Durch Knieverletzung zum Traumberuf gefunden

„Weil es gut für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein!”: So lautet der Slogan in der Praxis von Stefan Heim im Gemeindeamt Thüringen. Die diesem Spruch Voltaires innewohnende Lebensfreude und positive Energie will der Physiotherapeut künftig auch seinen Patienten im Gesundheitscampus Bludenz vermitteln.

FOTOS: TM-HECHENBERGER, PRIVAT

Seine Matura am BORG in Feldkirch hat er nicht im ersten Anlauf geschafft. Rückblickend ein Segen, denn eigentlich wusste der Thüringer damals nicht wirklich, was er nach der Reifeprüfung anfangen sollte. Etwas mit Chemie? Ein Sozialberuf? Oder doch eher in Richtung Musik und Gesang, wo er – wie sein Bruder und Operntenor Michael – ebenfalls Talente hat? 

Die Erleuchtung kam mitten in den unfreiwilligen „Lernferien” für die (letztlich erfolgreiche) Maturaprüfung. Und zwar nach einem sehr schmerzhaften Kreuzbandriss beziehungsweise während der postoperativen Behandlung derselben durch einen Physiotherapeuten. 

„Menschen zu helfen, ihre Schmerzen loszuwerden: Das ist doch ein Beruf, der Sinn macht”, wurde ihm klar. Und fortan setzte sich Stefan Heim mit voller Kraft dafür ein, diesen Traumberuf zu erlernen. Dabei hatte er auch einige Schwierigkeiten zu überwinden. Die Ausbildung zum Physiotherapeuten war – damals wie heute – in Vorarlberg nicht möglich. Die Aufnahmeprüfung beim Joanneum in Salzburg hatte er zwar bestanden, das Kontingent der streng limitierten Ausbildungsplätze war aber bereits ausgeschöpft. Nach einem kurzen Intermezzo als Student an der Wirtschaftsuni in Innsbruck – das ihn darin bestärkte, als Physiotherapeut mehr bewirken zu können – erfuhr Stefan Heim von einem alternativen Ausbildungsweg über eine private Akademie in der Schweiz.

Kostspieliges Studium an der Privat-Uni

Für die vierjährige Ausbildung in diesem renommierten Institut war allerdings ein „kleiner Obolus” von 45.000 Schweizer Franken fällig. Bei der Sparkasse bekam er dafür ein Studentenkonto mit dem entsprechenden Überziehungsrahmen. „Das war schon eine harte Zeit”, erinnert sich Heim: Alles Geld, das er durch diverse Jobs in den Semesterferien verdiente, wanderte umgehend auf dieses Konto, das trotzdem immer in leuchtend roten Zahlen aufleuchtete.

Im Jahr 2000 war es dann endlich soweit: Bei „Medisport” in Frastanz begann Stefan Heim als diplomierter Physiotherapeut die Laufbahn in seinem Traumberuf. 14 Jahre lang betreute er Patienten mit verschiedensten Problemen. Darunter auch Fußballprofis etwa des SCR Altach, die er vier Jahre lang in der 2. und ein Jahr in der Bundesliga direkt am Spielfeld sowie während der Woche bei Medisport (möglichst) schmerzfrei und fit hielt. 

Ab dem Eintritt bei Medisport absolvierte er außerdem praktisch permanent Zusatzausbildungen etwa zum Sport-Physio­therapeuten, für klinisches Patientenmanagement, Er­näh­­­rungs­­kunde, laktatunterstütztes Ausdauertraining, In­ver­­sions­therapie und vieles mehr.

Stefan Heim ist vielseitig talentiert. Der ehemalige Kunstturner und Fußballer begeistert auch als Sänger und Schauspieler. Seine Berufung hat der Thüringer allerdings nicht auf der Bühne, sondern in der Physiotherapie gefunden.

„Das waren spannende und lehrreiche Jahre”, resümiert Stefan Heim. Mit Anfang 40 fühlte er sich bestens gewappnet für sein eigenes Studio. Der frühere Gasthof Hirschen im Ortszentrum von Thüringen – einen Steinwurf entfernt von seinem Elternhaus bei der ehemaligen Metzgerei Heim – wurde gerade umgebaut. Martin Küng, der Bauherr und gute Freund von Stefan Heim, zeigte ihm die Pläne und Stefan Heim war gleich „Feuer und Flamme”. Ein halbes Jahr lang verbrachte er mit der Raumeinteilung und Detailplanung für seine künftige Praxis. 

