration. Die Veranstaltungsankündigungen können nach Genre, Künstler, Örtlichkeit oder anderen Stichworten gefiltert werden, sodass die Frage „Was machen wir heute?” für die Menschen in der Region und darüber hinaus rasch beantwortet sein sollte.
Diese Aussichten kamen bei den Kulturschaffenden und Gemeindeverantwortlichen gut an. „Bitte dranbleiben”, lautete der klare Auftrag an die Kerngruppe, der Verena Burtscher (Villa Falkenhorst), Isabell Esch-Rudolph (Gemeinde Nüziders, kultur pur), Marcus Naumann (GF Region Dreiklang) und Heike Montiperle (Gemeinde Satteins) angehören. Langfristig wünscht man sich aber auch eine Servicestelle für die Kulturschaffenden, welche bei der Entwicklung und Umsetzung von neuen Formaten sowie bei der Bewerbung behilflich ist. Eine solche hat sich im Bregenzerwald bestens bewährt und vieles ermöglicht. Diesen Eindruck gewannen die Anwesenden jedenfalls beim „Couchgespräch” mit Kulturmanagerin Mag. (FH) Veronika Sutterlüty. Als Leiterin des Kulturbüros Bregenzerwald ist sie im Laufe von zwei Jahren zu einer wichtigen Schnittstelle zwischen Kulturschaffenden, Veranstaltern und Gemeinden geworden. Ihr Motto lautet „Kultur ist da. Überall.” Und das gilt ganz sicher auch für den Walgau.