2020 ist ein schwieriges Jahr, um einen neuen Job zu beginnen. Speziell wenn es um eine Stelle geht, bei der Vernetzung und die Zusammenarbeit mit anderen eine zentrale Rolle spielen. MMag. Eva-Maria Hochhauser-Gams kann ihren bisherigen Erfahrungen als Geschäftsführerin der Regio Im Walgau trotzdem einiges an Positivem abgewinnen.
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Natürlich mussten auch in der Regio laufend Veranstaltungen, Workshops und informative Treffen abgesagt werden. Und auch in so manchen Prozess streute das Coronavirus Sand ins Getriebe. „Weil die Gemeindewahlen im Frühjahr verschoben wurden, hatte ich aber sicher einen ruhigeren Start”, berichtet Eva-Maria Hochhauser-Gams. Mit dem bewährten Vorstands-Team – bestehend aus allen Bürgermeistern der 14 Mitgliedsgemeinden – konnte sie sich seit Jahresbeginn intensiv mit den verschiedenen Problemfeldern auseinandersetzen und so manches Projekt abschließen, das noch unter Federführung ihrer Vorgängerin Birgit Werle gestartet worden war. Erste Kontakte mit den fünf Neuen im Kreise der Walgau-Bürgermeister stimmen die Regio-Geschäftsführerin zuversichtlich, dass sie auch weiterhin darauf vertrauen darf, dass alle Gemeinde-Chefs die Vorteile einer guten Zusammenarbeit sehen. „Die Arbeit der Regio lebt von einem guten Klima unter den Bürgermeistern”, ist sich Eva-Maria Hochhauser-Gams bewusst. „Dann kann vieles auf kurzem Wege schnell umgesetzt werden.” So mancher „Kümmerer” ist seit September nicht mehr im Amt. Die Regio-Geschäftsführerin hofft nun, dass sich Nachfolger für die verschiedenen Themenfelder finden, die sich ebenso engagiert einbringen.
Handlungsbedarf gibt es nach wie vor genug. Denn vor allem kleine Gemeinden sehen sich den laufend steigenden, vielfältigen Anforderungen oft kaum mehr gewachsen. Einerseits gilt es immer mehr behördliche Vorgaben zu beachten, andererseits stellen auch die Bewohner immer höhere Ansprüche. Es gibt deshalb bereits eine Reihe von Aufgaben, welche mehrere Gemeinden gemeinsam organisieren. So haben etwa gemeinsam betriebene Abwasserreinigungsanlagen bereits eine lange Tradition. In den letzten Jahrzehnten wurde der öffentliche Nahverkehr gemeinsam organisiert, die Abfallwirtschaft zunehmend in gemeinsame Bauhöfe verlegt. Regionale Kindergarten-Pädagoginnen unterstützen die örtlichen Pädagoginnen vor Ort, das Walgaubad in Nenzing sowie weitere Freizeiteinrichtungen in der Region werden von mehreren Kommunen gemeinsam getragen. Die Blumenegg-Gemeinden haben zuletzt sogar ein gemeinsames Finanzdienstleistungszentrum in Betrieb genommen, welches sämtliche finanziellen Abläufe – von der Buchhaltung, der Lohnverrechnung, Gebührenvorschreibung bis hin zur Erstellung des Budgets – für sämtliche Mitgliedsgemeinden abwickelt. Mit der Gründung der Regio Im Walgau vor neun Jahren wurden diese Bemühungen intensiviert und auf einen neuen Level gehoben.
Vom Verbund versprechen sich alle Kooperationspartner, dass sie effizienter sowie kostensparender agieren und ihren Gemeindebürgern bestmöglichen Service bieten können. „Im Walgau gibt es bereits rund 120 gemeindeübergreifende Kooperationen”, erklärt Eva-Maria Hochhauser-Gams, „und jede Gemeinde ist in rund 30 davon Mitglied.” Dieses System hat sich über die Jahre nach und nach entwickelt. Nun sei es an der Zeit, die einzelnen Kooperationen zu evaluieren.
Kooperationen werden analysiert
In welchen Bereichen hat sich die Zusammenarbeit bewährt? Wo gibt es Verbesserungspotenzial? Welche Aufgaben wären in einem größeren Kreis, welche direkt vor Ort besser aufgehoben? Wo gibt es Bedarf an weiteren Kooperationen?
Die Regio Im Walgau hat sich darauf verständigt, diese Fragen umfassend zu klären. Unter enger Einbindung der Verwaltungs-Mitarbeiter werden dazu der Ist-Zustand und der längerfristig zu erwartende Bedarf in jeder Gemeinde erhoben. „Manche Aufgaben sollten unbedingt direkt im Ort erledigt werden, aber in verschiedenen Bereichen sollte vielleicht sogar gemeinsam mit allen Vorarlberger Gemeinden nach Lösungen gesucht werden”, erklärt die Regio-Geschäftsführerin. Im heurigen Herbst wurden erste Gespräche aufgenommen. Die gewonnenen Eindrücke werden nun mithilfe von externen Experten mit Zahlen untermauert und den Erfahrungen anderer Kommunen verglichen. Diese Analysen bilden dann die Basis für längerfristige Konzepte.
Zwei Themenbereiche brennen den Walgaugemeinden besonders unter den Nägeln. „Alle wünschen sich Unterstützung in Sachen Digitalisierung und Kommunikation – das wurde bei den Vorgesprächen rasch deutlich”, hofft Eva-Maria Hochhauser-Gams, dass sich in dieser Hinsicht rasch schnell umzusetzende Lösungsvorschläge herauskristallisieren.
In Zusammenarbeit mit der Kulturabteilung des Landes konnte die Regio in den letzten Monaten außerdem die Walgauer Kulturschaffenden besser vernetzen, sodass Veranstaltungstermine besser abgesprochen und Förderansuchen über eine zentrale Vermittlungsstelle rascher abgewickelt werden können. Die Veranstalter werden zudem bei der Bewerbung unterstützt. Unter dem Motto „Kultur im Jetzt” wurden drei Veranstaltungen pro Gemeinde vom Land mit einem finanziellen Beitrag von jeweils tausend Euro gefördert, wenn heimische Künstler engagiert wurden. Zwar waren die Möglichkeiten heuer aufgrund der Corona-Pandemie stark eingeschränkt, trotzdem konnten unter anderem zumindest einige kurzweilige Abende in der Dreiklang-Region, das Open Air-Theater „Die Pest im Walgau”, Kirchen- und Pavillonkonzerte in Nüziders und Satteins, verschiedene Events in der Villa Falkenhorst oder ein Auftritt der Blumenegger Mundartdichterinnen stattfinden. „Diese Zusammenarbeit hat sich sehr bewährt”, zieht die Regio-Geschäftsführerin Bilanz.
Ein Filmprojekt, das die Kulturinitiativen und kulturellen Schätze des Walgaus in kurzen Videoclips vorstellt, ist ebenso auf Schiene wie auch eine stärkere Vernetzung in sozialen Angelegenheiten. „Sozialer Zusammenhalt wird immer wichtiger”, beobachtet Eva-Maria Hochhauser-Gams nicht nur angesichts der jüngsten Erfahrungen.