Am 1. Juni 2015 konnte Eröffnung gefeiert werden. Mit diesem Tag begann auch die Erfolgsgeschichte des Unternehmers Stefan Heim, der seit dem ersten Tag von seiner Schwester Petra Tschofen in Sachen Buchhaltung und Administration unterstützt wird. „Sie ist mir eine ganz wichtige Hilfe”, betont Stefan Heim. Weil sie die aufwendige Bürokratie im Griff hat, kann er sich mehr auf das Wesentliche konzentrieren: Die Arbeit mit den Patienten. „Unser Gesundheitssystem ist im internationalen Vergleich sicher nicht schlecht aufgestellt. Aber in vielen Bereichen bleibt Ärzten und Therapeuten einfach nicht ausreichend Zeit für ihre Patienten.”

„Das kommt bei mir natürlich auch vor”, gibt Heim zu, dass es aus verschiedenen Gründen trotz sorgfältiger Terminplanung einmal „eng” werden kann. Etwa dann, wenn Patienten mit akuten Schmerzen ohne Termin um Hilfe bitten. „Dann schicken wir natürlich niemanden weg!”

Und schließlich können auch er oder eine/r seiner mittlerweile drei angestellten PhysiotherapeutInnen durch Krankheit ausfallen.

Eine Idee, die ihn nicht losließ

Vor gut zwei Jahren ist der Bludenzer Herzspezialist Dr. Daniel Gfrerer mit der damals noch eher vagen Idee eines interdisziplinären Gesundheitszentrums auf Stefan Heim (und einige andere Therapeuten und Mediziner, mit denen er gut zusammenarbeitet) zugekommen. Angesichts des vollen Terminkalenders in seiner Praxis in Thüringen sah Heim dafür aber nicht genügend Kapazitäten.

Die Idee selbst ließ ihn aber nicht mehr los: „Ich habe leider oft erlebt, dass es Monate dauert, bis meine Patienten einen von mir empfohlenen Termin beim Facharzt bekommen. Und dann dauert es noch einmal, bis ich die Expertise erhalte”, schildert Stefan Heim. „Ein Gesundheitszentrum, in dem viele verschiedene Fachleute auf kurzem Weg zusammenarbeiten, um das Beste für ihre Patienten zu erwirken, könnte die medizinische Betreuung auf ein ganz neues Niveau heben”, wurde ihm seither immer mehr klar.

„Ich bin mit dabei im Gesundheitscampus.”

Im Sommer letzten Jahres luden Dr. Gfrerer und seine Mitstreiter zu einem Meeting: Das bauliche Konzept des Gesundheitscampus Bludenz rund um die  ehemalige „Gassner Villa” der Firma Getzner, Mutter & Cie wurde vorgestellt und die möglichen Partner lernten sich kennen: „Ich war rundum begeistert: Von den räumlichen Möglichkeiten im künftigen Campus, vom medizinisch-therapeutischen Konzept und vor allem auch vom Teamspirit aller Beteiligten”, berichtet Stefan Heim.

Bald nach diesem Treffen fiel sein Entschluss: „Ich bin dabei”, meldete er Initiator Dr. Daniel Gfrerer und dem Campus-Geschäftsführer Siegfried Marxgut zurück. Stefan Heim und alle übrigen Beteiligten fiebern jetzt dem Herbst 2024 entgegen: Dann soll der Campus eröffnet werden.

Der Gesundheitscampus wird derzeit rund um die frühere „Gassner Villa“ errichtet. Hier sollen ab Herbst 2024 moderne Gesundheitsdienstleistungen verschiedenster Disziplinen für eine gesamtheitliche Betreuung von Patienten nach dem biopsychosozialen Modell geboten. Ergänzend zu seiner Praxis in Thüringen wird sich auch Stefan Heim im neuen Gesundheitscampus Bludenz für seine Patienten engagieren.
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